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Tanzhalle für die Geburtstagsfeier. Niemand weiß, wer der Reiche ist, der eine vorübergehende Feierhalle bauen lässt, an einem Ort, wo im Juni Barack Obama und andere G-7-Regierungschefs mit dem Hubschrauber landen werden.

© Axel Doering

Spaßverderber vom Amt: Reicher plant große Sause am Schloss Elmau - ohne Genehmigung

Ein Unbekannter plant eine gigantische Geburtstagsfeier am Schlosshotel Elmau – ohne um Genehmigung zu fragen. Das geht natürlich nicht. Gerüchte machen die Runde. Ein russischer Oligarch könnte dahinterstecken.

Mit einem der kleineren Festzelte auf dem Münchner Oktoberfest kann es das Gebäude schon aufnehmen, das erst seit wenigen Tagen im Akkord hochgezogen wurde. 25 Meter ist es breit, 25 Meter hoch und 50 Meter lang. Der Standort ist ebenso abgeschieden wie prominent: Die Halle, in der an diesem Wochenende eine große Geburtstagssause steigen sollte, steht auf dem neuen Hubschrauberlandeplatz unweit des Schlosshotels Elmau in den bayerischen Bergen – jenes Elmau, wo sich am 7. und 8. Juni die G 7 treffen, die Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrienationen.

„Als ich das gesehen habe, dachte ich, mich trifft der Schlag“, sagt Axel Doering. „Das ist jenseits von Gut und Böse.“ Doering ist im nahe gelegenen Garmisch-Partenkirchen Vorsitzender des Bundes Naturschutz. Seit vielen Jahren setzt sich der pensionierte Förster für den Erhalt der Alpenlandschaft ein. Der Hubschrauberplatz liegt im Landschaftsschutzgebiet, Grund und Boden gehören den bayerischen Staatsforsten. Der Platz, auf dem US-Präsident Barack Obama landen wird, wurde unter der Auflage vergrößert und asphaltiert, dass er nach dem Gipfel wieder zurückgebaut und als Wanderparkplatz genutzt wird. Für das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen ist der Megabau ein Unding. Denn der Veranstalter hat eine Kleinigkeit vergessen, die in Deutschland nun mal dazugehört. Er hat sich keine Genehmigung dafür eingeholt. Deshalb wurde jetzt ein Baustopp verhängt.

Doch wer will hier eigentlich feiern, auf welche Weise, und wie sind die Beziehungen zum Schlosshotel Elmau? Da die Informationslage dürftig ist, verlegen sich die Garmisch-Partenkirchener aufs wilde Spekulieren. Von einem russischen Oligarchen ist die Rede, damit wird ein gut eingeführtes Feindbild der Neidgesellschaft bedient. Diesem Gerücht widerspricht Dalia Banerjee, Pressesprecherin vom Schlosshotel. „Es ist ein ehrenwerter deutscher Unternehmer“, sagt sie. Das Hotel habe damit gar nicht viel zu tun, da es nicht Veranstalter sei. Gleichwohl würden manche Gäste sicherlich in Elmau nächtigen. „Wir sind da mit reingezogen worden“, sagt sie.

Spekuliert wird auch, dass große Stars hätten auftreten sollen. Mal wird der Sänger Max Raabe genannt, dann Lenny Kravitz sowie Rammstein – oder auch alle zusammen. Bei den Letztgenannten dürften die Waldbewohner nachhaltig vertrieben werden. „Das ist eine sensible Gegend“, sagt Stephan Scharf vom Landratsamt. Er bezweifelt, dass da „so ein Riesenzelt mit einer Showbühne“ hinpasse. Die Gegend ist schließlich ein Fauna-Habitat-Gebiet und außerdem Europäisches Vogelschutzgebiet. „Den Lärm wird man bis nach Österreich hören“, wettert Naturschützer Doering. Luftlinie sind das drei Kilometer.

„Die Polizei hat das am Sonntag entdeckt“, sagt Scharf. Beamte begleiteten einen kleinen Protestzug und seien dabei auf die Arbeiten an der Halle gestoßen. Es wurde offenbar erst seit wenigen Tagen gebaut, 100 Arbeiter waren tätig. „Am Montagmorgen wurden wir von der Polizei darauf hingewiesen“, berichtet der Landratsamtssprecher, „am Nachmittag haben wir die Sache gestoppt.“ Für den Schlosshotel-Chef Dietmar Müller-Elmau ist die Angelegenheit ärgerlich. Er wird zitiert mit dem Satz: „Ich weiß nicht, was da passiert.“

Der Veranstalter hat nun die Möglichkeit, die Genehmigungen noch zu beantragen. Ob die behördlichen Spielverderber ihm den Gefallen tun werden, wird sich zeigen.

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