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Absturz auf dem Weg nach Kolumbien: Das Wrack der verunglückten Maschine

© AFP/Raul Arboleda

Update

Über 70 Tote in Kolumbien: Flugzeug könnte wegen Treibstoffmangels abgestürzt sein

Auf dem Weg nach Kolumbien stürzt eine Maschine mit der brasilianischen Mannschaft Chapecoense ab. Es gibt nur fünf Überlebende. Die Fußballwelt trauert.

Tragödie auf dem Weg zum Finale: Das in Kolumbien verunglückte Flugzeug mit dem brasilianischen Fußballteam Chapecoense an Bord könnte wegen Treibstoffmangels abgestürzt sein. Das erklärte der Direktor der kolumbianischen Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Die Piloten hätten wegen Problemen Landepriorität beantragt. Die vierstrahlige RJ85 der bolivianischen Charterfluggesellschaft Lamia war knapp 40 Kilometer von Medellín entfernt an einem Berg abgestürzt, nach offiziellen Angaben starben mindestens 75 Menschen.

Nach den Worten des Leiters der Polizei Medellín, José Acevedo, wurden aus dem Wrack sechs Menschen lebend geborgen - einer von ihnen soll aber später gestorben sein. Bei den Überlebenden soll es sich um drei Spieler, einen Journalisten und ein Crewmitglied handeln. Die Luftfahrtbehörde sprach offiziell zunächst von 75 Toten und sechs Geretteten - aber ein Torwart des Teams soll seinen Verletzungen später erlegen sein. Beim Absturz trennten nur noch zwei Hügel das Flugzeug von der Landebahn.

Die Delegation des Clubs Chapecoense bestieg das Flugzeug im bolivianischen Santa Cruz de la Sierra, weil die brasilianischen Luftfahrtbehörden einen Charterflug der bolivianischen Airline Lamia direkt von Brasilien nach Kolumbien nicht zugelassen hatten. Das Fußballteam flog deshalb per Linienflug von São Paulo aus, wo es am Sonntag in einem Spiel der brasilianischen Liga gegen Palmeiras angetreten war, nach Santa Cruz. Die Entfernung auf Luftlinie zwischen Santa Cruz und Medellín beträgt 3015 Kilometer. Die Reichweite der Maschinen vom Typ RJ85 liegt bei rund 3000 Kilometern.

Die bolivianische Luftfahrtbehörde betonte, das Flugzeug sei in einem einwandfreien Zustand gewesen. Direktor Julio Fortún sagte: „Die Maschine hat bolivianischen Boden unter perfekten Bedingungen verlassen.“ Die Behörde schickte Experten nach Kolumbien und betonte, Lamia sei nur für Chaterflüge zugelassen. Mehrere Fußballteams in Südamerika sind zuletzt mit der Unglücksmaschine geflogen.

Chapecoense sollte in Medellín das Finale des Vereinswettbewerbs Copa Sudamericana gegen Atlético Nacional aus Medellín bestreiten. Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste Fußball-Clubwettbewerb in Südamerika und vergleichbar mit der Europa League.

Das Erreichen des Finals war der bisher größte Erfolg des 1973 gegründeten Teams aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, bei dem vor mehr als 20 Jahren kurzzeitig auch der spätere Bundesliga-Profi Paulo Rink spielte. Noch 2009 hatte der Provinzclub in der vierten brasilianischen Liga gespielt.

Das Team von Chapecoense Anfang November beim Halbfinale der Copa Sudamericana in Buenos Aires.
Das Team von Chapecoense Anfang November beim Halbfinale der Copa Sudamericana in Buenos Aires.

© imago/Photogamma

Das Flugzeug mit 81 Menschen an Bord stürzte im Nordwesten Kolumbiens ab. Nach einem Flug von São Paulo nach Santa Cruz in Bolivien war die verunglückte Maschine dort in Richtung Medellín gestartet. Sie war von dem Club gechartert worden, in der Maschine waren auch rund 20 Journalisten, die über das Final-Hinspiel berichten wollten.

Der brasilianische Staatspräsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Ich möchte in dieser traurigen Stunde, die die Tragödie für Dutzende Familien bedeutet, mein Mitgefühl aussprechen“, teilte Temer mit. Man werde alles mögliche tun, um den betroffenen Familien zu helfen. An Bord waren 72 Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder. Zu den Geretteten sollen unter anderem Abwehrspieler Alan Ruschel und eine Stewardess gehören. Auf Bildern war zu sehen, wie Ruschel auf einer Trage ins Krankenhaus San Juan de Dios in La Ceja gebracht wurde. Auch ein Journalist überlebte.

Der 27-jährige brasilianische Fußballspieler Alan Ruschel wird in ein Krankenhaus gebracht.
Der 27-jährige brasilianische Fußballspieler Alan Ruschel wird in ein Krankenhaus gebracht.

© imago/Agencia EFE

Polizisten seien als erste zu der schwer zugänglichen Unglücksstelle gelangt, teilte die Luftfahrtbehörde mit. Die Gegend sei wegen Nebels nur auf dem Landweg zu erreichen, nicht aus der Luft.

Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale ab. „Es ist ein trauriger Tag für den Fußball“, sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins Atlético Nacional, Juan Carlos de la Cuesta. Der Verein will Chapecoense den Titel nun überlassen. „Atlético Nacional hat (dem südamerikanischen Fußballverband) Conmebol vorgeschlagen, dass der Titel des Südamerikapokals an Chapecoense verliehen wird“, teilte der Club aus Medellín am Dienstag auf Twitter mit.

Anteilnahme aus aller Welt

Der Absturz des Flugzeugs löste große Trauer in der Fußballszene aus. Trauerschleifen, die das Wappen des Clubs umgeben, wurden auf Twitter veröffentlicht. Auch aus Deutschland kam Anteilnahme, etwa vom FC Bayern und von Borussia Dortmund.

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In Gedanken sei er bei den Familien und Vereinsangehörigen, die „heute jemanden verloren haben“, teilte Nationalspieler Jerome Boateng mit. „Betet für @ChapecoenseReal und ihre Familien“, schrieb der frühere deutsche Nationalspieler Lukas Podolski bei Twitter.

Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus twitterte: „Schreckliche und tragische Nachrichten“ und ergänzte dies mit „#RIP“. Michael Ballack äußerte sich nachdenklich: „Erinnert euch daran, dass wir nie sicher sind und alles passieren kann - also sagt euren Lieben, was sie euch bedeuten“.

Der brasilianische Superstar Neymar, der englische Mannschaftskapitän Wayne Rooney und zahlreiche andere Profis äußerten sich ebenfalls bestürzt.

Das Unglück weckt bei Fußballfans Erinnerungen an eine der großen Tragödien des englischen Sports. 1958 stürzte ein Flugzeug mit der Mannschaft von Manchester United nach einem Zwischenstopp in München ab. Das Team war auf dem Heimweg von einem Europapokalspiel in Belgrad. 23 von 43 Insassen starben, darunter acht ManU-Spieler, viele von ihnen Hoffnungsträger des englischen Fußballs, nach ihrem Trainer "Busby Babes" genannt. (dpa, Tsp)

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