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Wladimir Putin lässt sich gerne mit nacktem Oberkörper fotografieren.

© AFP

Schwule und Olympia: Russland will Anti-Homo-Gesetz auch in Sotschi durchsetzen

Ursprünglich war eine Ausnahme versprochen worden. Das Anti-Schwulen-Gesetz verbietet Gay-Paraden nach westlichem Vorbild. Unterdessen hat eine Satire-Webseite die "16 schwulsten Fotos von Wladimir Putin" veröffentlicht.

Bei den Olympischen Winterspielen, die kommenden Februar in Sotschi stattfinden, hofft Russland nicht nur auf einen Goldregen für die eigene Nationalmannschaft. Mindestens genauso wichtig aus Sicht des Kreml ist, dass der Gastgeber sich beim Weltsportfest als moderner, weltoffener Staat präsentiert und damit Kritikern an Moskaus Sonderweg zur Demokratie im In- und Ausland den Wind aus den Segeln nimmt. Das Vorhaben könnte misslingen. Denn das umstrittene Verbot für Propaganda von Homosexualität soll auch während der Spiele in vollem Umfang gelten, wie Sportminister Witali Mutko der Nachrichtenagentur R-Sport sagte.

Wladimir Putin und die "nichttraditionelle sexuelle Orientierung"

Präsident Wladimir Putin hatte im Juni per Unterschrift ein dazu von der Duma – dem Parlament – mit überwältigender Mehrheit verabschiedetes Gesetz in Kraft gesetzt. Dieses untersagt Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern jede Form der Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit. Damit, so die offizielle Begründung, sollen Minderjährige wirksam vor „nichttraditioneller sexueller Orientierung“ geschützt werden. Menschenrechtler halten dagegen, dass Kinder und Jugendliche bereits durch andere Gesetze umfassend geschützt seien. Auch sei deren Psyche weniger durch Informationen zu Homosexualität bedroht, sondern vor allem durch ausufernde Gewalt im Fernsehen.

Das Gesetz spielt vor allem deswegen eine Rolle, weil damit Paraden zum Christopher Street Day und andere öffentliche Feiern von Schwulen und Lesben verboten werden können.

Zwar hatten russische Medien letzte Woche berichtet, das Schwulen-Gesetz würde während der Olympischen Winterspiele nicht angewendet. Zuvor hatte ihnen das Internationale Olympische Komitee (IOC) bestätigt, eine entsprechende Zusage der russischen Regierung erhalten zu haben. Ähnlich hatte sich auch der für die Vorbereitung der Spiele zuständige Vizepremier Dmitri Kosak geäußert. Aber dann ruderte Sportminister Mutko, wie bereits kurz berichtet, zurück. Es sei juristisch fragwürdig, ein Gesetz zeitlich und räumlich begrenzt auszusetzen. Zwar verbiete niemand homosexuellen Sportlern, nach Sotschi zu kommen. Doch müssten diese das „russische Recht respektieren“ und, falls sie dort auf die Straße gehen und Propaganda betreiben, sich dafür auch verantworten.

Das indes kann teuer werden. Verstöße werden mit Bußgeldern von bis zu 100 000 Rubel (2300 Euro) und Arrest von bis zu 15 Tagen bestraft. Ausländer bekommen keinen Rabatt. Ihnen droht nach Verbüßung der Strafe zusätzlich die Ausweisung.

Schwule Aktivisten wollen eine Parade in Sotschi durchführen

Schwulenaktivisten hatten angekündigt, am Tag vor Beginn der Olympischen Spiele in Sotschi einen Marsch der Schwulen und Lesben zu organisieren, mit dem gegen das Gesetz protestiert werden soll. Russische Menschenrechtler sprachen bereits von Diskriminierung und warten mit Spannung, wie Moskau wohl bei der in wenigen Tagen beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft mit dem umstrittenen Gesetz umgehen wird. Noch spannender ist die Frage, ob das Gesetz auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 greifen soll. Bisher haben sich nur wenige russische Balltreter als schwul geoutet. Von Fans mit gleicher Orientierung gab es Szeneapplaus, die Masse indes reagierte mit Abscheu und Empörung und schmähte jene, die sie selbst zu Halbgöttern erhoben hatte, nun als „Halbmänner“.

Dabei hatte das russische Gesundheitsministerium schon 1999 eine Expertise vorgelegt, aus der hervorgeht, dass Homosexualität keine Krankheit ist und daher auch nicht therapiert werden muss. Die Masse der Bevölkerung sieht das anders, bei Umfragen plädierten Radikale sogar für Kastration. Begründung: Apostel Paulus habe Homosexualität als „widernatürlich“ und „Unzucht“ verdammt. Auf ihn beriefen sich knapp 2000 Jahre später auch einige Initiatoren des Anti-Homo-Gesetzes.

"Die 16 schwulsten Fotos von Wladimir Putin"

Wladimir Putin lässt sich für Propagandazwecke gerne mit nacktem Oberkörper fotografieren. Die Satire-Webseite „Buzzfeed.com“ hat deshalb einmal die „16 schwulsten Fotos von Wladimir Putin“ zusammengestellt,
unter einem Zitat von Shakespeare: „Es bedüngt mich, dass Du zu viel beteuerst, hemdloser Hengst.“

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