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Blumen und Trauerlichter am Tatort.

© dpa

Tod nach Diskofahrt in Kirchweyhe: Streitschlichter Daniel S. stirbt nach brutaler Prügelattacke

Nach einer brutalen Attacke ist am Sonntag ein 25-Jähriger im niedersächsischen Kirchweyhe ins Koma getreten worden. Am heutigen Donnerstag starb Daniel S. im Krankenhaus. Der Fall erinnert an den Tod des 20-jährigen Jonny K. aus Berlin.

Für den 25-jährigen Daniel S. konnten die Ärzte im Krankenhaus nichts mehr tun. Am frühen Donnerstagmorgen starb der Mann an den Folgen seiner Verletzungen einer brutalen Prügelattacke nach einem Diskobesuch im niedersächsischen Kirchweyhe. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft in Verden (Niedersachsen) dem Tagesspiegel. Der haupttatverdächtige Schläger, Sihan A. (20) sitzt in Untersuchungshaft. Er war am Sonntagabend wegen - zu dem Zeitpunkt noch versuchten Mordes - verhaftet worden.

Nach dem, was die Ermittler bisher wissen, wollte Daniel S. lediglich einen Streit zwischen Diskobesuchern schlichten und musste dafür sterben. Mit Freunden war der 25-Jährige in der Nacht zu Sonntag in der Disko "Fun Factory" in Wildeshausen. Gegen vier Uhr früh fuhr die Gruppe um Daniel S. mit einem Bus dann nach Kirchweyhe. In dem Bus soll es mit einer Gruppe junger Türken zum Streit gekommen sein. Am Bahnhof Kirchweyhe sollen dann bereits per Handy hinzugerufene weitere Freunde der jungen Türken auf den Bus gewartet haben. Worum es bei dem Streit ging, ist unklar. Doch soll es laut Staatsanwaltschaft Daniel S. gewesen sein, der "beschwichtigend auf alle Beteiligten einwirkte und sich so den Zorn der Beschuldigten zuzog", hieß es bei der Staatanwaltschaft. Als Daniel S. am Bahnhof auf dem Bus gestiegen war, soll Sihan A. ihm zunächst einen massiven Fußtritt verpasst haben und dann "weiter auf das bereits regungslos am Boden liegende Opfer eingetreten haben", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Lutz Gaebel. Anschließend flüchtete er und versteckte sich auf einem benachbarten Gebrauchtwagengelände.

Am Sonntagabend gelang es den Ermittlern, den Gesuchten festzunehmen. Ebenso, wie vier weitere Tatverdächtige. "Sie wurden aber alle wieder entlassen", sagte Gaebel. Die Ermittlungen dauern an. Es werde auch geprüft, ob es weitere Tatverdächtige außer den 20-Jährigen gibt. Sihan A. ist als Gewalttäter bei der Polizei bekannt. Da die Delikte verübt worden waren, als er noch ein Jugendlicher war, wollte sich Gaebel aus Gründen des Jugendschutzes nicht dazu im Detail äußern.

Der Fall erinnert an die brutale Attacke auf den 20-jährigen Jonny K. am Alexanderplatz in Berlin. Auch er war vor einer Disko so gewaltsam getreten worden, dass er einen Tag später an den Folgen einer Hirnblutung im Krankenhaus starb. Kurz darauf hat die Polizei sechs Tatverdächtige identifiziert. Gegen vier ist kürzlich Anklage erhoben worden. Ein weiterer kehrte am vorigen Wochenende nach seiner Flucht in die Türkei zurück. Der mutmaßliche Haupttäter befindet sich immer noch in der Türkei. Der Fall hatte auch politische Auswirkungen. So hatte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) seinen türkischen Amtskollegen Muammer Güler um die Auslieferung Onur U.s gebeten – allerdings bislang ohne Erfolg. Der Grund ist offenbar, dass Onur U. neben der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit besitzen soll. Die Türkei liefert keine Landsleute aus.

Die tödliche Prügelattacke auf Daniel S. hingegen ist über die lokalen Medien im Kreis Verden oder Bremen hinaus kaum thematisiert worden. Eine Erklärung dafür hat die Staatsanwaltschaft nicht. "Für uns ist das mediale Interesse nicht interessant. Wir machen unsere Arbeit", sagte Gaebel. "Vielleicht liegt es ganz banal daran, dass der Fall auf dem Land passierte und nicht in der Hauptstadt", mutmaßt ein Ermittler.

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