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Das Loch in Schmalkalden soll natürliche Ursachen haben - beunruhigend.

© Reuters

Schmalkalden: Plötzlich war da ein Loch

Im thüringischen Schmalkalden tat sich ein Krater auf – ein Hohlraum unter der Erdoberfläche war zusammengebrochen.

Die Aufnahmen aus der Luft zeigen ein gespenstisches Bild. Ein tiefer, breiter Krater hat sich mitten in Schmalkalden aufgetan. Und er wird immer größer. Zwanzig Meter tief ist das Loch in dem Wohngebiet des thüringischen Ortes, der Durchmesser beträgt etwa 40 Meter. Ein parkendes Auto wurde mitgezogen, als die Erde in sich zusammensackte. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand.

Die Stadtverwaltung berichtete auch von Rissen an Häusern. Insgesamt neun Gebäude wurden evakuiert. 25 Bewohner seien vorläufig bei Verwandten und Bekannten untergebracht worden, teilte die Polizei mit. Einige Anwohner werden von Seelsorgern betreut. Ob und wann die Anwohner in ihre Häuser zurückkehren können, ist noch unklar. Für die Betroffenen würden Ferienwohnungen als Unterkünfte organisiert, sagte Bürgermeister Thomas Kaminiski dem MDR.

Ein Anwohner war gegen 3 Uhr in der Nacht von einem Rasseln wach geworden und hatte die Polizei alarmiert. Es habe sich angehört, als würde mehrere Schotterlaster ihre Ladung zur Unzeit abkippen, sagte ein Zeuge. Doch als die Anwohner ans Fenster traten, sahen sie: Dort, wo zuvor die Straße war, klaffte nun in ein riesiges Erdloch.

Bürgermeister Kaminski sprach von mehr als 20 000 Kubikmetern Erde, die in die Tiefe gerutscht seien. Einen solchen Einsatz hatte auch die Feuerwehr nicht erwartet, als sie ausrückte. „Wir wurden zu einem Loch in der Straße mit Wasserrohrbruch gerufen. Mit solch einem Ausmaß hat keiner gerechnet“, sagt Marco Gröger von der Freiwilligen Feuerwehr. Um das Gebiet nicht weiter zu gefährden, wurden Wasser, Strom und Gas zeitweise abgestellt. Das Loch wurde auch noch am Nachmittag stetig größer, der Rand bröckelte. Eine Garage mit mehreren Autos sei vom Einsturz bedroht, hieß es.

Erdrutsche in Thüringen stehen oft im Verdacht, eine Folge des Bergbaus zu sein. Auch in Schmalkalden wurde in den letzten Jahrhunderten Eisenerz abgebaut. Dies stehe jedoch in keinem Zusammenhang mit dem vorliegenden Fall, sagte der Pressesprecher der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Lutz Baseler, dem Tagesspiegel. Bergmännische Tätigkeiten kämen als Ursache für den Krater nicht infrage, versicherte auch der Leiter des Thüringer Landesbergamtes, Hartmut Kießling. Vermutlich sei ein unterirdischer Hohlraum zusammengebrochen, sagte Kießling auf einer Pressekonferenz. Die Hohlräume entstehen, wenn Erdbestandteile wie Salz oder Kalk von unterirdischem Wasser gelöst und weggespült werden. Je feuchter die Witterung, desto größer ist die Gefahr für Erdrutsche. Ob Steinsalze, Kalziumsulfate oder Kalksteinpakete ausgespült worden seien, könne noch nicht gesagt werden. Vor allem Karstgebiete und Kalireviere, in denen viel lösliches Gestein vorkommt, sind gefährdet.

Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, die Stabilisierung des Erdloches habe jetzt oberste Priorität. Allerdings sei der Einsatz schwerer Technik problematisch, da noch immer Erdmassen nachstürzen könnten. Reinholz will am Dienstag dem Kabinett berichten. Mit dem Verfüllen des Loches könne frühestens am Dienstagmorgen begonnen werden, hieß es.

Es war nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass in Thüringen die Erde nachgab. In Tiefenort im Wartburgkreis, vierzig Kilometer von Schmalkalden entfernt, war im Januar ein zwei Meter tiefes Loch entstanden. Fünf Häuser sind mittlerweile unbewohnbar. Gutachten hatten auch hier ergeben, dass der Erdrutsch natürliche Ursachen hatte.

Generell sind solche Erdfälle nicht selten. Etwa 20 bis 30 Mal im Jahr bricht irgendwo in Thüringen die Erde ein. Üblicherweise passiert dies jedoch auf unbewohntem Gebiet, im Wald oder auf Feldern.mit dpa/dapd

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