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Panorama: Stadt in Angst

Bei einer Granatenexplosion in Prag wurden 18 Menschen verletzt – sollte ein Israeli sterben?

Prag Die Straße „Am Graben“ in Prag gilt als Flaniermeile der tschechischen Hauptstadt: Vor allem Touristen kaufen in den Markenshops der Fußgängerzone ein oder essen in einem der vielen Gartenrestaurants. Auch am Sonntag hielten sich wegen des schönen Wetters im Zentrum Tausende auf, als gegen 12.30 Uhr die beschwingte Stimmung jäh gestört wurde: Eine Handgranate detonierte vor dem „Casino Royal“. 18 Touristen wurden verletzt.

Das Attentat galt vermutlich dem aus Israel stammenden Besitzer des Casinos. Bereits vor zwei Jahren war der Vater des Mannes von Unbekannten in Prag ermordet worden. „Kein Kommentar“, hieß es dazu aus dem Umfeld des Unternehmers. Augenzeugen zufolge hatte ein junger Mann eine Handgranate unter den weißen Geländewagen mit Kennzeichen des US-Bundesstaates New Jersey geworfen, der dem Besitzer des Spielcasinos gehörte. Dann flüchtete er mit einem Wagen. Der Unternehmer blieb unverletzt.

„Es gab einen lauten Knall, dann fuhr ein Kombi mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei“, sagte ein Tourist aus Köln. Vor dem Casino, das etwa 100 Meter vom zentralen Wenzelsplatz entfernt liegt, befindet sich ein Restaurant mit mehr als 20 Tischen. Von ihnen waren viele mit Touristen aus Großbritannien besetzt. „Die Leute hatten Glück, dass die Granate fast genau unter dem Auto explodierte. Das hat die Detonation gedämpft und die Folgen relativiert“, sagte ein Polizeisprecher.

Am Sonntagmittag war der Tatort nach dem Anschlag mit Bändern weiträumig abgesperrt. Die meisten der 14 Krankenwagen waren längst mit den Verletzen abgefahren. Experten der Spurensicherung sammelten Beweisstücke ein.

„Wir haben vor allem Engländer, US-Amerikaner und Iren behandelt, davon ein Kind“, berichtete ein Krankenhaussprecher. Keines der Opfer sei in Lebensgefahr.

„Ich dachte erst an einen Terror-Anschlag“, sagte noch sichtlich geschockt die Kassiererin des Kommunismus-Museums nahe dem Casino. Terroristen als Urheber schloss Tschechiens Ministerpräsident Stanislav Gross aber aus. „Es geht wohl um eine Abrechnung rivalisierender Banden im Untergrund“, sagte er bei einem Besuch am Tatort. dpa

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