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Das Gerät wurde am Dienstag in einer Tiefe von 17 Meter unter der Meeresoberfläche geortet.

© imago/ITAR-TASS

Update

Suche im Schwarzen Meer: Flugschreiber von abgestürzter russischer Maschine gefunden

Suchmannschaften haben den Flugschreiber der russischen Tupolew gefunden. Bei dem Absturz über dem Schwarzen Meer starben 92 Menschen.

Zwei Tage nach dem Absturz einer russischen Militärmaschine über dem Schwarzen Meer haben Suchmannschaften den Flugschreiber gefunden. Das Gerät wurde am Dienstag in einer Tiefe von 17 Meter unter der Meeresoberfläche geortet, wie das Verteidigungsministerium in Moskau laut russischen Agenturberichten mitteilte. Das Flugzeug mit einem Armeechor war auf dem Weg nach Syrien über dem Schwarzen Meer abgestürzt. Trümmerteile wurden am Sonntagmorgen im Meer vor Sotschi in Südrussland gefunden. Die 92 Menschen an Bord hätten „praktisch keine Chance gehabt“, sagten Behördenquellen am Sonntag der russischen Agentur Interfax.

Die Maschine war um 5.40 Uhr Ortszeit (3.40 Uhr MEZ) in Adler, dem Flughafen von Sotschi, gestartet, wie Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilten. An Bord des Flugzeugs Tupolew Tu-154 seien unter anderen acht Mitglieder der Besatzung, neun Journalisten und 65 Sänger und Tänzer des Alexandrow-Ensembles gewesen. Ebenfalls an Bord war der Chorleiter Generalleutnant Waleri Chilalow.

Etwa 3000 Rettungskräfte auf 27 Schiffen suchten die Küste vor dem Ferienort Sotschi ab. Bis zum Sonntagnachmittag wurden zehn Leichen geborgen.

Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew sprach von einer "fürchterlichen Katastrophe". Präsident Wladimir Putin ordnete für den Montag einen landesweiten Tag der Trauer an und kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach dem Präsidenten ihr Mitgefühl aus.

Der Chor sollte zur russischen Luftwaffenbasis bei Latakia

Der Chor habe nach Syrien fliegen sollen, um auf der russischen Luftwaffenbasis bei Latakia ein Neujahrskonzert zu geben. Der Kontakt zu dem Flugzeug sei etwa zehn Kilometer nach dem Start über dem Meer abgerissen. Bei einem Flugmanöver im Steigflug könnte es ein „kritisches technisches Problem“ gegeben haben, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Agentur Interfax. Auch ein Fehler Militärpiloten werde nicht ausgeschlossen, obwohl sie erfahren waren.

Der russische Alexandrow-Armeechor aufgenommen bei einem Auftritt in Istanbul am 25.01.2016.
Der russische Alexandrow-Armeechor aufgenommen bei einem Auftritt in Istanbul am 25.01.2016.

© Sedat Suna/EPA/dpa

Routinemäßig gingen Ermittler auch dem Verdacht auf einen Anschlag nach. Die Maschine setzte den Angaben nach kein Notsignal ab. Die Trümmer verteilten sich auf dem Wasser über mehrere Kilometer. Ende Oktober 2015 war ein russisches Touristenflugzeug mit 224 Menschen an Bord über der ägyptischen Sinai-Halbinsel in die Luft gesprengt worden.

Russland kämpft seit Herbst 2015 im Syrien-Krieg aufseiten des Präsidenten Baschar al-Assad. Zur Versorgung der Basis Hamaimim betreibt das Verteidigungsministerium einen regen Luftverkehr. Dabei werden auch alternde Zivilflugzeuge wie die Tupolew eingesetzt. Anfang Mai hatte das russische Militär den Stardirigenten Waleri Gergijew und sein Orchester zu einem Konzert in die syrische Wüstenstadt Palmyra geflogen.

Mireille Mathieu: "Das ist eine riesige Tragödie"

Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor.

Das ursprünglich aus einem Dutzend Soldaten bestehende Ensemble ist mit den Jahren größer geworden. Zu dem Chor gehören inzwischen auch ein Orchester und eine Tanzgruppe. Es ist das größte Militär-Künstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und -tänze. Es handelt sich um Lieder russischer Komponisten, klassische Werke russischer und ausländischer Komponisten, aber auch Pop-Lieder.

Der Chor trat in der Vergangenheit auch mit internationalen Solisten auf. „Das ist eine riesige Trägodie“, sagte die französische Sängerin Mireille Mathieu am Sonntag der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Welt der Musik sei in Trauer, sagte die 70-Jährige, die in Deutschland auch als der „Spatz von Avignon“ bekannt ist. „Seit mehr als einem Jahrhundert sind diese Stimmen ein Juwel Russlands.“ Sie sei zum ersten Mal 1967 bei ihrer ersten Russland-Tournee vom Alexandrow-Chor begleitet worden, sagte die Sängerin. Schlagerstar Karel Gott reagierte „tief betroffen“ auf die Nachricht. „Ich will mir die Erinnerung an unsere gemeinsamen Auftritte immer in meinen Gedanken bewahren“, sagte er der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. (dpa)

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