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Korken knallen. Drei Männer feiern ihren vierten Preis (Losnummer 12 249) bei der traditionellen spanischen Weihnachtslotterie. Jedes Los dieser Nummer gewinnt 200 000 Euro. Insgesamt wurden diesmal mehr als zwei Milliarden Euro ausgeschüttet. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Segensreiches Fest

Spaniens traditionelle Weihnachtslotterie schüttet eine Rekordsumme aus und macht ein Bauerndorf reich.

Ein kleiner Trost für das krisengebeutelte spanische Volk kurz vor Weihnachten: Am Donnerstag regneten Millionen von Euro auf das Land nieder, in dem mehr als 20 Prozent der aktiven Bevölkerung ohne Arbeit sind. Die weltberühmte Weihnachtslotterie machte Tausende Spanier über Nacht reich. Am heftigsten traf es das kleine nordspanische Dorf Granen, in dessen Umgebung der „Gordo“, der dicke Hauptpreis, niederging, welcher in 2011 mit insgesamt 720 Millionen Euro dotiert war.

Der „Dicke“ fiel auf die Losnummer 58268, die nur in Granen verkauft worden war. Da alle Losnummern jeweils 180-mal verkauft wurden, wird der Gewinn von vier Millionen Euro auch 180-mal ausgezahlt.

Die rund 2000 Einwohner des Bauerndorfes, etwa 70 Kilometer nordöstlich der Stadt Saragossa, tanzten auf der Straße und ließen die Sektkorken knallen, als die Glücksnachricht bekannt wurde. Die Bauern holten ihre Traktoren aus den Scheunen, organisierten eine spontane Festparade auf der Dorfstraße. Granen zieht das Glück schon zum zweiten Mal an: Im Jahr 1963 schüttete die Glücksfee bereits ihr Füllhorn über dem verschlafenen Ort aus.

Wegen des Seriensystems gibt es Hunderte oder sogar Tausende Gewinner des „Gordo“ – Normalsterbliche kaufen sich üblicherweise ein oder zwei „Decimos“. Oft wird aber auch dieses „Zehntellos“, das im Laden 20 Euro kostete, noch einmal mit Freunden oder Familienangehörigen geteilt.

Einer der glücklichen Gewinner von Granen ist Joaquin, der seinen Nachnamen im nationalen Radio vorsichtshalber nicht verraten möchte: „Ich bin ohne Job, gerade lief meine Arbeitslosenunterstützung aus, und jetzt die Lotterie…“ Der angenehme Schicksalsschlag kam gerade im rechten Moment, um Joaquin, eines von Hunderttausenden Krisenopfern in Spanien, das Weihnachtsfest zu versüßen. „Jetzt werden wir erst einmal feiern.“

Als wahre Glücksfeen können sich die Mitglieder des „Hausfrauenvereins“ von Granen fühlen. Sie hatten Dutzende Lose der Glücksnummer aufgekauft und dann im Klub weitergegeben. „Ich habe erst gelacht und dann geweint“, sagt Maria Arzaga am Telefon. Sie ist die Besitzerin jenes Lottogeschäftes, das mit dem Verkauf der „Gordo“-Nummer das Bauerndorf zum reichsten Nest des spanischen Königreichs machte. „Hier haben viele Leute alles, was sie besitzen, in ihre Felder gesteckt. Dieser Riesengewinn wird allen helfen.“ Auch einige Nachbardörfler hatten bei Maria Argaza ein Los gekauft.

Der zweite Lottopreis, immerhin noch 125 000 Euro pro „Zehntellos“, ging in die Nähe der Orangenstadt Valencia ans Mittelmeer. Dort hatte in der Kleinstadt Manises der Ortsverein der konservativen Volkspartei das Glück verteilt. Die Lokalpolitiker hatten große Teile der Losnummer aufgekauft und an Parteigenossen und Amigos weitergegeben. So kann man auch Sympathien und Wähler gewinnen.

Die traditionelle Lotterie in Spanien ist die größte und älteste der Welt. Da es auch viele kleinere Gewinne gibt, dauerte die Ziehung mehr als drei Stunden. Die Prozedur wurde live im Fernsehen übertragen. Rechnet man alle Prämien zusammen, die mit der Weihnachtsziehung ausgeschüttet wurden, belaufen sich die Preise auf insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro.

Der staatlichen Lotteriegesellschaft LAE zufolge kam auf jeden Bewohner des Landes im Schnitt ein Einsatz von 56,82 Euro. Größter Gewinner ist freilich immer der Staat, der auch nach Auszahlung der Gewinne noch eine gute Milliarde Euro an Einnahmen in der Kasse hat. Das kann der spanische Finanzminister auch gut gebrauchen: Spanien ist hochverschuldet und hat große Mühe, seine Haushaltslöcher zu stopfen.

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