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Kinderschönheitsköniginnen.

© Reuters

Sexy Sprüche auf Kinderkleidung: Appell an Industrie und Eltern

Highheels für kleine Mädchen und "Sexy"-Sprüche auf Kinderkleidung gehen vielen zu weit. Aber kann die Modeindustrie dafür verantwortlich gemacht werden? Ein Kurzkommentar.

Kleine Mädchen im Miniröckchen und mit Absatzschuhen. Kinder, die wie kleine Models aussehen. Viele Menschen haben ein ungutes Gefühl, wenn sie Kinder in aufreizender Kleidung sehen. Aber wen soll man für diese Ausfälle verantwortlich machen. Die Eltern? Oder auch die Industrie?

Politiker haben sich jetzt an die Modeindustrie: Sprüche wie „so sexy“, „Sweet devotion“ und „Make me Wild“ stilisierten Kinder zu Sexobjekten, sagte der familienpolitische Sprecher der Union, Marcus Weinberg (CDU) der "Bild"-Zeitung: „Ich fordere Hersteller und Händler auf, derartige Kleidung aus ihrem Sortiment zu nehmen.“ Die Unions-Obfrau im Familienausschuss, Christina Schwarzer (CDU), verurteilte die Sprüche ebenfalls. "Wir müssen auf Verkäufer einwirken, solche Produkte nicht mehr zu verkaufen", sagte sie der Zeitung. Auch der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, erklärte: “'Süße Hingabe' oder 'so sexy' haben auf Kinderkleidung nichts zu suchen."

Der Textilverband wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Es gab in den letzten 60 Jahren in Deutschland keinen Fall, der aus Jugendschutzgründen geahndet werden musste", sagte Sprecher Hartmut Spiesecke dem Tagesspiegel. Begriffe wie "sexy" findet er zwar selbst schwierig. Aber er sehe keinerlei generelles Problem in der Branche, höchstens grenzwertige Einzelfälle. Schlechten Geschmack könne man aber auch nicht verbieten. "Jeder hat das Recht zu sagen: Mir geht das zu weit", sagt er. "Aber das muss trotzdem noch jeder für sich selbst entscheiden müssen." Er sieht zwar auch bei den Händlern eine Verantwortung, die größere aber bei den Eltern. "Es ist nicht möglich, alle in Deutschland produzierten Kleidungsstücke vorab zu kontrollieren, das geht nur über den Verkauf."

Tatsächlich ist eine solche Kontrolle nur schwer vorstellbar. Allerdings hat auch keiner der Politiker ein direktes Verbot gefordert. Das wäre auch kaum durchsetzbar, denn was bringt ein Verbot von Sprüchen, wenn es immer noch möglich ist, das Kind in Mini-Glitzerröcke und Kinderhighheels zu stecken. Und wer würde dann die Grenzen definieren? Aber ein Appell, genauer darauf zu achten, wo gerade bei der Kleidung für kleine Mädchen die Grenze zwischen "süß" und aufreizend verläuft, ist richtig. In Modekatalogen müssen Kinder nicht wie die erwachsenen Models posieren, Konzerne können darauf achten, welches Bild sie in der Öffentlichkeit von der "neusten Kindermode" vermitteln. Hollywoodstars müssen ihre Kinder nicht voll gestylt vor die Kameras schicken. Die größte Verantwortung für Kinder haben aber immer noch die Eltern, die ihnen morgens die Klamotten aufs Bett legen. Und irgendwann die Heranwachsenden selbst. Manchmal hilft eben nur reden.

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