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Türkei: Die Frösche und das Erdbeben

Aufregung in der Türkei über Naturphänomene: Erst jagten hunderttausende Frösche den Menschen Angst vor einem Erdbeben ein, jetzt gibt ein Ansturm von Schmetterlingen Rätsel auf.

Plötzlich sind sie überall. Seit Tagen wundern sich viele Einwohner der türkischen Metropole Istanbul über eine sprunghafte Zunahme grau-brauner Schmetterlinge in den verschiedensten Teilen der Stadt. „Manche glauben, sie sind Boten eines baldigen Erdbebens“, berichtete die Zeitung „Vatan“, die sofort die besten Schmetterling-Experten des Landes zu Rate zog. Die beruhigten die Türken: Es handele sich um einen alle acht bis zehn Jahre auftretenden Anstieg in der Population. Doch nicht nur die unheimliche Vermehrung der Schmetterlinge macht manchen Türken Angst. Vor kurzem waren es griechische Frösche, die in türkischen Medien für Aufregung sorgten.

Mehrere hunderttausend Tiere tauchten plötzlich auf einer Überlandstraße im Norden Griechenlands auf. „Frösche auf der Autobahn – Erdbeben im Anmarsch“, titelte die türkische Zeitung „Aksam“ nach der Entdeckung der Froschwanderung in der Nähe der nordgriechischen Stadt Langadas. „Das Beben kommt“, hieß es im Blatt „Takvim“. Möglicherweise, so wurde gemutmaßt, wollten die Tiere aus dem Gebiet eines kommenden Erdbebens in der Nähe der griechisch-türkischen Grenze oder in der Ägäis verschwinden. In Langadas musste die Verkehrspolizei die Straße vorübergehend sperren, weil mehr als eine Million Frösche unterwegs waren. Allerdings hatten die griechischen Behörden eine harmlose Erklärung für das Naturphänomen: Offenbar seien die Frösche von einem nahen See aus aufgebrochen, um sich anderswo Nahrung zu suchen.

Doch trifft diese nüchterne Begründung wirklich zu? Schließlich halten sich seit langem Gerüchte darüber, dass bestimmte Tierarten auf bisher unbekannte Weise in der Lage sein sollen, kommende Erdbeben zu spüren. Einige Tage nach der Froschwanderung in Griechenland gab es in einigen hundert Kilometern Entfernung im nordwestlichsten Teil der Türkei ein kleineres Erdbeben.

Angesichts der griechischen Froschwanderung verwiesen türkische Zeitungen auf neue Forschungsergebnisse aus Großbritannien: In der Fachzeitschrift „Journal of Zoology“ hatte die Forscherin Rachel Grant von ihren Beobachtungen in der italienischen Region L'Aquila berichtet. Dort hätten Kröten plötzlich aufgehört, Nachwuchs zu produzieren – fünf Tage vor dem schweren Beben vom April vergangenen Jahres, bei dem mehr als 300 Menschen starben. Erst einige Tage nach dem Beben seien die Kröten wieder zur Tagesordnung übergegangen, schrieb Grant.

Auch nach dem Erdbeben in der Türkei von 1999, bei dem rund 20 000 Menschen starben, tauchten Meldungen auf, Wölfe und Hunde seien zuvor durch besonders unruhiges Verhalten aufgefallen. Einige Hunde sollen ihre Besitzer damals mitten in der Nacht aus ihren Häusern gezerrt und damit gerettet haben.

Türkische Experten raten ihren Landsleuten allerdings, sich lieber um konkrete Vorkehrungen wie die Verstärkung von Wohnhäusern zu kümmern als um mysteriöse Phänomene im Tierreich. Der Ansturm der Schmetterlinge wird nach Angaben der Forscher in zwei Wochen wieder vorbei sein.

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