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König Felipe von Spanien (l) sitzt im Jahre 2003 neben seiner Schwester Cristina und deren Mann Inaki Urdangarin. Aufgrund einer Finanzaffäre wurde Cristina der Fürstentitel aberkannt.

© AFP

Spanien: König Felipe VI. erkennt seiner Schwester Cristina Fürstentitel ab

Der Prozess gegen die Infantin Cristina hat noch nicht einmal begonnen. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag erkennt ihr Bruder ihr den Titel "Herzogin von Palma de Mallorca" ab.

Spaniens König Felipe VI. hat seiner unter Betrugsverdacht stehenden Schwester Cristina den Herzogin-Titel aberkannt. Im spanischen Amtsblatt werde am Freitag ein königlicher Erlass veröffentlicht, mit dem der König Cristina den Titel Herzogin von Palma de Mallorca entziehe, teilte der Königspalast am Donnerstag in Madrid mit. Der Titel war ihr 1997 von ihrem Vater, dem damaligen König Juan Carlos, verliehen worden.

Die 49-jährige Infantin ist wegen Beihilfe zum Steuerbetrug in zwei Fällen angeklagt. Sie ist das erste Mitglied des spanischen Königshauses, das vor Gericht gestellt wird. Den Hauptvorwurf der Geldwäsche gegen die Nummer sechs in der spanischen Thronfolge hatte der Ermittlungsrichter José Castro im vergangenen November fallen gelassen. Hauptbeschuldigte in dem Fall sind Cristinas Mann Iñaki Urdangarín und sein Geschäftspartner. Der ehemalige Handball-Nationalspieler soll zusammen mit dem ehemaligen Kompagnon sechs Millionen Euro Spendengelder für die Wohltätigkeitsorganisation Nóos veruntreut haben, deren Vorsitzender er war.

Die Ermittlungen in dem Korruptionsfall dauern seit 2010 an

Cristina war Mitglied im Nóos-Vorstand. Sie beteuert, nichts von den mutmaßlichen Machenschaften gewusst und in finanziellen Dingen vollkommen ihrem Mann vertraut zu haben. Die Ermittlungen in dem Korruptionsfall dauern seit 2010 an. Gegen Cristina wurde erst im Dezember 2014 Anklage erhoben. König Felipe bemüht sich derzeit darum, das Ansehen des spanischen Königshauses wiederherzustellen. Er hatte den Thron vor einem Jahr bestiegen, nachdem sein Vater Juan Carlos nach einer Reihe von Skandalen abgedankt hatte. Bei Felipes Krönungszeremonie war Cristina nicht anwesend.

Keine Herzogin von Palma de Mallorca mehr: Spaniens ehemalige Prinzessin Cristina im April 2010.
Keine Herzogin von Palma de Mallorca mehr: Spaniens ehemalige Prinzessin Cristina im April 2010.

© AFP

Cristina war einmal eines der beliebtesten Mitglieder des spanischen Königshauses gewesen. Heute kann die Schwester von König Felipe VI. sich in Spanien kaum noch in der Öffentlichkeit sehen lassen. Ihre Verwicklung in die Finanzaffäre um ihren Ehemann Iñaki Urdangarin ließ sie zum schwarzen Schaf der königlichen Familie werden. Vor Auffliegen des Skandals war Cristina Federica Victoria Antonia de la Santísima Trinidad de Borbón y Grecia, wie sie mit vollständigem Namen heißt, aufgrund ihrer freundlichen und natürlichen Art als die „Infantin mit dem Lächeln“ bekannt gewesen. Mit ihrem eigenständigen Charakter trug sie dazu bei, dem Königshaus zu einem Image der Modernität zu verhelfen.

Cristina soll mit dem Ehemann das Finanzamt betrogen haben

Als sie vor gut 25 Jahren ihr Examen in politischen Wissenschaften ablegte, wurde sie zum ersten weiblichen Mitglied des Königshauses, das einen Hochschulabschluss vorweisen konnte. In ein paar Monaten wird Cristina erneut in die Annalen eingehen - allerdings in unrühmlicher Weise. Sie wird dann in der Geschichte der spanischen Monarchie die erste direkte Verwandte des Königs sein, die wegen einer Finanzaffäre auf der Anklagebank eines Gerichts Platz nehmen muss. Die Justiz legt ihr zur Last, ihrem Ehemann dabei geholfen zu haben, das Finanzamt zu betrügen. Cristina bestritt die Vorwürfe und sagte vor dem Ermittlungsrichter José Castro aus, sich um die geschäftlichen Dinge ihres Mannes nie gekümmert zu haben. Sie habe nur ihren Namen für Vorstandsposten von Firmen hergegeben.

Die Staatsanwaltschaft sah das ähnlich. Sie forderte für Urdangarin zwar fast 20 Jahre Haft, lehnte eine Anklage gegen Cristina aber ab. Der zuständige Richter entschied jedoch, dass auch der Infantin der Prozess gemacht wird. Für Felipe, der im Juni 2014 nach der Abdankung seines Vaters Juan Carlos zum neuen König gekrönt worden war, bedeutete die Anklageerhebung gegen seine Schwester und seinen Schwager einen schweren Schlag. Der Monarch will das Königshaus nach den Skandalen der vergangenen Jahre wieder zu einem moralischen Vorbild machen. Felipe traf daher Vorkehrungen, um zu verhindern, dass der Skandal das mühsam wiederhergerichtete Ansehen des Königshauses erneut ankratzt. Der König sorgte dafür, dass seine Schwester und ihr Mann offiziell nicht mehr dem Königshaus angehören und keine öffentlichen Termine wahrnehmen.

Seit September wohnt die Infantin mit Urdangarin und ihren vier Kindern in Genf. Felipe vermeidet es, zusammen mit seiner Schwester und seinem Schwager abgelichtet zu werden. Bei der Feier zur Kommunion der Thronfolgerin Leonor im Mai war Cristina überraschend unter den Gästen. Ihr Erscheinen sei „wie ein Staatsgeheimnis“ behandelt worden, meinte die Zeitung „El Mundo“. Viele Spanier hätten es gerne gesehen, wenn die Infantin, die auf dem sechsten Rang der Thronfolge steht, auf ihre Thronrechte verzichtet hätte. Das Königshaus erklärte, dies sei eine persönliche Entscheidung Cristinas. Ein solcher Verzicht wäre symbolischer Natur und hätte kaum praktische Konsequenzen. Die Infantin scheute jedoch davor zurück. In Medienberichten hieß es, sie befürchte, dass ein Verzicht ihr als ein Schuldeingeständnis ausgelegt würde. (AFP, dpa)

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