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Teure Patienten: Kliniken fordern Ausgleich für Ehec-Behandlung

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hat die Bundesregierung aufgefordert, Krankenhäusern für die aufwendige Behandlung von Ehec-Patienten mehr Geld zukommen zu lassen.

Es wäre „ein völlig falsches Signal, wenn die Kliniken, die in der Ehec-Krise deutlich besser funktioniert haben als die Politik, nun bei den Kassen betteln müssen“, sagte Lauterbach dem Tagesspiegel. Die Kosten für die betroffenen Häuser seien „gigantisch“, sie sprengten alle vereinbarten Budgets. Ehec-Erkrankte seien „die teuersten Patienten, die es gibt“.

Es sei „nicht akzeptabel“, dass spezialisierte Versorgungszentren das finanzielle Risiko für Epidemien allein zu schultern hätten, moniert auch Rüdiger Strehl, Generalsekretär beim Verband der Universitätsklinika. Mehrleistungen würden von den Kassen nur zu „70 Prozent und weniger“ erstattet, sagte Strehl dem Tagesspiegel. Der finanzielle Ausgleich müsse garantiert und gesetzlich geregelt werden. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte erklärt, Kliniken und Kassen könnten auch nachträglich Vergütungen aushandeln. Damit sei man „völlig vom guten Willen der Krankenkassen abhängig“, sagte Strehl. „Für die Gurkenhändler rückt Europa dreistellige Millionensummen heraus. Und für die Krankenhäuser, die sich um die Ehec-Patienten kümmern, soll es nichts geben.“ Neben den Klinikkosten, die Strehl pro Patient auf gut 20 000 Euro schätzt, müsse auch die Nachsorge geregelt werden. Viele Schwerstkranke würden einer neuen Antikörper-Therapie unterzogen, deren Auswirkungen noch Monate beobachtet und ausgewertet werden müssten. Neben Sondererstattungen seitens der Kassen müssten auch die Länder den Kliniken unter die Arme greifen. Für die notwendige Blutwäsche habe man teure Geräte angeschafft, die man im Normalbetrieb der Kliniken nicht benötige. Zudem hätten Krankenzimmer zu Isolierstationen umgebaut werden müssen.

„Kein Krankenhaus, das sich um schwer erkrankte Ehec- und Hus-Patienten kümmert, muss Sorge haben, auf den zusätzlichen Kosten sitzen zu bleiben“, versicherte der stellvertretende Vorstandschef beim Spitzenverband der gesetzlichen Kassen, Johann-Magnus von Stackelberg. Häuser, die keine Behandlungsmengen mit den Kassen vereinbart hätten, könnten die Betreuung „direkt einbezogen“ bekommen. Und für die, denen die vereinbarten Mengen „gesprengt“ wurden, werde „ganz sicher“ eine einvernehmliche Lösung gefunden – wie nach dem Elbehochwasser 2002, als die Kassen alle Kosten voll bezahlt hatten. Die Lobbyverbände dürften aber „die im Vergleich zur gesamten Fallzahlentwicklung wirklich wenigen Ehec- und Hus-Fälle für die finanziellen Interessen der Krankenhäuser“ nicht unseriös instrumentalisieren. Allein von der gesetzlichen Krankenversicherung erhielten die Kliniken 2011 „die Rekordsumme von 60 Milliarden Euro, obwohl in Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor viel zu viele Krankenhausbetten leer stehen.“

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