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Allein gegen alle. Maria Miller, fortschrittliche Tory-Ministerin.

© IMAGO

Tory-Ministerin Maria Miller: Die Rache der Rechten wegen der Homo-Ehe

Die britische Kulturministerin Maria Miller wird von den Rechten in ihrer eigenen Partei gehasst, weil sie die Homo-Ehe durchgesetzt hat. Jetzt wird ihr eine fehlerhafte Spesenabrechnung zum Verhängnis.

Wird die britische Kulturministerin Maria Miller Steuern auf den Gewinn von über Million Pfund aus dem Verkauf ihres Wohnhauses in Wimbledon bezahlen? Es ist Sache des Finanzamts, aber Großbritannien befasst sich mit solchem Eifer mit der Frage, dass unklar war, wie lange Miller als Ministerin überleben kann. 78 Prozent der Briten forderten ihren Rücktritt, ergab eine von der „Mail on Sunday“ veröffentlichte Umfrage – und 82 Prozent der Tory-Wähler. Und, könnte man ergänzen, 100 Prozent der Zeitungen.

Die Tory-Ministerin Maria Miller entschuldigte sich nur 32 Sekunden lang

Die Tory-Ministerin ist bei der Presse, der konservativen Basis und im Unterhaus in Ungnade gefallen, wo man empört war, als Millers Entschuldigung am vergangenen Freitag nur 32 Sekunden lang war und offensichtlich aufrichtig empfundenes Schuldbewusstsein fehlte.

„38 000 Pfund pro Sekunde“, schimpfte Politik-Blogger Guido Fawkes angesichts der 1,2 Millionen Pfund Kapitalgewinn aus dem Wohnungsverkauf – Miller hatte das Haus 1995 für 240 000 Pfund gekauft, aber deklarierte es vier Jahre lang als „Wahlkreis-Wohnsitz“ und kassierte 90 718 Pfund Spesenzuschüsse für ihre Hypothek. Gerügt wurde sie, weil peinliche Fehler in ihren Spesenabrechungen zutage kamen. Erst sollte sie 40 000 Pfund zurückzahlen, dann wurde der Betrag auf 5500 Pfund reduziert. Entschuldigen musste sie sich aber, weil sie sich gegenüber dem Untersuchungskomittee „ausweichend“ und „drohend“ verhalten habe.

Ein gefundenes Fressen für die Presse und die Rechten in der eigenen Partei

Auf eine solche Chance wartete die Presse nur: Miller ist den Zeitungen verhasst, seit sie nach den Skandalen um Handyabhören und Polizistenbestechung das neue System zur Presseregulierung durchs Parlament brachte – mit der gleichen Energie wie ihre Spesenabrechnungen.

Die Graswurzel-Bewegungen der konservativen Partei haben sie aus einem anderen Grund im Visier. Sie ist diejenige gewesen, die für Premier David Cameron die gesetzliche Gleichstellung der HomoEhe auf den Weg brachte. Für die konservative Parteibasis ist das die verhassteste aller Cameron-Reformen.

Miller habe sich „eine Menge von Antipathie eingehandelt“, gab Tory-Kabinettskollege Iain Duncan Smith zu bedenken. „Wir müssen aufpassen, dass es keine Hexenjagd gibt.“ Aber richtig begeistert stellte auch er sich nicht hinter Miller. Wenn das noch lange weitergehe, werde die Glaubwürdigkeit des Parlaments untergraben, sagte er.

Die Europawahlen, ein Fest für Protestwähler aus allen Richtungen, machen die britischen Politiker nervös. Ukip, die Anti-Europa- und Anti-EstablishmentPartei, reibt sich die Hände. Aber Cameron will sich nicht von den Medien vorschreiben lassen, wer in seinem Kabinett sitzt. Er hat sich aus Loyalität für Millers gute Arbeit hinter sie gestellt und weil er ein banges Auge auf die Frauenquote hat – es sitzen viel zu wenig Frauen im Kabinett.

Es gebe eine naheliegende Lösung, schrieb der respektierteste Alt-Tory, Lord (Norman) Tebbit im „Daily Telegraph“. Den Rücktritt der „arroganten“ Politikerin: „Miller verkörpert die moderne politische Klasse, die keinen erkennbaren Charakter, kein Talent und keine Integrität hat.“

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