zum Hauptinhalt
In Halifax in der kanadischen Provinz Nova Scotia knickte der Sturm diesen Kran ab.

© John Morris/Reuters

Update

Überflutungen und Stromausfälle: Sturm „Dorian“ erreicht Kanadas Ostküste

Das Ausmaß der Zerstörung durch „Dorian“ auf den Bahamas ist noch nicht zu überblicken. Jetzt trifft der Sturm mit heftigen Niederschlägen in Kanada auf Land.

Mit starken Regenfällen hat der Sturm „Dorian“ am Samstagabend (Ortszeit) die Ostküste Kanadas erreicht. Als sogenannter posttropischer Zyklon sei „Dorian“ nahe Halifax in der Provinz Nova Scotia mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 148 Kilometern pro Stunde auf Land getroffen, teilte die kanadische Wetterbehörde mit. „Dorian“ verursachte Überflutungen und entwurzelte zahlreiche Bäume. Der Sturm sollte sich nach Nordosten in Richtung von Neufundland und Labrador fortbewegen. Für die Küstengebiete gab die Behörde eine Warnung vor Sturmfluten mit hohen Wellen heraus.

Der Energiebetreiber Nova Scotia Power sprach am Samstagabend von „erheblichen Auswirkungen“ auf die Stromversorgung in der Region. Mehr als 450.000 Haushalte in der Provinz Nova Scotia waren demnach ohne Strom. Erst bei Abschwächung der Winde würden Reparaturen vorgenommen. Zusätzliche Teams stünden bereit. Das Unternehmen postete auf Twitter Fotos von umgeknickten Bäumen und Strommasten.

Auf den Bahamas, wo „Dorian“ zuerst Land erreicht hatte, stieg die Zahl der Todesopfer erneut deutlich. Premierminister Hubert Minnis teilte nach einem Bericht der Zeitung „The Tribune“ am Freitagabend (Ortszeit) mit, dass mindestens 43 Menschen ums Leben gekommen waren. Zuvor waren 30 Tote bestätigt worden. Die Regierung des karibischen Inselstaates ging davon aus, dass die Zahl noch erheblich steigen würde. Hunderte Menschen - manchen Berichten zufolge sogar Tausende - wurden noch vermisst.

„Dorian“ war am Freitag als Hurrikan der schwächsten Kategorie in North Carolina auf eine Gruppe vorgelagerter Inseln getroffen und brachte Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde mit sich. Dort kam es zu großen Überschwemmungen, Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten knickten um. Zeitweise verloren rund 200.000 Haushalte ihre Stromversorgung. Auf der Insel Ocracoke in der Inselgruppe Outer Banks saßen Hunderte Menschen zeitweise fest. Auf Bildern der Insel waren schwere Überflutungen zu sehen.

„Dorian“ hatte die nördlichen Inseln der Bahamas am Sonntag als Hurrikan der kraftvollsten Kategorie getroffen und war erst am Mittwoch komplett über den Karibikstaat hinweggezogen. Er hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Der bahamaische Gesundheitsminister Duane Sands sagte im Rundfunk, er glaube, die endgültige Zahl der Todesopfer werde „überwältigend“ sein. Angesichts der Zerstörung kamen Helfer nur schwer in die betroffenen Gebiete. Einige von ihnen beschwerten sich, die Bürokratie der Behörden behindere die Einsätze.

Arbeiter in den USA reparieren nach „Dorian“ einen Strommast.
Arbeiter in den USA reparieren nach „Dorian“ einen Strommast.

© Tom Copeland/dpa

US-Präsident Donald Trump sandte in einer auf seinem Twitter-Account veröffentlichten Videobotschaft seine besten Wünsche an die Menschen auf den Bahamas. Die Bahamas seien sehr hart getroffen worden, die USA würden unter anderem mit Wasser und Lebensmitteln helfen.

Auf den Bahamas sollen sich 70 deutsche Marinesoldaten an einem Hilfseinsatz beteiligen. Die Männer und Frauen seien auf dem niederländischen Docklandungsschiff „Johan de Witt“, das Kurs auf die Bahamas nehme, hieß es am Freitag aus dem Verteidigungsministerium in Berlin. Das Schiff, ein Hubschrauberträger, liege vor der Karibikinsel St. Martin und erhalte am Wochenende Ladung und Material. Es soll spätestens am Montag auslaufen.

Kritik kam von der Linken. „Warum nun ausgerechnet die Bundeswehr entsendet werden muss, erschließt sich mir nicht“, sagte Linken-Verteidigungspolitiker Alexander Neu. „Es ist die klassische Aufgabe des Technischen Hilfswerks. Das THW ist dazu bestens ausgebildet und ausgerüstet.“

13.000 Wohnhäuser wurden schwer beschädigt oder zerstört

Mehr als zehn Hubschrauber der US-Küstenwache fliegen in den Bahamas bereits Rettungseinsätze, auch das Militär ist bereits vor Ort und hilft. Auch die Vereinten Nationen, die EU, und andere Nationen bereiten Hilfseinsätze vor.

„Dorian“ war der verheerendste Wirbelsturm auf den Bahamas und einer der stärksten im Atlantik seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Es kam zu meterhohen Sturmfluten und großflächigen Überschwemmungen. Nach Schätzung des Roten Kreuzes wurden auf der Insel Grand Bahama und den Abaco-Inseln etwa 13.000 Wohnhäuser schwer beschädigt oder zerstört.

Nach der Hurrikan-Katastrophe versuchen Tausende Menschen, den Inselstaat zu verlassen. Allein in Freeport kamen Augenzeugen zufolge am Freitag Tausende zum Hafen, um einen Platz an Bord eines Kreuzfahrtschiffs zu ergattern. Die Betreibergesellschaft bot denen, die über die nötigen Einreisedokumente verfügten, eine kostenfreie Passage nach Florida an. Gleichzeitig wurden aus den am schlimmsten betroffenen Katastrophenregionen Hunderte an Bord von Flugzeugen oder Booten in die Hauptstadt Nassau gebracht. (dpa, Reuters, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false