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Panorama: Schluss mit Barbie

Viele Mädchen in den USA proben eine neue Rolle – als Macho

Blond, schlank, charmant, naiv: So wünschen sich die meisten amerikanischen Eltern ihre Töchter. Eine Mischung aus Barbie und Grace Kelly wird da eingefordert. Doch das Bild vom „all american girl“ bekommt Risse. Ausgerechnet die Mädchen selbst wollen sich nicht mehr an vorgegebene Rollenbilder halten. Stattdessen proben sie die sexuelle Revolution und revoltieren gegen die oft noch immer geltenden Regeln puritanisch-geprägter Erziehung.

Vor allem wenn es ums „Daten“ geht, um Verabredungen, wollen die weiblichen Teenies die Federführung nicht länger ihren männlichen Altersgenossen überlassen. Die Zeiten scheinen vorbei, in denen junge Frauen lieber solo blieben, als einen Mann um ein Date zu bitten – von mehrmaligen Anrufen ganz zu schweigen. Und das verunsichert die Männer: „Mädchen sind viel aggressiver als Jungs“, sagt John Bernard, 16-jähriger Schüler in Manhattan, „sie wissen, was sie wollen und haben mehr Power als wir. Langsam macht mir das Angst.“

Johns Meinung wird von Tabi Upton, Psychologin am Johnson Mental Health Center in Chattanooga, Tennesse, bestätigt. In einem Artikel der „New York Times“ schreibt sie, dass immer mehr Jungs in ihre Sprechstunde kämen, weil sie nicht wüssten, wie sie mit der offenen Art ihrer Mitschülerinnen umgehen sollen. „Die Mädchen warten nicht mehr darauf, nach Sex gefragt zu werden, sondern fragen selbst. Das ist wirklich neu für dieses Land.“

Auch Soziologen sind auf diesen neuen Umgang amerikanischer Mädchen aufmerksam geworden. Sie führen den Wandel auf die Omnipräsenz von sexuellen Themen in Medien, Werbung und Gesellschaft zurück und kritisieren, dass die Mädchen eher frühreif als emanzipiert seien. Auch die New Yorker Psychologin Linda Carter sieht die Ursachen für das Verhalten der jungen Frauen in den Medien, etwa in TV-Serien wie „Sex and the City“. Die US-Popkultur sei voller sexueller Anspielungen, die sich am heftigsten in der Generation niederschlagen, die für die Medien am zugänglichsten ist – bei Teenagern. „Am Anfang wurde etwa ,Sex and the City‘ hauptsächlich von Yuppies gesehen. Seitdem die Serie aber so ein Erfolg wurde, hat sie so viel Diskussion über weibliche Sexualität nach sich gezogen, dass sie die Mädchen stark beeinflusst hat“, meint Carter.

Anne Schwan[New York]

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