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Mit Reichtümern beladen. Ein Bild der spanischen Galeone „San José“, die 1708 vor Kolumbien sank und 2015 entdeckt wurde.

© picture alliance / dpa

Smaragde, Gold und Bernstein: Spuren der verschwundenen Schätze

Es gibt viele Mythen über wertvolle Kostbarkeiten aus alten Zeiten. Selten werden sie wie in Kolumbien gefunden. Doch das Jagdfieber ist groß – auch jetzt wieder in Polen.

Santa Teresa de Ávila: 32.000 Pesos, Santa Cruzada: 61122 Pesos. Konsulat in Sevilla: 60 000 Pesos, Bezüge der Herren des Rates: 660 955 Pesos und viereinhalb Real. So lesen sich Auszüge des Dokuments über die Ladung der Galeone „San José“, die 1708 vor Kolumbien sank. Das spanische Schiff war aufgebrochen, um Wertgegenstände von Lateinamerika in die spanische Heimat zu bringen. Doch ein englisches Schiff versenkte die San José – von den 578 Spaniern an Bord überlebten nur acht, schreibt das kolumbianische Präsidialarchiv.

Die Posten im Dokument über die Ladung der San José, berichtete die spanische Zeitung „El Mundo“, würden zusammen mehr als fünfeinhalb Millionen Pesos ergeben. Da das Privateigentum nicht aufgezählt ist, schätzt die Zeitung, dass sich die Gesamtladung auf mehr als zwölf Millionen Goldpesos belaufen könnte – mit einem heutigen Wert von mehr als 15 Milliarden Euro. Andere Schätzungen reichen von drei bis 15 Milliarden Euro. Elf Millionen Goldpesos und fast 200 Tonnen Smaragde sollen an Bord gewesen sein. Offiziell gefunden wurde das Wrack 2015. Vergangene Woche kündigte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos nun an, dass das Schiff möglichst schnell geborgen werden soll.

Die Geschichte der „San José“ zeigt: Versunkene Schätze existieren nicht nur in Büchern und Filmen. Doch in der Realität werden sie selten gefunden. Das portugiesische Schiff „Flor de la Mar“ sank Anfang des 16. Jahrhunderts; samt Löwen aus Gold. mit Blattgold überzogenen Sänften, und dem Thron der Königin von Malakka, angeblich mit Edelsteinen übersät. Die Ladung der „Meeresblume“ wird auf einen Wert von bis zu 6,7 Milliarden Euro geschätzt. Vermutet wird das Wrack vor der Ostküste von Sumatra, aber gefunden wurde bisher nichts.

Ebenfalls nicht gefunden wurden bisher, soweit bekannt, die 64 Schätze, die die kupferne Schriftrolle vom Toten Meer aufzählt. Die Schriftrolle wurde 1952 in einer der Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran geborgen und wird auf das erste Jahrhundert christlicher Zeitrechnung datiert. Sie ist die einzige der etwa 850 Schriftrollen vom Toten Meer, die nicht aus Pergament, Papyrus oder gegerbtem Leder besteht – und nach derzeitigem Forschungsstand auch die einzige, die Wege zu den Reichtümern zu beschreiben scheint. „In der Ruine im Tal von Acor, unter den Stufen am östlichen Eingang“, heißt es in den ersten vier Zeilen der Schriftrolle. „In einer Entfernung von 40 Ellen: Eine Kassette mit Silber und seinen Behältern, mit einem Gewicht von 17 Talenten.“ Unbekannt ist, ob die Angaben zuverlässig sind und ob die Schätze im Laufe der Jahrhunderte tatsächlich noch nicht gefunden wurden, Außerdem bleibt die Frage, was sie wert wären: Ein Forschungsprojekt der Universität von Südkalifornien dokumentiert, dass der Wert der genannten Schätze 1960 umgerechnet auf etwas weniger als eine Million Euro geschätzt wurde.

Auch das Bernsteinzimmer ist noch immer verschollen

Ein ebenfalls verschollener, um einiges wertvollerer Schatz, ist das Bernsteinzimmer. 1942 raubte die deutsche Wehrmacht die Wandbeschläge aus der Sowjetunion: Etwa sechs Tonnen wogen die Teile des Bernsteinzimmers – mit einem heutigen Wert rund 250 Millionen Euro. Sicher scheint nur: Das Bernsteinzimmer wurde zuletzt in Kaliningrad, ehemals Königsberg, gesehen. Es gibt auch Theorien, denen zufolge es dort durch Bombenangriffe zerstört wurde.

Ein weiterer „Nazischatz“, der tatsächlich gefunden wurde, lag im Toplitzsee in Österreich. Doch wertvoll war er nicht. Entgegen der Legenden, dass dort Unmengen Gold versenkt worden sei, wurden vor allem Kisten voller gefälschter Pfundnoten geborgen: 700 Millionen Pfund und SS-Ausweispapiere wurden aus den Tiefen geborgen.

Fundstücke von der „San José“, die nun geborgen werden soll.
Fundstücke von der „San José“, die nun geborgen werden soll.

© AFP

Und in Polen soll Mitte August das Rätsel um den angeblichen Nazi-Goldzug in einem unterirdischen Tunnel gelöst werden. Die Hobby-Schatzsucher Piotr Koper und Andreas Richter wollen dann im niederschlesischen Walbrzych nach dem deutschen Panzerzug suchen, wie die Agentur dpa am Freitag berichtete. Grabungsbeginn am mittlerweile landesweit berühmten Bahnkilometer 65 zwischen Breslau (Wroclaw) und Walbrzych soll der 16. August sein. Koper und Richter hatten 2015 behauptet, mit einem Bodenradar einen deutschen Zug aus dem Zweiten Weltkrieg in einem unterirdischen Tunnel entdeckt zu haben. Während die Existenz des Zuges nicht bewiesen ist, lösten Spekulationen über Nazigold über die niederschlesische Bergbauregion hinaus ein Schatzfieber aus.

US-Kunsthändler versteckte vor ein paar Jahren einen Schatz in den Rocky Mountains

Nicht alle verschwundenen Schätze sind Kriegsfolgen oder Hunderte von Jahren alt: Der amerikanische Kunsthändler Forrest Fenn versteckte vor ein paar Jahren einen Schatz in den Rocky Mountains, im Wert von mehr als einer Million Euro, schreibt das „SZ-Magazin“. „Ich will, dass Leute vom Jagdfieber gepackt werden, so wie ich“, sagte Fenn dem Magazin. Zum Schatz führen soll die Suchenden sein Gedicht aus sechs Versen. „Wo es kein warmes Wasser mehr gibt, unten im Canyon und weiter bis zum hohen Wasser, dahin sollen sie gehen“, schreibt Fenn. Viele haben es schon versucht, gefunden wurde der Schatz bisher nicht.

Im Elbsandsteingebirge hingegen, „stolperten“ zwei Wanderer Anfang April über den größten Münzfund Sachsens. Insgesamt 1494 Münzen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert fanden die beiden Männer aus Bayern in einer Felsspalte. Und im Juli wurde bekannt, dass Taucher beim Wrack des schwedischen Kriegsschiffs „Kronan“ nicht etwa Goldschätze, Kanonen, Champagner, Navigationsgeräte oder Instrumente fanden. Gegenstände wie diese wurden seit 1980 aus dem Schiff geborgen. Nein, die Forscher fanden eine Art wasserdichten Topf am Meeresgrund – und darin einen 340 Jahre alten Käse. „Im Gegensatz zu den anderen finde ich den Geruch ziemlich angenehm. Man riecht das Leben“, sagte Lars Einarsson, der Leiter der Aktion, der Nachrichtenagentur AFP.

Gegessen hat Einarsson den Käse aber nicht: Er soll der Universität in Uppsala übergeben werden – zur Auswertung.

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