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Schiffsunglück: Rhein bleibt weiter gesperrt

Nach dem schwersten Containerschiff-Unfall auf dem Rhein seit 25 Jahren bleibt Deutschlands meistbefahrene Wasserstraße bei Köln noch voraussichtlich bis Freitag gesperrt. Mehr als 100 Schiffe "stehen im Stau".

Köln - Einen Tag nach der Havarie des Frachters "Excelsior" wurden Ermittlungen gegen die Besatzung eingeleitet. Der Grund für den Unfall, bei dem der Frachter am Sonntag bei Köln-Porz in Schräglage geraten war, ist noch unklar. Von 31 Containern, die über Bord gegangenen waren, werden noch sechs vermisst. Darunter befindet sich auch ein Gefahrgut-Behälter mit einem Beiz- und Gerbmittel. Der Rhein ist auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern für die Schifffahrt gesperrt.

Mehr als 100 Schiffe warteten auf ihre Weiterfahrt. Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht. Das Schiff mit 2630 Tonnen Fracht in 103 Containern sei nicht überladen gewesen, teilten Wasserschutzpolizei, Feuerwehr sowie das Wasser- und Schifffahrtsamt am Montag mit.

"Umleitungen haben wir nicht, was Wasserstraßen angeht", sagte die Leiterin des Kölner Wasser- und Schifffahrtsamts, Birgitta Beul. Ziel sei es, die Schifffahrt möglichst schon vor Freitag zumindest teilweise freizugeben. Die bislang längste unfallbedingte Sperrung des Rheins hatte 1982 nach einem Schiffsbrand bei Unkel sechs Tage gedauert. Damals waren 63 Container über Bord gegangen.

Verursacher der Havarie haftet für Bergungskosten

Es sei mit einem sehr hohen Sachschaden zu rechnen, allein die Bergung des Schiffes werde eine sechsstellige Summe verschlingen, sagte der Leiter der Wasserschutzpolizei, Thomas Worringer. Zudem muss pro festsitzendem Schiff mit einigen tausend Euro Schaden gerechnet werden. Der Verursacher der Havarie sei haftbar für die Bergungskosten. Aber Schäden anderer Schiffe durch das Stilllegen würden nicht vom Verursacher getragen.

Unklar sei, ob es einen technischen Defekt oder menschliches Fehlverhalten gegeben habe, sagte Worringer. Ermittelt werde in alle Richtungen. Der 64-jährige Schiffsführer habe noch keine Aussagen gemacht. Die 105 Meter lange und gut 11 Meter breite "Excelsior" sei am Sonntag aus noch ungeklärter Ursache in Schräglage geraten. Der Schiffsführer habe dann versucht zu wenden. In dieser Zeit seien 31 der in vier Schichten übereinander gestapelten Container über Bord gegangen, darunter drei Gefahrgut-Behälter. In den anderen Containern habe sich eher unproblematische Ladung wie Holz, Plastikteile, Lebensmittelkonserven oder Maschinenteile befunden.

Ursache der instabilen Lage bislang unklar

Die "Excelsior" war aus Mannheim kommend in Richtung Rotterdam unterwegs gewesen. Die Container seien nicht mit Drahtseilen fixiert gewesen. Das schrieben die derzeitigen Regeln aber auch nicht vor, erklärte Worringer. "Wir versuchen zu klären, was an Bord passiert ist, wissen aber nicht, was zu der instabilen Lage geführt hat." Der Eigner der "Excelsior", die Neckar-Reederei aus Neckarsteinach, teilte mit, dass sie die "Excelsior" an eine Firma aus der Schweiz verliehen habe.

Der erste der insgesamt drei über Bord gegangenen Gefahrgut-Container wurde inzwischen geborgen. Er enthielt 22 Tonnen Kraftstoff-Zusatzstoff, wie Stephan Neuhoff, der Direktor der Kölner Feuerwehr, mitteilte. "Der Behälter ist in einer sehr komplizierten Bergungsaktion in der Nacht im Wasser zunächst schwimmend in die Waagerechte gebracht worden", sagte er. Danach sei er ausgepumpt und an Land gehoben worden. Ein weiterer soll sich noch im Uferbereich befinden. Der Container mit dem Beiz- und Gerbmittel wurde bis zum Montagnachmittag noch nicht gesichtet.

Ein Teil der gesunkenen Behälter soll von Dienstag an mit Hilfe spezieller Schwimmkräne geborgen werden. 14 der Container waren nach Angaben Beuls in der Fahrrinne gesunken, 17 befanden sich in Ufernähe. "Die Sucharbeiten werden in den nächsten Tagen intensiv fortgesetzt", sagte die Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes.

(tso/dpa)

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