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Panorama: Sie will so bleiben, wie sie ist

Deborah Voigt ist der Londoner Oper zu dick für die Rolle der „Ariadne“. Die Diva wehrt sich – mit Humor

Ihre Stimme ist golden, unschuldig und brilliert auch in den höchsten Registern. Sie erinnert an die großen Sängerinnen vergangener Zeiten, schrieben die Kritiker und sind sich einig, dass kein Sopran besser für Richard Strauss’ dramatisches Repertoire geeignet ist. Mit ihrem „erhabenen, anschwellenden Ausruck ist sie die ideale Ariadne auf Naxos“, schrieben die Rezensenten.

Aber die Hüften! Alle vergaßen die Hüften der amerikanischen Opernsängerin Deborah Voigt, und die sind für die Royal Opera Covent Garden in London offenbar schlicht zu breit. Zu breit für das kleine Schwarze, in das sie der Regisseur Christoph Loy für die neue Inszenierung von Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ im Juni stecken wollte. Seit fünf Jahren war Deborah Voigt für die Rolle gebucht. Nun soll die schmaler gebaute Sopranistin Anne Schwanewilms übernehmen, weil die besser in das Cocktail-Kleidchen passt. „Obwohl Miss Voigt eine wunderbare Sängerin ist, das Kostüm und die Art der Inszenierung lassen es einfach nicht zu“, bestätigte ein Opernsprecher die Entscheidung.

Was ist entscheidend: Stimme oder Kleid? Darüber wird in der Londoner Opernwelt nun heftig diskutiert. Sängerin Voigt hat den Vertrag für die Produktion vor fünf Jahren unterzeichnet, als über den Stil der Inszenierung noch gar nicht entschieden worden war. Die Sopranistin findet das alles traurig. „Ich habe breite Hüften und Covent Garden damit ein Problem“, sagte sie dem „Sunday Telegraph“. Wie viel die Diva wiegt, ist ein taktvoll gehütetes Geheimnis. Schätzungen gehen von zwischen 15 und 20 „Stone“ aus, laut Umrechnungstabelle wären das über 100 Kilogramm. „Wollen wir ehrlich sein. Deborah ist nicht monströs übergewichtig“, sagte Manager Michael Benchetrit etwas ungalant. „Es ging einfach nur darum, dass die Royal Opera ein kleines schwarzes Kleidchen haben wollte, das Deborah nicht passt.“

Normalerweise wird die Ariadne in weiten griechischen Gewändern gesungen, die Hüften und Falten großzügig verhüllen. Aber der Londoner Opernregie schwebt eine Aufführung in modernen Abendkleidern vor, in denen sich die Sänger und Sängerinnen behend und grazil über die Bühne bewegen. „Wir müssen das theatralisch überzeugend machen“, so Besetzungsdirektor Peter Kantona. „Honey“, kontert Voigt im „Opera“-Magazin, „wenn sie jemanden finden, der das Orchester übertönen und dabei ein Kleid Größe 34 tragen kann – bitte sehr.“

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