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Telefonieren im Flugzeug.

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Telefonieren in der Luft: EU lockert Handyverbot im Flugzeug

Die EU will das Telefonieren im Flugzeug erleichtern. Fluggesellschaften zögern aber, weil Telefonierende die Nachbarn stören könnten. Vorreiter sind die USA, die die Benutzung elektronischer Geräte zuerst zugelassen haben.

Berlin - Die europäische Flugsicherheitsagentur EASA hat am Montag die Beschränkungen für den Gebrauch von Handys, Tablets und Laptops an Bord von Flugzeugen gelockert. Ab sofort ist es den Luftverkehrsgesellschaften freigestellt, die Benutzung im sogenannten Flight Mode auch während Start und Landung zu gestatten. Das Telefonieren bleibt dagegen vorerst bei Start und Landung verboten.

EU-Verkehrskommissar Siim Kallas hat die EASA allerdings aufgefordert, ihre Sicherheitsprüfungen in Bezug auf die Benutzung von elektronischen Geräten im Sendemodus an Bord von Flugzeugen zu beschleunigen. „Heute machen wir den ersten Schritt hin zu einer sicheren Lockerung der Regeln für die Benutzung elektronischer Geräte in Flugzeugen während des Rollens und in der Start- und Landephase“, sagte Kallas. „Als Nächstes wollen wir prüfen, wie es mit Netzverbindungen an Bord aussieht.“ Er erwartet, dass die EASA hier bereits Anfang des kommenden Jahres ebenfalls neue Leitlinien vorlegt. Bisher muss das Telefonieren mit dem Handy beim Starten der Triebwerke eingestellt werden und darf erst wieder erfolgen, wenn diese nach der Landung abgeschaltet sind. Das Telefonieren mit dem Handy während des Fluges ist nur dann gestattet, wenn das entsprechende Flugzeug mit einem sicherheitszertifizierten Kommunikationssystem ausgestattet ist, zu dem auch eine bordeigene Mobilfunkzelle gehört. Hier gehen die Meinungen der Luftverkehrsgesellschaften bisher weit auseinander. Air Berlin und Lufthansa lehnen ein solches System bisher ab, weil sie befürchten, dass sich andere Reisende durch telefonierende Sitznachbarn gestört fühlen.

Auf ihren Langstreckenjets bietet die Lufthansa ihren Passagieren zumindest die Möglichkeit zum Surfen im Internet sowie ein stationäres Satellitentelefon. Telefonieren im Flugzeug ist aber bisher ein teures Vergnügen. Bei der Lufthansa kostet die Minute 9,95 Euro. Bei der Nutzung von bordeigenen Mobilfunkzellen berechnen die Anbieter in der Regel den höchsten Tarif fürs Auslands-Roaming, Vodafone berechnet für eigene Kunden 4,61 Euro pro Minute. Dagegen können Flugreisende die sonstigen Funktionen ihrer Mobilgeräte nach Erreichen der Reiseflughöhe bis zum Beginn des Landeanfluges im sogenannten Flight Mode bei deaktivierter Sendefunktion nutzen. Vielen Passagieren ist allerdings nicht bekannt, dass sie die Geräte für Start und Landung dennoch komplett ausschalten müssen, oft werden auch die entsprechenden Bordansagen überhört. 2011 wurde der US-Schauspieler Alec Baldwin in Los Angeles aus einem Flugzeug geworfen, weil er sich geweigert hatte, ein Spiel auf seinem Smartphone abzubrechen.

Die seit gestern geltende, europäische Regelung entspricht einer zuvor bereits von der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA getroffenen Regelung. In den USA haben Delta Air Lines als Erste die Lockerung bereits zum 1. November auf der Gesamtflotte von knapp 600 Flugzeugen eingeführt. Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky sagte, dass man die Empfehlung begrüße. Die größte deutsche Fluggesellschaft werde die Benutzung von E-Readern, Tablets und Mobiltelefonen im Flight Mode ab dem 1. Januar zunächst aber nur auf dem Langstreckenjet Boeing 747-8 gestatten, von dem sie bisher neun Exemplare besitzt. Dies sei das einzige Modell, das bisher über die erforderliche Unbedenklichkeitsbescheinigung verfügt. Die anderen Flugzeugtypen sollen nach entsprechender Prüfung folgen.

Da es sich um eine Empfehlung und nicht um eine Richtlinie handelt, ist es den Fluggesellschaften freigestellt, ob sie ihren Passagieren den erweiterten Gebrauch der Mobilgeräte gestatten oder nicht. Einen Rechtsanspruch auf die Nutzungserlaubnis haben Reisende nicht. Und beim Luftfahrtbundesamt wurde darauf verwiesen, dass die letzte Entscheidung ohnehin beim Flugkapitän liegt. Hat dieser Sicherheitsbedenken, kann er jederzeit den Gebrauch elektronischer Geräte untersagen.

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