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Der InterCity der zweiten Generation der Bahn wird im Fernverkehr eingesetzt. Dort wackelt er bisweilen von A nach B.

© dpa

Schwankender IC: "Wackeldackel" bei der Bahn

Ein neuer Doppelstock-Zug schwankt so heftig, dass es Fahrgästen auch schon Mal übel wird. Die Bahn will das Problem nun endlich angehen.

Intern heißt er „Wackeldackel“, der neue Doppelstockzug des Fernverkehrs der Bahn. Offiziell ist es der IC 2, der alte Inter-City-Wagen ersetzen soll. Seit Dezember fährt er auf der Strecke Cottbus–Norddeich auch durch Berlin. Zum „Wackeldackel“ wurde der Zug, weil er teilweise so heftig schaukelt, dass es Fahrgästen sogar schon übel geworden ist. Noch in diesem Monat will die Bahn nach Angaben einer Sprecherin testen, ob dem Zug durch Anpassungsarbeiten das Wackeln abgewöhnt worden kann. Überrascht worden sei man von dem unerwünschten Effekt nicht, sagte die Sprecherin. Schon bei Tests habe man festgestellt, dass die Doppelstöcker stärker als herkömmliche Züge schwankten, was sich vor allem im Oberdeck bemerkbar mache. Seither habe man zusammen mit dem Hersteller Bombardier versucht, die Ursache zu finden.

Es gebe aber keinen Fehler, den man einfach beseitigen könne. Das Schwanken werde durch das Zusammenspiel von Rad und Schiene verursacht. Es trete auch nicht immer auf, sondern nur auf bestimmten Abschnitten im Netz, Nun versuche man, die Laufflächen der Räder so zu ändern, dass diese besser auf die Schienen „passen.“

Manche Fahrgäste haben die Fahrt auf den Gleisen schon mit einer Schiffsreise verglichen. „Es ist wie auf hoher See“, rief ein Fahrgast nach verschiedenen Berichten. Nicht überliefert ist, ob er begeistert war oder sich unwohl fühlte. Die Bahnsprecherin bestätigte, dass es eine große Zahl von Beschwerden gebe. Die Züge bleiben aber im Einsatz. Eine Gefahr für den Betrieb gebe es nicht.

Die neuen Fahrzeuge sind vom Eisenbahn-Bundesamt, der Aufsichtsbehörde der Bahn, abgenommen worden. Das Schwanken hatte die Behörde als „normgerecht“ eingestuft. Auch jetzt hat die Bahn vor dem geplanten Abschleifen der Räder wieder das Eisenbahn-Bundesamt eingeschaltet. Diese Arbeiten gehören aber zur normalen Wartung und müssen nicht extra genehmigt werden.

Bis 2030 will die Bahn 120 Züge anschaffen

Auch das Ausliefern weiterer Züge geht weiter. 27 sind für die Region Nordost bestellt, 18 sind nach Angaben der Sprecherin bereits ausgeliefert. Neun würden derzeit für den täglichen Einsatz benötigt, die anderen seien für Schulungsfahrten und als Reserve erforderlich. Langfristig will die Bahn bis 2030 insgesamt 120 dieser Züge beschaffen.

Sie setzt mit ihnen zum ersten Mal im Intercity-Verkehr Doppelstockwagen ein. Diese haben sich seit Jahren im Regionalverkehr bewährt. Durch ein Schwanken sind sie nicht aufgefallen. Und was hatte die Bahn nicht alles versprochen: Mehr Komfort, mehr Service, mehr Platz sollte es in den neuen Zügen geben – mit einer Vielzahl von Annehmlichkeiten. Teppichboden reduziere Fahrgeräusche und Trittschall, Gesprächsgeräusche sollen durch die fast geschlossenen Lücken zwischen den Sitzen und durch gepolsterte Kopfteile gedämpft werden. Snacks und Getränke gibt’s direkt am Platz, ein Speisewagen oder ein Bistro ist auch bei langen Fahrten nicht vorhanden. Für Familien gibt es Kleinkindbereiche. Und die modernen Züge verbrauchen rund 20 Prozent weniger Energie als die alten.

Allerdings ist bei Fahrgästen umstritten, ob sich Doppelstock-Züge für den Fernverkehr eignen. Wer mit viel – und schwerem – Gepäck reist, wird das Hochklettern ins Oberdeck vermeiden wollen, auch wenn die Bahn dort mit dem großartigen Ausblick wirbt, der derzeit aber durch das Schwanken getrübt wird.

Oft wird die Neigetechnik abgeschaltet

Dass Fahrgäste der Bahn über Übelkeit klagen, ist nicht neu. Nicht jeder Kunde verträgt das ständige Hin und Her bei den Neigetechnikzügen, die die Bahn schon seit Jahren einsetzt. Bei ihnen neigen sich die Züge in Kurven stärker als bei üblichen Zügen, so dass die Bahn mehr Tempo machen kann. Beim ICE-T, der vorwiegend zwischen Hamburg, Berlin und München eingesetzt wird, ist die Neigetechnik allerdings seit Jahren abgeschaltet, weil die Achsen nicht „dauerfest“ sind. Und auch im Regionalverkehr ist sie wegen technischer Probleme bei einer Baureihe abgeschaltet.

Beschwerden über das Neigen gab es auch schon bei der BVG. Deren Busse gehen an Haltestellen „in die Knie“, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Als die BVG die Technik nur noch nach Knopfdruck aktivieren wollte, gab es einen Proteststurm bis ins Abgeordnetenhaus. So weit ist die Bahn beim „Wackeldackel“ noch nicht.

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