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Texas: Kinder aus Polygamisten-Sekte befreit

Missbraucht, genötigt und erpresst: Über 50 Mädchen wurden aus den Fängen einer Mormonen-Sekte befreit, 18 von ihnen wurden vermutlich sexuell missbraucht. Die Polizei hat im US-Bundesstaat Texas die Ranch der Polygamisten gestürmt. Die Behörden ermitteln nun.

Nach Berichten über Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch hat die Polizei im US-Bundesstaat Texas die Ranch einer Polygamisten-Sekte gestürmt und mehr als fünzig Frauen und Mädchen befreit. Die Mädchen, die auf der Ranch lebten, sind von den Behörden an einen geheimgehaltenen Ort gebracht worden. Bei der Erstürmung des Geländes der abtrünnigen Mormonensekte in der Nähe von Eldorado habe es keinen Widerstand gegeben. Wie die Kinderschutzbehörde im Bezirk Schleicher bekanntgab, wurden die 52 Mädchen zwischen sechs Monaten und 17 Jahren von Sozialarbeitern betreut.

Nun kümmert sich das Jugendamt um die befreiten Mädchen. "Sozialarbeiter müssen die Gelegenheit bekommen, die Bedürfnisse der Mädchen zu ermitteln und festzustellen, welche Maßnahmen angemessen sind", sagte Behördensprecher Patrick Crimmins. Die Ranch mit ihren riesigen Anlagen wurde von der Sekte im Jahr 2003 gekauft und wird seither von den Behörden beobachtet. Die Zeitung "The Houston Chronicle" berichtete, Sozialarbeiter hätten Bewohner des Komplexes am Donnerstag und Freitag befragt und gingen davon aus, das 18 Mädchen missbraucht wurden oder von Missbrauch unmittelbar bedroht seien.

Sektenführer Jeffs, der von seinen Anhängern als Prophet betrachtet wird, wurde 2006 in Las Vegas verhaftet und im vergangenen Jahr wegen Beihilfe zu Vergewaltigung zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Während des Verfahrens hatte eine Frau mit tränenerstickter Stimme geschildert, wie sie im Alter von 14 Jahren von Jeffs zur Ehe mit einem älteren Mann gezwungen worden war. Jeffs habe die beiden getraut und aufgefordert, "sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern". Als das Mädchen Jeffs sagte, sie wolle keine ehelichen Beziehungen zu dem älteren Mann, habe er ihr geantwortet: "Geh zurück und tue, was er Dir sagt."

Jeffs spricht von spirituellen Ratschlägen

Die Verteidigung hatte geltend gemacht, Jeffs habe lediglich spirituelle Ratschläge gegeben wie andere Geistliche auch. Jeffs' "Fundamentalische Kirche" hat mit der Mormonenkirche "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" nichts zu tun. Die Mormonen hatten die Polygamie schon vor über einem Jahrhundert aufgegeben, um die Aufnahme des Staates Utah, wo diese Kirche sehr viele Anhänger hat, in die USA zu erlangen.

Mitglieder von Jeffs' fundamentalistischer Sekte leben in Utah, Nevada, Arizona, Texas, Colorado, South Dakota und British Columbia. Vor 55 Jahren gab es schon einmal eine Polizeirazzia gegen die Sekte in Colorado City. Damals wurden 400 Anhänger des Glaubens vorübergehend festgenommen, darunter 236 Kinder. 150 dieser Kinder durften damals mehr als zwei Jahre lang nicht zu ihren Eltern zurückkehren. Der damalige Gouverneur von Arizona, Howard Pyle, machte sich jedoch mit der Aktion unbeliebt und wurde nicht wiedergewählt. (tbe/sba/dpa)

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