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Schweinegrippe

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Schweinegrippe: Die Mexikaner sind es langsam leid

Das Virus macht den Mexikanern nicht nur als Krankheit zu schaffen. Es bringt das öffentliche Leben zum Erliegen. Doch nun haben die Menschen genug: Sie bevölkern langsam wieder die Straßen, verweigern Mundschutz und drängen sich an den Stränden.

Angelica und Arturo wollten sich am 2. Mai am Altar der Nationalheiligen Jungfrau von Guadalupe in Mexico-City das Jawort geben und ihre Eheschließung mit einem rauschenden Fest feiern. Das Restaurant und das Essen für 300 Gäste waren längst bestellt, das Brautkleid schon ausgesucht, die Hochzeitsreise gebucht. Die Grippeepidemie machte dem mexikanischen Paar einen dicken Strich durch die Rechnung. „Ich bin sehr enttäuscht, wir hatten alles bis ins Detail geplant“, schluchzte Angelica, der nichts anderes übrig blieb, als die Feier um ein paar Wochen zu verschieben. „Ich denke, die Regierung übertreibt“, machte die enttäuschte Braut ihrem Ärger Luft.

Präsident Felipe Calderon hat seine Landsleute aufgefordert, vom 1. bis zum 6. Mai zu Hause zu bleiben, um ein Ausbreiten der Grippe zu verhindern. Ein Infizierter kann nur fünf Tage lang andere anstecken, bevor sein Immunsystem alle Viren abgetötet hat. Aber nach einer Woche Notstand bei hochsommerlichen Temperaturen traten bei vielen Mexikanern erste Ermüdungserscheinungen auf. „Ich weiß nicht mehr, was ich mit den Kindern zu Hause noch machen soll. Sie sitzen seit Tagen nur vor dem Fernseher in unserer kleinen Wohnung. Heute werden wir in den Park gehen“, sagte die Kosmetikverkäuferin Martha Guerrero. Am Wochenende bummelten wieder Passanten im historischen Zentrum der Hauptstadt. „Wir mussten ein paar Einkäufe machen und haben das genutzt, um ein bisschen frische Luft zu schnappen“, sagte Familienvater Juan Manuel. Immer mehr Menschen verzichten auch auf den unbequemen Mundschutz.

Viele Hauptstädter nutzten die Brückentage – der 5. Mai ist in Mexiko ein nationaler Feiertag – für Ausflüge in die nähere Umgebung. An den Stränden von Acapulco drängten sich die Menschen. In Cholula, einem Ausflugsziel zwei Stunden außerhalb von Mexiko-Stadt, bummelten die Menschen über den pittoresken Markt und durch die gepflasterten Kolonialgassen. Die Restaurants unter den Arkaden am Hauptplatz waren gut besucht. Kinder spielten im Park. Der Musiker Omar Torres organisierte mit Freunden eine Party. Der Gitarrist aus Los Angeles war zu einer Konzertreise nach Mexiko gekommen, die aber wegen der Grippe suspendiert wurde. „Man muss positiv denken, wenn man Angst hat, passiert einem auch was“, erklärte er vergnügt.

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