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Schmerzensgeld: Missbrauchsopfer weisen Angebot der Jesuiten zurück

Frühere Missbrauchsopfer an Jesuitenschulen und Vertreter des Ordens haben sich am Samstag in Berlin getroffen, um über Entschädigungsforderungen zu sprechen. Die Vorstellungen beider Seiten liegen noch weit auseinander.

Der Sprecher der Missbrauchsopfer, Matthias Katsch, sagte nach dem Treffen vor Journalisten, das Angebot der Jesuiten über eine „Summe im vierstelligen Bereich“ sei abgelehnt worden. Die Betroffenen fordern nach Angaben Katschs für jeden Fall einen Betrag von 82.373 Euro.

Dies sei der Durchschnitt, der in den vergangenen Jahren bei Gerichten in Deutschland und Österreich an Schmerzensgeld „für Schäden an der Seele“ durchgesetzt worden sei, sagte der Sprecher. Das Gespräch war auf Einladung des sogenannten eckigen Tisches der Betroffenen zustande gekommen.

Für die Jesuiten nahmen deren oberster Vertreter in Deutschland, Stefan Kiechle, sowie der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, und der Direktor des Kollegs Sankt Blasien, Johannes Siebner, teil. Mertes hatte zu Beginn des Jahres sexuelle Übergriffe von Padres an dem Berliner Gymnasium in den 1970er und 1980er Jahren öffentlich gemacht und damit die Debatte um Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands ins Rollen gebracht.

Nach dem zunächst ergebnislosen Berliner Treffen wird der Konflikt auch die Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz am kommenden Montag in Fulda erreichen. Der Sprecher der Missbrauchsopfer, Katsch, kündigte in Berlin an, dass die Opfer sich bei der Bischofskonferenz bemerkbar machen würden. Sie wünschen außerdem eine Ablösung der von den Jesuiten eingesetzten Beauftragten, Rechtsanwältin Ursula Raue, und schlugen vor, die frühere Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer mit dieser Aufgabe zu betrauen. Fischer hatte die Veranstaltung in Berlin am Samstag moderiert.

Ordenssprecher Thomas Busch hatte vor dem Treffen gesagt, es solle darum gehen, „wie so eine Genugtuungszahlung aussehen könnte“. Der Jesuitenorden wollte im Vorfeld dem Eindruck begegnen, der Orden setze mit finanziellen Angeboten an Missbrauchsopfer vor der Herbstvollversammlung die katholischen Bischöfe unter Druck.

In der „Süddeutschen Zeitung“ hatte Kiechle in der zurückliegenden Woche gesagt, über die Höhe der Entschädigungen müsse noch geredet werden. „Wir denken an eine Summe im vierstelligen Bereich.“ Es sei noch nicht entschieden, ob der Mindestbetrag bei 5000 Euro liegt.

„Ja, wir wissen, dass wir bluten müssen“, sagte Kiechle. 200 ehemalige Schüler hätten sich beim Orden gemeldet und gesagt, dass ihnen sexuelle Gewalt angetan worden sei. „Wie viele von ihnen auch eine Entschädigung wollen, wissen wir nicht.“ dpa

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