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Udo Jürgens: "Das Klavier war ein Sarg für mich"

Udo Jürgens wird am Freitag 77. Seine Karriere scheint kein Ende zu nehmen. Die Verfilmung seines Lebens kommt nun ins Fernsehen.

Das richtige, das gute Leben hätte für ihn eigentlich vor knapp elf Jahren anfangen müssen. „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an / Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran / Mit 66, da kommt man erst in Schuss / Mit 66 ist noch lange nicht Schluss“, sang Udo Jürgens 1977. Da war er 42.

Nun wird er am Freitag 77, aber nach San Francisco zu trampen, „um mein Rheuma auszukurieren“, wie im Hit angekündigt, ist er noch immer nicht gekommen. Dafür hat der Sänger zu viel zu tun, keine Spur von Ruhestand. Im Februar beginnt in Berlin eine Tournee durch dreißig Großhallen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, auf der er sein aktuelles Album „Der ganz normale Wahnsinn“ vorstellt. Es ist, vorsichtig geschätzt, die ungefähr vierzigste Konzertreise, bei der er die letzten Zugaben, wie üblich, im weißen Bademantel geben wird.

Vorher aber rollt das Erste noch den roten Teppich aus und gratuliert dem Kärtner Entertainer von Donnerstag an mit der Ausstrahlung des Zweiteilers „Der Mann mit dem Fagott“ zum Geburtstag. Der Film folgt dem gleichnamigen Bestseller, den Jürgens vor sieben Jahren mit einer Koautorin veröffentlicht hatte. Erzählt wird da – mit Darstellern wie Christian Berkel, Ulrich Noethen und David Rott hochkarätig besetzt – die Geschichte der Familie Bockelmann, ausgehend vom Großvater Heinrich, der 1891 als Bankier nach Moskau auswanderte. Den Roman zu schreiben, sei „ein Meilenstein meines Lebens“ gewesen, sagt der Sänger, der unter dem bürgerlichen Namen Jürgen Udo Bockelmann in Klagenfurt geboren wurde. Vor den Dreharbeiten habe er „Angst gehabt“, seinen Eltern und Großeltern, aber auch sich selbst, vertreten durch zwei Schauspieler, wieder zu begegnen.

Dass Udo Jürgens’ Karriere kein Ende zu nehmen scheint, könnte daran liegen, dass sie relativ spät begonnen hat. Seinen Durchbruch schaffte er erst mit 32, als er 1966 mit „Mercie Chérie“ den Grand Prix für Luxemburg gewann. Er war ein „komplexbeladenes, kränkelndes Kind“, das Klavier, das seine Eltern besaßen, „war ein Sarg für mich“. Später lebte er als Star seinen Erfolg mit Alkohol- und Sexexzessen aus. „Wir waren ein unvorstellbares Gesindel“, prahlte er vor kurzem. Dass ihm Treue unwichtig war, bereut er inzwischen. Nun lasse die Manneskraft nach. Die Deutschen lieben den Musiker vielleicht deshalb schon so lange, weil er sie stets auch über sein Intimleben auf dem Laufenden gehalten hat. Christian Schröder

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