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Panorama: Streit um Vorgehen gegen Schülergewalt

Lehrer sehen sich nicht ausreichend für gefährliche Lagen ausgebildet

Hannover/Bonn (dpa). Nach den Gewalttaten an Schulen in Deutschland ist eine Diskussion um schärfere Sanktionen gegen aggressive Schüler entbrannt. Zugleich ist strittig, ob die Lehrer für ein Eingreifen in extremen Situationen hinreichend ausgebildet sind. Der Deutsche Lehrerverband (Bonn) sprach sich für ein schnelleres Vorgehen der Schulen gegen gefährliche Jugendliche aus.

Dafür müssten die Schulleitungen mehr Kompetenzen bekommen, sagte Verbandspräsident Josef Kraus.

Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) überlegt, den Handlungsspielraum der Lehrer zu erweitern, um Gewalttäter schnell unter Kontrolle zu bringen. Der Leiter der betroffenen Berufsschule in Hannover, Christian Postel, kritisierte, die pädagogische Ausbildung der Fachpraxis-Lehrer reiche nicht aus. An Berufsschulen unterrichteten auch Handwerksmeister ohne grundlegende pädagogische Kenntnisse. Er beklagte zudem eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft. „Die Schule macht ja nicht die Probleme, sondern die Schüler bringen die Probleme mit in die Schule.“

Dagegen bezeichnete der Lehrerverband Forderungen nach einer besseren Lehrer-Ausbildung als „Quatsch“. „Wenn eine Horde von drei Rambos einen Schüler auf der Toilette verprügeln will, können sie Lehrer Jahre um Jahre ausbilden und sie werden das nicht verhindern“, sagte Verbandspräsident Kraus. Auch eine „Totalüberwachung“ sei nicht möglich. Kraus kritisierte das umständliche Verfahren beim Vorgehen gegen aggressive Schüler. „Für einen schriftlichen Verweis muss heute ein Konferenz-Zirkus gemacht werden“, sagte er. Ein Schulleiter müsse aber auch ohne langwierige Prozeduren entscheiden können.

In den letzten Tagen wurden zahlreiche Fälle von Gewalt an Schulen in Deutschland bekannt. Vier 17-Jährige sollen an einer Berufsschule in Hannover einen 16 Jahre alten Schüler monatelang verprügelt haben. In Hildesheim wird gegen elf Jugendliche ermittelt, die einen 17-Jährigen monatelang auch während des Unterrichts gequält hatten. In diesen beiden Fällen wird auch das Verhalten der Lehrer überprüft.

Auch in Bayern und Rheinland-Pfalz waren Fälle von Misshandlungen bekannt geworden. Nach Bekanntwerden der ersten Fälle kommen nach und nach weitere Vorkommnisse ans Licht.

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