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Überlingen

© dpa

Überlingen: Gedenkzeremonie fünf Jahre nach Flugzeugunglück

Mit einer bewegenden Zeremonie haben am Sonntagabend in Überlingen mehrere hundert Menschen an das Flugzeugunglück mit 71 Toten vor fünf Jahren erinnert.

Unter ihnen waren 35 Hinterbliebene aus der russischen Teilrepublik Baschkirien sowie Vertreter von Kommunen und von Einsatzkräften wie Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz oder Technisches Hilfswerk. Sie versammelten sich zum Unglückszeitpunkt um 23.35 Uhr an der zentralen Gedenkstätte in Überlingen-Brachenreute. Für den Jahrestag war neben dem Mahnmal ein drei Meter hoher Leuchter aufgebaut worden. Für jedes Opfer wurde ein Licht entzündet und der Name verlesen. Am 1. Juli 2002 waren in elf Kilometer Höhe bei Überlingen eine Tupolew-Passagiermaschine und eine DHL-Fracht-Boeing zusammengestoßen. In der Tupolew starben 49 Schulkinder auf dem Ferienflug nach Spanien.

Überlingens Oberbürgermeister Volkmar Weber erinnerte an das Leid der Angehörigen. "Uns alle verbindet die Erinnerung an die Opfer", sagte er. Er erwähnte zugleich die Hilfsbereitschaft und das Mitgefühl der Menschen in der Bodenseeregion mit den Hinterbliebenen. "Der Name Überlingen steht auch für gelebte Mitmenschlichkeit und spontane Solidarität", betonte Weber.

Gedenkstunde in Owingen

Für die zwei getöteten Piloten der Frachtmaschine hatte es zuvor eine Gedenkstunde in Überlingens Nachbargemeinde Owingen gegeben. Ihre Maschine war dort am Ortsrand in ein Waldstück gestürzt und ausgebrannt. "Das Unglück bewegt und beschäftigt die Menschen bis heute", sagte Owingens Bürgermeister Günther Former. In das Mitgefühl mit den Angehörigen mische sich Dankbarkeit dafür, selbst verschont geblieben zu sein.

Das Flugzeugunglück war eines der schwersten in Deutschland und hatte den größten Polizeieinsatz in Baden-Württemberg ausgelöst. 6200 Beamte, unterstützt von über 1000 Freiwilligen, suchten tagelang nach den Überresten. Flugzeugtrümmer und Leichen lagen damals auf mehreren Quadratkilometern verstreut. Die Bergung der Toten bedeutete für die Einsatzkräfte einer extreme seelische Belastung.

Skyguide Urteil am 4. September erwartet

An der Gedenkfeier in Überlingen-Brachenreute nahm auch eine Delegation der Schweizer Flugsicherung Skyguide teil. Das Unternehmen, das auch Teile Süddeutschlands kontrolliert, wird für die Tragödie hauptsächlich verantwortlich gemacht. Acht Skyguide-Mitarbeiter standen vorm Bezirksgericht im schweizerischen Bülach wegen fahrlässiger Tötung. Das Urteil soll am 4. September verkündet werden.

Das Unglück beschäftigt weitere Gerichte. Der Skyguide-Fluglotse, der in der Unglücksnacht allein Dienst tat, war 2004 in Zürich-Kloten von einem russischen Hinterbliebenen erstochen worden. Der Lotse wurde bei den Gedenkfeiern in die Gebete eingeschlossen. Der Täter, der im Oktober 2005 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist, kann nach erfolgreicher Berufung auf eine mildere Strafe hoffen. Das neue Urteil will das Obergericht des Kantons Zürich in der kommenden Woche bekanntgeben. Daneben laufen mehrere Zivilprozesse um Schadenersatz. (mit dpa)

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