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Studie: Schlechtes Image der USA in Deutschland

Nirgendwo in Europa ist das Image der USA schlechter als in Deutschland. Nur in muslimischen Ländern sei das Ansehen der USA noch schlechter, geht aus einer US-Studie hervor. Die Deutschen selbst sind indes offenbar weltweit beliebter, als sie selbst glauben.

Washington (24.06.2005, 15:00 Uhr) - Nach einer am Donnerstag (Ortszeit) in Washington vorgestellten Studie des unabhängigen US-Instituts Pew Research Center in 16 Ländern bewerten nur 41 Prozent der Deutschen die Vereinigten Staaten positiv. Das seien zwar drei Punkte mehr als im Vorjahr, aber deutlich weniger als in Polen (62), Großbritannien (55), Russland (52) oder den Niederlanden (45). Vor fünf Jahren lag die Zustimmung der Deutschen zu den USA noch bei 78 Prozent.

Schlechter als in Deutschland sei das Ansehen der USA nur noch in muslimischen Ländern. So sei selbst das kommunistische China in den meisten Ländern angesehener als die Vereinigten Staaten. Von den 16 untersuchten Ländern gaben neben den Amerikanern nur die Polen, Kanadier und Inder den USA den Vorzug vor China. Allein in Deutschland ist das Image der Chinesen mit 46 Prozent fünf Punkte besser als das der Amerikaner.

Die Amerikaner bewerten die Deutschen im Gegenzug deutlich positiver. Mit 60 Prozent Sympathie liegt die Quote jedoch noch unter den Positivwerten, die Deutschland aus anderen Ländern bekommt, nämlich Polen (64), Großbritannien (75), Spanien und Kanada (77), Russland (79), den Niederlanden (88) und Frankreich (89 Prozent). Nur ein Volk beurteilte die Deutschen ähnlich kritisch wie die Amerikaner - die Deutschen selbst.

Grundsätzlich hat sich das durch den Irakkrieg beschädigte Image der Amerikaner leicht verbessert. Das sei der Tsunami-Hilfe und den Friedensbemühungen im Nahen Osten zu verdanken, sagte Pew-Direktor Andrew Kohut. Die Werte seien jedoch noch weit von denen der Jahre 2000 und 2001 entfernt. Hinzu komme, dass die Wiederwahl von Präsident George W. Bush vom Ausland eher negativ aufgenommen worden sei. So würden nur 29 Prozent der Deutschen sagen, dass «Problem ist Amerika an sich», aber 65 nannten als Hauptproblem «vor allem Bush».

Die Menschen in den befragten Ländern würden vor allem Fleiß, Ehrlichkeit und Erfindungsreichtum mit den Amerikanern verbinden, sagte Kohut. Gleichzeitig nannten sie jedoch auch die Eigenschaften habgierig, gewalttätig, grob und sittenlos. Letzteres lasteten vor allem Befragte in muslimischen Ländern den Amerikanern an. Für diese Menschen waren die US-Bürger, wie für die Amerikaner selbst, zudem nicht religiös genug. Auch Kanadier, Spanier, Polen und Russen teilten diese Meinung. Andere Westeuropäer betrachten die USA hingegen als zu religiös.

Ex-Außenministerin Madeleine Albright nannte die Zahlen alarmierend. Besonders erschreckend sei, dass die negativsten Umfragewerte aus Pakistan und der Türkei kämen, «zwei Schlüsselverbündete». «Diese Werte sind eine Herausforderung für die ganze USA.» Jetzt müsse es darum gehen, «Demokratie zu verbreiten ohne Demokratie aufzuzwingen.»

Pew hat für die Umfrage 16 766 Interviews ausgewertet, die im Mai in 16 Ländern geführt wurden. (tso)

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