zum Hauptinhalt
Im Alter von 74 Jahre ist Margot Werner heute in München gestorben.

© dapd

Tod einer Entertainerin: Margot Werner stirbt nach Fenstersturz

Die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin ist in München gestorben – die genauen Hintergründe sind nicht ganz klar. Ein Fremdverschulden wird von der Polizei ausgeschlossen.

Feuerrote Haare bis weit ins Rentenalter hinein, eine große Figur, schlank und eine rauchige Stimme, die manche an einen Vamp erinnerte. So ist Margot Werner geblieben, auch wenn man schon lange nichts mehr von ihr gehört hatte. „Lang nicht gehört …“ lautete denn auch die Überschrift eines ihrer letzten Interviews. Um die künstlerische Zukunft ging es darin nicht mehr, sondern um die Liebe zu ihrem fünf Jahre jüngeren Ehemann Jochen Litt und darum, dass Gott ihr Gesundheit gebe. Der Wunsch hat nicht lange gehalten. Gestern ist Margot Werner aus noch nicht ganz geklärten Gründen in München gestorben. Nach Angaben der Münchner Abendzeitung stürzte die 74-Jährige aus dem dritten Stock des Klinikums im Münchener Stadtteil Bogenhausen. Ein Unfall? Selbstmord?

„Das Einzige, was gesagt werden kann: Dass Fremdverschulden ausgeschlossen werden kann“, sagte der Kliniksprecher. Die Münchner Polizei hatte zuvor von einem „Unfall im häuslichen Bereich“ gesprochen und als Todestag den Montag genannt. Dem Vernehmen nach war die Entertainerin am Donnerstag ins Krankenhaus gekommen, weil sie sich unwohl fühlte. Sie soll auf der neurologischen Station gelegen haben. Laut „Bild“ war sie wegen Nervenschädigung an der Schulter im Klinikum Bogenhausen behandelt worden.

Die Berufsbezeichnung schwankt zwischen Balletttänzerin, Chansonnière, Entertainerin und Schauspielerin. Eines wollte die gebürtige Salzburgerin jedenfalls immer: auf der Bühne stehen, im Rampenlicht.

Es ist eine widersprüchliche, pralle Biografie. Ausbildung als Balletttänzerin, dann eine Anstellung am Ballett der Bayerischen Staatsoper in München. Zusammenarbeit mit John Cranko und John Neumaier – es wurden anspruchsvolle Werke aufgeführt.

Doch dies reichte Margot Werner nicht, die in München und in Tirol lebte. Sie stieg um auf Chansons und spielte mit bei Brechts „Dreigroschenoper“ in München. Dort hatte sie auch ein Solo-Programm Mitte der 1970er-Jahre in der legendären Lach- und Schießgesellschaft.

Die Liebe zu den Chansons pflegte sie immer, auch wenn sie im Fernsehen immer wieder den eher seichteren Show- und Kommerzwellen verfiel. Jahr für Jahr sang sie im Stuttgarter Renitenztheater vor kleinem Publikum – deutlich französisch angehaucht, sparsam, ziemlich tief. Nicht ranschmeißerisch, nicht zu exaltiert. Sie wirkte durch Distanz und eine wohl vielfach nur gespielte Abgeklärtheit.

Es gab auch das Eintauchen in die TV-Shows der 70er-Jahre, die beim heutigen Betrachten nur schwer auszuhalten sind. Margot Werner war bei Kuhlenkampf dabei, bei Rudi Carell und in „Dalli Dalli“.

Ihr bekanntestes Lied „So ein Mann“ erschien 1977 und wurde, bei ihr darf man das noch sagen, ein Evergreen.

Später machte sie weitgehend nur noch durch persönliches Unglück Schlagzeilen. Breit wurde in der Öffentlichkeit vom finanziellen Absturz berichtet: Das Hotel ihres Mannes im tirolischen Berwang ging in die Insolvenz, Margot Werner haftete mit ihrem ganzen Vermögen – 1,6 Millionen Euro waren weg. Es gab Gerüchte von finanziellen Problemen, von gesundheitlichen Problemen, von Depressionen.

Als „Diva“ wollte sie sich nie bezeichnen lassen, diese Bezeichnung klang ihr zu altbacken. Freilich trat sie vorwiegend als eine solche auf. Noch im Alter genoss sie es, wenn jemand ihre weiterhin schlanke, durchtrainierte Ballettfigur lobte. Und bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth hatte sie jahrzehntelang ihre Auftritte mit roter Mähne – wenn auch nur noch auf dem roten Teppich.

Zur Startseite