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Panorama: Schulfeste mit Wachschutz und Polizei

Nach dem Lichtenrader Gewaltausbruch: Schulen berichten, wie sie für Sicherheit sorgen

Schulfeste in Berlin sind unter Umständen nur mit Vorsicht zu genießen. Immer häufiger kommt es vor, dass Polizei oder Wachschutz gerufen werden, um Partys, Weihnachts- oder Faschingsfeiern zu schützen. Der gewalttätige Überfall im Lichtenrader Georg-Büchner-Gymnasium, bei dem ein Polizist von schulfremden Jugendlichen schwer verletzt wurde, überrascht Berliner Schulleiter deshalb nur bedingt.

„Die Schärfe der Auseinandersetzung hat zugenommen“, beschreibt der Leiter der Reinickendorfer Thomas-Mann-Gesamtschule, Frank Braune, seine Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre. Auch früher schon habe es zwar Konflikte oder Schlägereien gegeben. Neu sei aber, dass die Schläger jetzt eher in Gruppen aufträten und es sich „in fast allen Fällen“ um Migranten handele. Braune hatte im vergangenen Sommer ein Konzert absagen müssen, weil Schläger im Anmarsch waren (wir berichteten). „Ich laufe doch nicht ins offene Messer“, rechtfertigt er die umstrittene Absage. Er könne doch nicht riskieren, dass jemand Schaden nehme. Um bei Abifeten keine unangenehmen Überraschungen zu erleben, engagieren seine Schüler inzwischen einen privaten Wachschutz, den sie vom Erlös der Eintrittskarten bezahlen. Zusätzlich wird der Polizeiabschnitt informiert.

Polizeipräsenz gibt es auch bei den Weihnachtsmärkten der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Marienfelde. Auslöser war zunächst, dass Schulfremde die zum Weihnachtsmarkt gehörende Diskothek, „übernehmen“ wollten, erinnert sich Schulleiter Karl Pentzliehn. Auch in diesem November war er über die Polizeipräsenz froh, weil jugendliche Migranten versuchten, auf der Straße den Zugang zum Weihnachtsmarkt zu verrsperren. „Die Polizei musste sogar Verstärkung holen“, berichtet Pentzliehn.

Derartige Vorfälle gibt es inzwischen in allen Bezirken. Eine Charlottenburger Schülerin berichtet, dass die Faschingsfeier am Wald-Gymnasium von Fremden gestört wurde. Es kam zu einer Schlägerei und zu Diebstählen. „Jetzt dürfen wir keine Faschingsfeier in der Schule mehr machen“, lautet das traurige Ergebnis.

Eine derartige Reaktion hält Landeselternsprecher André Schindler eher für falsch. Man dürfe „nicht nachgeben“, sondern dennoch an der Schule feiern – sei es auch mit Polizeipräsenz. Allerdings müsse sich die Gesellschaft fragen, „wo wir angelangt sind, wenn es schon so weit ist“. Über diese Frage müsse sich die Bildungsverwaltung ebenso „Gedanken machen“ wie die Senatsverwaltung für Inneres, findet Schindler.

Auch die Schüler sind durch den aktuellen Vorfall an der Georg-Büchner- Schule alarmiert. Generell stelle er eine „zunehmende Gewaltbereitschaft fest“, sagt Michael Schmidt vom Bildungswerk der Landesschülervertretung. Allerdings sei der Vorfall in Lichtenrade „völlig ungewöhnlich“, was das Ausmaß an Gewalt anbelange. Auch Landesschülersprecher Gino Block kennt keine vergleichbaren Vorkommnisse. Jedoch ist ihm das „Phänomen des Partyaufmischens“ bestens bekannt. Der 16-Jährige aus Hellersdorf plädiert wie Schindler dafür, nur im Ausnahmefall eine Feier abzusagen.

Gute Erfahrung macht die Reinickendorfer Bettina-von-Arnim-Gesamtschule mit Streitschlichterprogrammen, die dazu führen, dass Gewalttendenzen im Umfeld der Schule angegangen werden können, berichtet Leiterin Monika Beuerle. Allerdings hat sie auch gute Voraussetzungen: Zehn Sozialpädagogen sind an ihrer Schule beschäftigt, darunter einer mit türkischem Hintergrund. Der arbeite gezielt mit türkischen und arabischen Jugendlichen. „Es geht bei den Auseinandersetzungen immer um Ehre oder darum, wer wen falsch angeguckt hat“, sagt Monika Beuerle. Da helfe es schon, wenn jemand aus dem eigenen Kulturkreis mit den Schülern spreche. In diesem Zusammenhang ist sie auch froh darüber, dass Rapper Sido zu ihren ehemaligen Schülern gehört: Der halte Kontakt und habe jetzt sogar einen Film an seiner alten Schule gedreht.

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