zum Hauptinhalt
Ein Junge im kalifornischen Napa blickt nach dem schweren Erdbeben auf ein demoliertes Auto.

© dpa

Update

Schwerstes Erdbeben seit 25 Jahren: Milliardenschaden in Kalifornien

Eine Milliarde Dollar Schaden hat das schwere Erdbeben vom Wochenende in Kalifornien nach ersten Schätzungen verursacht. Aber auch in Peru und Chile bebte am Wochenende die Erde.

Das Napa Valley im Norden Kaliforniens gilt als eine der schönsten Gegenden in den USA. Hier gibt es Weinberge, so weit das Auge reicht. Winzer laden zur Weinprobe ein, und die viktorianischen Häuser in Napa und Sonoma bieten Boutiquen und Cafés. Ein Erdbeben hat am Sonntagmorgen die Idylle jäh zerstört: Tausende Häuser wurden beschädigt, viele komplett zerstört. Jetzt ist die Angst vor Nachbeben groß. Erst im März hatte ein Erdbeben der Stärke 5,1 die Westküste der USA erschüttert.

Das Beben mit Stärke 6,0 erwischte die Menschen im Napa Valley im Schlaf. Als es hell wurde, bot sich ein Bild des Schreckens. „Es sieht aus, als hätten Einbrecher jedes einzelne Zimmer verwüstet“, berichtete Malissa Koven dem Nachrichtensender CNN. Garret Gauer fand seinen Kühlschrank auf der anderen Seite der Küche wieder. „Das Beben fühlte sich stärker an als 1989“, sagte er. Beim bislang schwersten Erdbeben in der jüngeren Vergangenheit kamen 63 Menschen ums Leben, tausende wurden verletzt, ganze Straßen und Autobahnen zerstört.

Dagegen haben die Leute im Napa Valley Glück gehabt: Es gibt keine Toten zu beklagen, nur etwa einhundert Verletzte. Feuer zerstörte einige Wohnwagen, und 70 000 Haushalte waren für einige Stunden ohne Strom. Nach zahlreichen Wasserrohrbrüchen dürfte es mindestens eine Woche dauern, bis die Wasserversorgung für das Gebiet wieder hergestellt ist. Unklar ist, welche Schäden die Nachbeben bringen könnten: Seit Sonntagmorgen wurden bereits mehr als 60 kleinere Schockwellen gemessen. Der kalifornische Geologe John Parrish geht davon aus, dass sich die Nachbeben über die nächsten Wochen erstrecken werden.

Unterdessen haben die Aufräumarbeiten in zahlreichen Läden begonnen. Vor allem Weinhandlungen klagen über hohe Verluste: „Bei uns sind Hunderte von Flaschen aus den Regalen gefallen“, sagt David Duncan von der Silver Oak Winery. Erste Schätzungen amerikanischer Geologen gehen nach einem Bericht der „Washington Post“ von einem Schaden von mehr als einer Milliarde Dollar aus – zu viel für das beschauliche Napa. „Unsere Rücklagen reichen hier nicht aus“, sagte der Ortsvorsteher Mike Parness. „Wir brauchen Hilfe von außerhalb.“ Die ist bereits eingetroffen: Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown hat für das betroffene Gebiet den Notstand erklärt und schnelle Hilfe zugesagt.

Während die Bewohner im Napa Valley den Schock noch verdauten, bebte an einer anderen Stelle an der Westküste des amerikanischen Doppelkontinents erneut die Erde: Am Sonntag wurde der Süden Perus von einem Beben der Stärke 6,6 erschüttert, das sein Epizentrum unweit der Kleinstadt Cora Cora in der Region Ayacucho hatte. Das Beben war so stark, dass sogar die Menschen in der Hauptstadt Lima besorgt auf die Straße liefen. Nach ersten Erkenntnissen wurden mehr als ein Dutzend Häuser in der Region Ayacucho zerstört. Doch offenbar ist der Andenstaat noch einmal ohne größere Schäden davongekommen.

Das Beben weckt Erinnerungen an die Naturkatastrophe von 2007, die 510 Menschen das Leben kostete. Mehr als 1600 Verletzte zählten die Rettungskräfte damals. Peru ist immer wieder der Schauplatz zum Teil verheerender Erdbeben wie 1908 oder 1974. Einen Rekordwert erreichte das bislang stärkste Erdbeben im Jahr 1868, das auch einen verheerenden Tsunami auslöste und tausende Menschen das Leben kostete. In Peru schiebt sich die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte. Deshalb kommt es immer wieder zu spannungslösenden Beben.

Geologen warnen bereits seit Jahren, dass sich in Peru in Kürze schon wieder ein schweres Erdbeben ereignen könnte. Zuletzt war vor allem das benachbarte Chile von heftigen Erdstößen betroffen. Auch dort hatte am Wochenende die Erde gebebt. Die Wucht der Erschütterungen erreichte eine Stärke von 6,6. Inwieweit die Beben in Chile und Peru mit dem Beben in Kalifornien am Wochenende zusammenhängen, konnten peruanische Forscher bislang nicht beurteilen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false