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Panorama: Sturm über Deutschland

Unwetter und schwere Regenfälle lassen vor allem im Süden Bäche und Flüsse über die Ufer treten. In Berlin starb ein Mann

Berlin/Stuttgart/Hamburg (dpa/Tsp). Nur einen Tag nach dem Orkantief „Gerda“ hat das Sturmtief „Hanne“ mit pausenlosem Sturzregen vor allem in Süddeutschland schwere Überflutungen verursacht. In Teilen BadenWürttembergs und Bayerns traten in der Nacht zum Mittwoch Bäche und Flüsse über die Ufer. Straßen waren durch Wassermassen, aber auch durch Erdrutsche und entwurzelte Bäume blockiert. Im Schwarzwald mussten die Behörden mancherorts zeitweise sogar Hochwasseralarm ausrufen. Und ein Ende der stürmischen Zeiten ist nicht in Sicht: Die Meteorologen erwarten bereits „Irina“, das nächste Tief mit viel Wind und Niederschlägen.

An der deutschen Nordseeküste gab es eine Sturmflutwarnung. In Bremerhaven wurde das in Bau befindliche Passagierschiff „Pride of America“ möglicherweise durch das stürmische Wetter in Schräglage gebracht und mit dem Rumpf auf den Hafengrund gedrückt. In den Alpen herrschte erhöhte Lawinengefahr. In den französischen Alpen bei Chamonix kamen bei einem Hubschrauberabsturz zwei Menschen ums Leben. Die Männer hatten mit Sprengstoff Lawinen auslösen wollen, um die Pisten für die Skifahrer sicherer zu machen.

„Hier ist die Hölle los“, hieß es am Dienstagabend bei der Polizei in Baden-Baden. Dort schwoll das Flüsslein Oos, das normalerweise nur etwa 20 Zentimeter hoch Wasser führt, auf 2,12 Meter an. Etwa 30 Menschen mussten in Notquartiere gebracht werden, weil sie ihre Häuser nicht mehr erreichen konnten. Im Bergland wurden Orkanböen mit Spitzenwerten von Tempo 169 gemessen. In nur 25 Sekunden deckte am Dienstagnachmittag im niedersächsischen Drochtersen ein Tornado neun Hausdächer ab. Das neue Sturmtief bescherte vor allem dem Süden Deutschlands kräftige Regenfälle. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia prasselten etwa auf dem Schauinsland im Schwarzwald innerhalb von nur 24 Stunden 165 Liter Regen pro Quadratmeter nieder.

In Berlin erlag Mittwoch Abend ein 76-jähriger Mann den Verletzungen, die er infolge des Sturmes erlitt. Ihm war ein vier Kilo schwerer Marktschirm-Sockel gegen den Brustkorb geweht worden. Eine Sturmböe hatte den Sockel vor dem Blumenladen am Theodor-Heuss-Platz in Charlottenburg gegen elf Uhr durch die Luft geschleudert. Der Blumenladen hatte der Polizei zufolge den Schirm trotz des Sturms aufgespannt, damit die Kunden die Auslagen auch bei Regen begutachten können. Der Schirm mit einer Größe von 2,5 mal 3 Meter war mit Stabilisierungsgewichten von je 15 Kilogramm gesichert. Durch die Windböen hatten sich die Ketten an den Gewichten gelöst. Der Ständer traf den Rentner, der sich ein Schädelhirntrauma sowie Prellungen am Brustkorb zuzog. Er verstarb im Krankenhaus. Im Stadtteil Tiergarten war das Reichpietschufer wegen umherfliegender Gegenstände gesperrt.

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