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Lange Zeit schwieg Doris Schröder-Köpf über ihr Privatleben.

© Hollemann/dpa

Schröder-Köpf contra Altkanzler Schröder: Das Ende der Geduld

Doris Schröder-Köpf und Gerhard Schröder waren 18 Jahre verheiratet. Jetzt hat sie öffentlich gemacht, dass die Ehe auch wegen der neuen Freundin des Altkanzlers scheiterte.

Als sich Hiltrud Schwetje und Gerhard Schröder 1997 trennten, erschien die „Bild“-Schlagzeile „Nächtelange Diskussionen und kein Schnitzel“. Die Botschaft des Ehemannes und Wahlkämpfers, der sich nah bei den Arbeitern, beim „kleinen Mann“, verortete, war klar: Die Frau nervt, und macht ihm nicht mal sein Lieblingsessen!

„Bams, Bild und Glotze“ – der Spruch ist längst Legende – sei alles, was einer wie er brauche, um erfolgreich Politik zu machen. Am Freitag, mitten im Schlussspurt des Bundestagswahlkampfes, titelte „Bild“ nun: „Doris motzt über Frau Kim.“ Gemeint war Gerhard Schröders neue Freundin, mit der er seit einiger Zeit liiert sein soll. Doris Schröder-Köpf war 18 Jahre mit dem Altkanzler verheiratet, seit Ende 2016 leben sie in Trennung. Beide haben zwei russische Adoptivkinder, zudem hat Schröder-Köpf aus erster Ehe eine Tochter. Sie selbst ist nun mit dem Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius, zusammen.

Doch während die 54-Jährige normalerweise streng diszipliniert über ihr Privatleben schweigt, ist es dieses Mal anders. Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe veröffentlichte am Montagabend um 22:31 Uhr auf ihrer privaten Facebook-Seite einen Kommentar zu zwei Bildern, auf denen Schröder zu sehen ist, wie er lachend neben dem koreanischen Präsidenten seine Autobiografie vorstellt. Schröder-Köpf schreibt: „Es ist sehr bedauerlich, dass die Rechte für die Autobiografie nicht an die Kinder, sondern an eine Frau übertragen wurden, die mit diesen Lebensabschnitten nichts zu tun hat. Dennoch: Eine lesenswerte Lektüre auch mehr als ein Jahrzehnt nach Erstveröffentlichung in Deutschland!“ Was sie nicht sagt: Die Fotos von Schröder und seiner offenbar neuen koreanischen Freundin mit dem koreanischen Präsidenten stammen vom 12. Oktober. Auf Facebook kann man aber nachvollziehen, was an jenem Tag zu Hause in Hannover stattfand, denn es gibt einen Eintrag von Schröder-Köpf: Sie gratuliert ihrem Sohn zum Geburtstag.

Am Tag, als der Sohn in Hannover Geburtstag feiert

Gerhard Schröder wiederum stellte am Tag des Geburtstages seines Kindes in Korea ein elf Jahre altes Buch vor und verschenkte zudem die Rechte an dem Buch an die koreanische Freundin, die seine Dolmetscherin ist und zudem geschäftliche Beziehungen nach Deutschland haben soll. Nach Angaben des Magazins "Stern" sollen in das Unternehmen der Freundin seit 2011 Aufträge eines nordrhein-westfälischen Landesunternehmens bekommen haben, allein 2016 Aufträge im Wert von 180 000 Euro. Gleichzeitig mit der Vorstellung des Buches in Korea, befindet sich die SPD in Niedersachsen im heißen Wahlkampf - für die Bundestagswahl und die anschließende Landtagswahl im Oktober. Auch Doris Schröder-Köpf kandidiert wieder für das Landesparlament.

Vorrat an Solidarität ist aufgebraucht

Zwei Tage später ändert sie ihr Titelbild auf Facebook, man sieht sie vor den Porträts der Altkanzler Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder. Jetzt schreibt sie: „...aufgrund von Veröffentlichungen... sehe ich mich veranlasst, einmalig... Stellung zu nehmen: Frau Kim war... 2016 der Anlass, wenn auch nicht der alleinige Grund, für die endgültige Trennung. Unsere Familie ist dem Wunsch nach Diskretion gefolgt, da Frau Kim erst ihre privaten Verhältnisse ordnen wollte. Die öffentlichen Auftritte zeigen, dass das offenkundig erfolgt ist.“ Danach lässt sie das Titelbild stehen, das neue Profilbild zeigt zudem eine fröhlich lachende Doris Schröder-Köpf in grünem Strickpullover und Jeans.

Eine Ehetrennung und ihre Folgen sind immer privat – selbst bei Prominenten. Doch dass ausgerechnet Doris Schröder-Köpf Einblicke in die gescheiterte Beziehung gibt, wird kein Zufall sein. Der große Vorrat an Solidarität und Zurückhaltung, den sie gegenüber ihrem Ex-Ehemann jahrelang aufgebracht hat, war womöglich endgültig aufgebraucht.

Sie selbst hat einmal erzählt, dass sie immer mit der „Fleiß-Methode“ arbeiten müsse und nur schwer improvisieren könne. Ihr Ehemann würde diese Methode gar nicht gut finden, lache über sie. Wenn früher zu Kanzlerzeiten etwa der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski mit seiner Ehefrau zu Besuch kam, hat sie zur Vorbereitung die Geschichte Polens gelesen. Als sie 2012 für das Landesparlament in Niedersachsen kandidierte, hatte sie anfangs Probleme frei zu reden und hat sich stattdessen lange und gründlich vorbereitet. Ein Gräuel für ihren Ehemann. Dabei hat Schröder selbst immer wieder hervorgehoben, wie wichtig Doris Schröder-Köpf auch als politischer Sparringspartner für ihn sei. Man könnte auch sagen, er hatte Visionen, sie machte das Klein-Klein. Die Namensgebung Agenda 2010 für die Hartz-Gesetzgebung stammt von ihr.

Schröder wurde nie ein Familienmensch

Als die Kanzlerschaft 2005 endete und ein paar Jahre ins Land gegangen waren, hatte Schröder-Köpf die Hoffnung, das nun er zurückstecken könnte, ein bisschen zurückgeben wollte, was sie für ihn getan hatte; einfach, weil es selbstverständlich gewesen wäre. 2010 formulierte sie es so: „Ich will nicht leugnen, dass es harte Gefechte gegeben hat. Das Schwierigste war, ihm klarzumachen, dass es Zeiten gibt, in denen er für die Familie zuständig ist.“ 2012 sagte sie im Tagesspiegel diplomatisch: „Mein Mann macht derzeit mit den Kindern mehr, als es der Generation meines Vaters möglich war und weniger, als es für die Generation meines jüngeren Bruders üblich ist.“

Doch ihre stille Hoffnung, dass sich der Machtmensch Gerhard Schröder doch noch zu einem verantwortungsvollen Familienmenschen wandelt, wurde nie erfüllt. Ein Leben ohne öffentliche Aufmerksamkeit wollte Schröder nie, ein Leben nur mit der Aufmerksamkeit der eigenen Familie erschien ihm offenbar unerträglich. Vielleicht konnte er nicht anders, als Vollblutpolitiker, als einst mächtigster Mann im Land, zudem mit dieser Biografie: Kriegskind, der selbst keinen Vater als Erzieher hatte. Schröder war immer einer, der sich sein Ego nur über eigene Leistungen holen konnte.

Da war lange niemand, der ihn klasse fand – außer die Mutter. Später gab es vielleicht als Fußballer Applaus, als er sich vorne im Sturm reinwarf mit Wucht und weniger Technik. Dann rüttelte er in Bonn am Zaun mit den tausendfach zitierten Worten, er wolle dort rein, nämlich ins Kanzleramt. In einem langen Gespräch hat Doris Schröder-Köpf einmal sehr zaghaft angedeutet, das da kein natürliches, gesund gewachsenes Selbstbewusstsein sei. Menschen können nicht immer aus ihrer Haut, manchmal ändern sie sich nie.

"Ich habe jetzt ein neues Leben"

Auch sie hatte ihren Plan im Kopf, und dieser Kopf war politisch. Zu Hause im bayrischen Tagmersheim bei Augsburg wollte sie nicht bleiben, also zog sie aufs Internat zu den Franziskanerinnen nach Dillingen. Nach dem Abitur folgte ein Volontariat bei der „Augsburger Allgemeinen“, später war sie in Bonn Hauptstadtkorrespondentin für „Bild“ und „Kölner Express“. Sie hat Guido Westerwelle noch als Vorsitzenden der Jungen Liberalen interviewt oder Texte des Volontärs und späteren „Bild“-Chefs Kai Diekmann redigiert. Ihre Beziehung zu einem ARD-Journalisten, mit dem sie in New York lebte, scheiterte. Sie kam als Alleinerziehende zurück. Aus New York nach Tagmersheim, Landkreis Donau-Ries, weil sie woanders keinen Krippenplatz bekam.

Als Doris Schröder-Köpf, 2012 beschloss selbst für die SPD in die Politik zu gehen, schloss sie ein anderes Leben ab: Das einer Person, die öffentlich immer im Schatten des Ehemannes zu stehen hatte. Sie hatte nie ein Problem, sich in diese Rolle zu fügen, sie tat es aus Liebe und mit Disziplin. Die Rolle war alternativlos. Doch 2012 sagte sie: „Ich habe jetzt ein neues Leben, es hat für mich persönlich eine neue Qualität. Das macht mich glücklich.“ Auf die Frage, wann es sie ärgere, immer auch die Ehefrau des Ex-Kanzlers sein zu müssen, antwortete sie: „Es ärgert mich immer dann, wenn mich dieser Umstand nahezu wehrlos macht. Aus dieser privaten Verbindung ergeben sich nämlich auch Verpflichtungen, die über den Tag hinaus andauern.“

Gerhard Schröder hat es mit seinen Pflichten nie so genau gehalten.

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