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Panorama: „So, das war der Erste“

Die „Schwarze Witwe“ steht vor Gericht

Göttingen - Mit einem knappen Satz beendet der Angeklagte Siegmund S. die Schilderung seiner ersten Tat, wegen der er sich seit Dienstag vor dem Landgericht Göttingen verantworten muss: „So, das war der Erste.“ Der Erste war nicht der Letzte: Insgesamt vier Männer, alles ältere gutsituierte Herren, soll der 53-jährige Hilfsarbeiter aus Bodenfelde (Kreis Northeim) in den Jahren 1994 bis 2000 ermordet haben. Die Opfer waren mit der Ex-Prostituierten Lydia L. liiert, die ebenfalls auf der Anklagebank sitzt. Die als „Schwarze Witwe“ bekannt gewordene 68-Jährige soll ihn zu den Taten angestiftet haben. Die Staatsanwaltschaft hat sie deshalb ebenfalls wegen vierfachen Mordes angeklagt.

Zum Prozessauftakt gab es großen Medien- und Zuschauerandrang. Viele wollten jene Frau sehen, die es verstanden hat, älteren Männern so den Kopf zu verdrehen, dass diese sie schon nach kurzer Zeit heirateten, als Erbin einsetzten oder anderweitig reich bedachten. Laut Staatsanwaltschaft hatte sie es aber von vornherein auf deren Vermögen abgesehen.

Lydia L. trat am ersten Verhandlungstag betont bieder auf: rostbraunes Strickkostüm, eine Halskette mit Kreuz, die Lippen zartrosa geschminkt. Sie will aber zunächst keine Angaben machen, sondern abwarten, was Siegmund S. aussagt. Dieser hatte Lydia S. 1987 kennengelernt. Sie habe ihm erzählt, dass sie den älteren Männern Tabletten ins Essen mischte, damit diese nicht an ihr „herumgrabschten“, sagte der Angeklagte. Irgendwann habe sie Angst bekommen, dass die Sache auffliegen könnte. Er habe daraufhin dem 74-Jährigen eine Tüte über den Kopf gezogen und ihn erstickt. Für den Prozess sind 24 Verhandlungstage angesetzt.

Heidi Niemann[Göttingen]

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