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Panorama: Tanzen, bis der Schutzmann kommt

Franz Ferdinand – eine schottische Band mit deutschem Namen erobert die Popwelt

Der schottischen Band Franz Ferdinand reichten zwei Singles, um berühmt zu werden. Es beginnt schon mit dem Namen: Franz Ferdinand. Auf etwas Besseres hätten die vier Jungs aus Glasgow nicht kommen können. Das ganz, ganz alte Europa schwingt da mit. Übertrieben pathetisch, geradezu kitschig, sich den Erzherzog, dessen Ermordung den ersten Weltkrieg auslöste, als Namensgeber auszusuchen. Und dann diesen deutschen Namen den englischen Radio-DJs auf die Lippen zu schmieren. Die Moderatoren von BBC, bei denen die gestern erschienene zweite Single „Take Me Out" bereits auf Rang zwei liegt, haben die Band mittlerweile so oft angesagt, dass bald alle habsburgischen Spuren verwischt sein werden. Man ahnt es schon: Franz Ferdinand ist keine einfache Rockgruppe. Eher schon ein Kunstprojekt.

„Art Wave" nennt der „New Musical Express" denn auch den Trend, als dessen Zugpferd Franz Ferdinand bereits gilt. Dass eine Band, die erst zwei Singles veröffentlicht hat („Take Me Out" erscheint bei uns am 26.1.) und deren Debüt-Album „Franz Ferdinand" erst für März angekündigt ist, dass also eine solche Band eine ganze Bewegung anführen soll, ist eine kleine Sensation an sich. Klar, die Bandmitglieder selbst finden solche Kategorien albern. Für den Bassisten Bob Hardy heißt „Art Wave" nur: „Man muss scheinbar ein Hemd tragen und finster dreinschauen." Und doch beweist gerade Hardy, dass die Band irgendwo zwischen Kunst und Musik hin- und herschwankt. Denn Hardy hat eigentlich Malerei studiert, hat bereits Ausstellungen seiner Werke auf die Beine gestellt. Doch eines Abends, vor 18 Monaten, fragte ihn sein Musiker-Freund Alex Kapranos, ob er nicht Bass spielen lernen wolle. Nein, soll Hardy gesagt haben, nein, er sei nun mal Künstler, kein Musiker. Worauf Kapranow konterte: „Das ist doch ein und dasselbe!" Einleuchtend. Und seit wann muss man ein Instrument spielen können, um interessante Rockmusik zu machen? Zumal die vier Jungs sowieso genervt waren von der Szene Glasgows. Zu viel Virtuosität.

Edle Hemden

Zu wenig Spaß. „Wir wollten das ein bisschen aufmischen. Und wir wollten die Frauen zum Tanzen bringen." Das ist ihnen auch gelungen. Sie haben sich nicht etwa in kleine Clubs gezwängt. Sie haben sich lieber eine Art Happening für ihre Musik ausgedacht. An einer Bahnstrecke fanden sie eine leer stehende Art-Deco-Lagerhalle, der sie den Namen „Le Chateau" gaben. Genau der richtige Raum für Art-Wave-Fans, die sich, genau wie die Bandmitglieder, mit Vorliebe in Designerstücken präsentieren. Ein Trend, der auch den New Yorker Postpunk prägt. Deswegen gilt Franz Ferdinand auch als schottische Antwort auf die amerikanischen Rocker von Interpol, die am liebsten schwarze Designeranzüge tragen. Doch am Ende hilft das edelste Hemd nicht weiter: Die Musik muss stimmen. Als „rauen Pop" bezeichnen sie selbst ihre Musik. Man hört deutlich, wie gut Franz Ferdinand die Strokes gefallen. Die ersten Sekunden der neuen Single „Take Me Out" klingen gar zum Verwechseln ähnlich. Und man fühlt sich erinnert an die Verschmelzungen aus Disco und Rock, wie es die Talking Heads und Roxy Music vorgemacht haben. „Take Me Out" hat die „Times“ deshalb passend als eine Mischung aus „dem eisernem Macho-Sound von Led Zeppelin und der weiblicheren Seite von Blondie" beschrieben.

Die Polizei machte einem ihrer Feste ein Ende. Doch aufhalten konnte sie Franz Ferdinand nicht. „Es ist in Glasgow so einfach, Gebäude zu besetzen, es stehen so viele leer". In London haben sie für eine Nacht die Werke von Electra eingenommen. Die weiteren Ziele sind klar: „Wir werden in allen unseren Lieblingsstädten spielen: Berlin, Paris und New York". Nach Berlin kommen sie Anfang März.

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