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Lübeck: Jan Lindenau (SPD, hinten), Bürgermeister von Lübeck, und zahlreiche Medienvertreter beobachten bei einem Pressetermin im Rathaus Sicherheitstechniker Sebastian Hahn beim Öffnen eines Tresors.

© Christian Charisius/dpa

Überraschung im Lübecker Rathaus: Schatz in zwei Tresoren entdeckt

Fast vergessen schlummerten zwei Panzerschränke im Lübecker Rathaus vor sich hin. Was sie eigentlich schützen sollten, wusste keiner mehr – bis jetzt.

Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau ist freudig überrascht, als sich im Rathaus die Tür des kleinen dunkelgrünen Tresors nach Jahrzehnten öffnet. 30 silberne Thomas-Mann-Gedenkmünzen, eine goldene Gedenkmünze des Lübecker Senats und eine große Rolle Eintrittskarten für Rathausführungen zum Preis von 1,50 Deutsche Mark (0,77 Euro) befinden sich in dem Tresor, der von zwei Experten am Dienstag unter großem Medieninteresse geknackt wurde.

„Oha, Münzen mit dem Konterfei von Thomas Mann. Das ist mehr, als ich erwartet hatte“, sagt der Bürgermeister. Lindenau hat auch gleich eine Idee, wie man die alten Tickets verwenden kann. „Wir könnten den Lübeckern Rathausführungen zum alten Preis anbieten, den sie in DM zahlen können“, schlägt er vor. Inzwischen kostet die Führung mit 4 Euro deutlich mehr.

Die beiden Tresore - der kleinere von der Größe einer Minibar, der größere mehr als 1,50 Meter hoch und rund eine Tonne schwer - stehen bereits seit Jahrzehnten im Rathaus. „Sie wurden kaum beachtet und auch seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet“, sagt Lindenau. Jetzt anstehende Renovierungsarbeiten habe man zum Anlass genommen, die Schränke öffnen zu lassen.

Bürgermeister hatte mit anderem Inhalt gerechnet

Schon am Morgen hatten sich Journalisten und Rathausmitarbeiter auf dem Flur vor dem Büro Nummer 8 versammelt, um den großen Moment nicht zu verpassen. Gegen 8.30 Uhr erscheinen die beiden „Panzerknacker“ im Rathaus. Im Gepäck haben sie Bohrmaschinen, Trennschleifer, Hämmer und verschiedene feine „Pick-Werkzeuge“ zum Öffnen von Schlössern. „Tresoröffnung ist Feinarbeit“, sagt Sicherheitstechniker Sebastian Hahn.

Rund 15 Minuten braucht Hahn, um den kleineren der beiden Tresore zu öffnen. „Der größere ist schon eine andere Nummer, der Schließmechanismus ist vermutlich komplizierter“, sagte er am Morgen. „Für den letzten Tresor dieser Bauart haben wir rund acht Stunden gebraucht.“ Als sich am Dienstag der Tresor schließlich nach ein paar Stunden öffnet, offenbart er unter anderem interne Verschlussakten aus der Zeit des Kalten Krieges.

Archivdirektor Jan Lokers hatte auf die fehlenden Seiten aus dem Goldenen Buch der Hansestadt Lübeck aus den Jahren 1933 bis 1945 gehofft. „Die sind nach 1945 fein säuberlich herausgetrennt worden, seither sind sie verschollen“, sagte Lokers.

„Vor zwölf Jahren wurde in einem der Panzerschränke das Lübecker Ratssilber entdeckt und ins Museum gebracht“, sagte Lindenau. Die Chancen auf weitere Funde stehen nicht schlecht. „Es gibt noch zwei weitere ungeöffnete Tresore im Rathaus, auch die wollen wir öffnen lassen“, sagte er. (dpa)

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