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Panorama: Überwachung mit Videokameras?

In Hamburg gibt es erfolgreiche Versuche mit elektronischer Kontrolle – doch die Polizeigewerkschaft ist dagegen

Hildesheim/Erding (dpa). Im Kampf gegen die Gewalt halten Polizei und Opferschützer wenig von „Big Brother“Szenarien. Der „Weiße Ring“, der Gewaltopfer betreut, befürwortet eine Kamera-Kontrolle nur als letztes Mittel etwa an sozialen Brennpunkten.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Niedersachsen lehnt Videoüberwachung – wie sie ganz wenige Schulen in Deutschland schon eingeführt haben – klar ab. Damit ließen sich Gewalttaten nicht verhindern, sagt GdP-Sprecher Reiner Fischer. Vielmehr leisteten etwa Präventionsräte, die in vielen Kommunen eingesetzt sind, gute Arbeit zur Gewaltvorbeugung. Die Video-Überwachung an einer staatlichen Handelsschule in Hamburg hat dagegen nach Angaben der Bildungsbehörde schon seit zwei Jahren die Sicherheit deutlich verbessert. „Wir haben durchweg positive Erfahrungen damit gemacht“, erklärte der Sprecher der Bildungsbehörde, Alexander Luckow, am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. 2002 sei das Pilotprojekt „Schulsicherheit“ gestartet worden. 14 Kameras machten seitdem in der Schule im Hamburger Problemviertel St. Georg eine beinahe lückenlose Überwachung möglich.

So seien zwei Einbruchsversuche gescheitert und zwei bewaffnete Überfälle auf Schüler schnell zu einem Ende gebracht worden. Groß sei offensichtlich die „Präventivwirkung“ von Videoüberwachung und Bewegungsmeldern. So gebe es heute in der Schule kaum noch Vandalismus. „Früher musste der Hausmeister jede Woche ein Graffiti entfernen, jetzt nur noch einmal im Jahr“, sagte Luckow. Rund 120000 Euro hat das Projekt gekostet, zu dem auch die automatische Alarmierung einer Sicherheitsfirma gehört. „Nach den bisherigen Erfahrungen können wir sagen, dass sich die Überwachung rechnet“, erklärte Luckow.

Allerdings komme ein derartig aufwändiges Sicherheitssystem nur für wenige Schulen in Frage, „und auch nur dann, wenn Lehrer, Eltern und Schüler dem ausdrücklich zustimmen“, betonte er.

An der Test-Handelsschule gebe es zum einem extrem große soziale Unterschiede und zum anderen ein besonders problematisches Umfeld wie eine offene Drogenszene. „Für die normale Grund-, Haupt- oder Realschule ohne besondere Probleme scheint die Video-Überwachung dagegen kaum geeignet“, meinte der Experte.

Drei Schulen in Mecklenburg-Vorpommern haben mit Videokameras ebenfalls gute Erfahrungen gemacht. In Schwerin und Greifswald sind nach Polizeiangaben Vandalismus, Graffiti und Einbruchdiebstähle drastisch zurückgegangen.

Die Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim hat zunächst mit einer neuen Vorschrift auf die Gewalttaten reagiert. „Ab sofort dürfen Schüler nur noch allein oder in Begleitung eines Lehrers in die Materialräume gehen“, sagte ein Lehrer. In einem solchen Raum hatten Schüler ihr Opfer malträtiert.

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