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Panorama: Tote Babys in der Garage

Auf einem Grundstück im thüringischen Thörey wurden zwei Kinderleichen entdeckt – eine Woche nach dem ersten Fund

Es war ein grausiger Fund, und es war schon der zweite: Gut eine Woche nachdem auf einem Grundstück im thüringischen Thörey eine Babyleiche entdeckt worden war, wurden nun am selben Ort die Leichen von zwei weiteren Kleinkindern gefunden.

Es ist Donnerstagnachmittag, fast auf die Stunde genau eine Woche nach der Pressekonferenz, auf der Staatsanwaltschaft Erfurt und Kriminalpolizei Gotha die Aufklärung des Babyleichenfunds vom Vortag verkündet hatten. Jetzt stehen erneut Polizeifahrzeuge vor dem braunen Holztor in der kleinen Gasse neben dem Dorfplatz von Thörey, dem kleinen Ort unweit der Landeshauptstadt Erfurt. Ein Großaufgebot von Beamten der Kriminalpolizei und des Landeskriminalamtes, Rechtsmediziner und Staatsanwaltschaft eilen hin und her. Fragen wehren sie ab: „Später“.

Dorfbewohner beobachten aus respektvoller Entfernung das Geschehen. Da kommt man nach Hause, ahnt nichts Böses und der ganze Dorfplatz ist wieder voller Polizei, sagt eine junge Frau, da ist doch wieder was passiert. Es sickert durch, dass zwei weitere Kinderleichen gefunden wurden. Ein junger Mann schüttelt den Kopf, will es nicht glauben. Vor gut einer Woche hatte ihn der neue Eigentümer des Hauses gerufen, als der beim Aufräumen des Grundstücks die erste Leiche, ein kleines Mädchen, in einem Müllsack entdeckt hatte. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Fund hatte dann die 21-jährige Tochter der früheren Eigentümer des Grundstücks der Polizei gestanden, ihr totes Baby im ehemaligen Elternhaus versteckt zu haben,

Diesmal machte der neue Eigentümer, der das seit zwei Jahren leer stehende Anwesen erst am 10. Januar ersteigert hatte, bei Abrissarbeiten die neue grausige Entdeckung. Was denn da abgerissen worden sei, wird später Staatsanwältin Gabriele Deckert gefragt. Sie flüchtet sich in das Stereotyp, aus ermittlungstaktischen Gründen dazu nichts sagen zu können. Auch nicht zum Alter oder Geschlecht der Kinder und wie lange sie bereits tot sind. Das alles werde die Obduktion ergeben, deren Ergebnisse voraussichtlich am Freitag bekannt gegeben werden.

Die Nachbarn sind weniger zurückhaltend. Die Garage sollte abgerissen werden, heißt es . Dort war auch die erste Babyleiche gefunden worden. So etwas habe Thörey noch nicht erlebt. In Thüringen ist es bekannt für sein Gewerbegebiet und nun deutschlandweit für drei tote Babys. Manche zeigen Mitgefühl für die neuen Nachbarn, das müsse für die doch grausam sein. Die Frau habe man ohnehin überreden müssen, überhaupt wieder das Grundstück zu betreten, sagt einer.

Und die ursprünglichen Besitzer des Grundstücks? Über die weiß angeblich kaum jemand etwas. Zurückhaltende Leute seien es gewesen, die wenig Kontakt im Dorf gehabt hätten. Dann sei die Familie vor zwei Jahren weggezogen. Allerdings sei die Tochter bis zum Herbst 2006 öfter hier gewesen, erzählt eine ältere Dame. Die sei immer nett gewesen, man habe ein paar Worte gewechselt. Ihr Heimathaus habe sie sehen wollen.

Vor diesem fährt 18 Uhr ein Leichenwagen vor, ein Sarg wird hineingetragen und wenige Minuten später wieder in das Fahrzeug geschoben. Aus einem Polizeiwagen ertönt Gebell. Suchhunde warten auf ihren Einsatz. Auch in der Vorwoche waren sie vor Ort. Danach war sich die Polizei sicher: Es gibt keine weiteren Leichen. Doch so, wie die nun gefundenen toten Babys verpackt und versteckt gewesen seien, hätten die Spürnasen keine Chance gehabt. Die suchten vor allem unten. Was heißen könnte, dass die Kinderleichen irgendwo oben verborgen waren, unter dem Garagendach oder einer Zwischendecke. Was auch bedeuten könnte, dass die Suche am heutigen Freitag weit intensiver fortgesetzt wird.

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