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Temperaturen: Zwangspause für Binnenschiffer: "Die Natur hat uns erwischt"

Die "MS Desidero" hängt im zugefroren Main-Donau-Kanal rund 40 Kilometer südlich von Nürnberg fest - ein Schicksal, das 17 weitere Frachter auf dem nordbayerischen Wasserweg teilen.

Roth/Bamberg - Aus der Schleuse hatte es die «MS Desiderio» gerade noch geschafft, dann wurde dem niederländischen Frachtschiff das dicke Eis zum Verhängnis: Seit Dienstag hängt der mit 625 Tonnen Eisenplatten beladene Frachter im zugefroren Main-Donau-Kanal rund 40 Kilometer südlich von Nürnberg fest.

«MS Desiderio»-Eigner Richard Peters nimmt seine Zwangspause gelassen: «Es ist nun mal Winter - und bei der Kälte ist auf den Kanälen halt irgendwann mal Schluss», brummt er. Irgendwie gehe es ihm und seiner Frau ja noch ganz gut, versucht er seinem Pech eine positive Seite abzugewinnen: «Wir haben es nicht weit zum Einkaufen. Der Ort Hilpoltstein ist ganz um die Ecke. Und wir haben es warm», erzählt er.

Nur der Verdienstausfall schmerzt ihn. Erst nach sechs Tagen erhalte er von der Main-Schifffahrts-Genossenschaft eine Unterstützung, wenn er wegen einer zugefrorenen Wasserstraße eine Zwangspause einlegen müsse. Seinen Leichtmatrosen habe er am Mittwoch nach Haus geschickt. Er selbst nutze den unfreiwilligen Stopp für die Wartung der Maschine, für die sonst wenig Zeit bleibe. «Und auch in unserer Wohnung müssten wir mal wieder was machen», berichtet er.

Dicht von Eis umschlossen ist auch die im Bamberger Hafen liegende «MS Heidelberg». Das Thermometer zeigt sechs Grad unter Null. Über das Sonnendeck des Fahrgastschiffes weht ein eisiger Wind. Im Sommer spielen hier Passagiere Schach oder lassen sich bräunen. Jetzt herrscht dort gähnende Leere.

«Eigentlich waren wir auf dem Weg nach Linz in die Werft zur Generalüberholung für die neue Saison», erzählt der aus Tschechien stammende Kapitän Jaroslav Drozdik. Von März bis November ist die «MS Heidelberg» zwischen Basel und Antwerpen unterwegs, hauptsächlich auf dem Rhein und der Mosel.

«Jetzt hat uns die Natur ein bisschen erwischt», sagt Drozdik. Ein großer wirtschaftlicher Schaden sei nicht entstanden, da keine Passagiere an Bord waren. Jetzt bleibt nur das Warten auf mildere Temperaturen.

Drozdik schätzt, dass er mit seinem 110 Meter langen und 11,40 Meter breiten Hotelschiff mindestens zwei Wochen in Bamberg liegen wird, bevor er sich auf den Weg nach Österreich machen kann. Selbst wenn es von heute auf morgen warm werden sollte, werde es mindestens eine Woche dauern, bis der Kanal wieder befahrbar sein wird. Einen Teil der Besatzung habe er nach Hause geschickt. Der Rest arbeitet acht Stunden, danach haben sie frei. «Dann können sie Bamberg besuchen und Rauchbier trinken.» (Von Christoph Gahlau und Klaus Tscharnke, dpa)

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