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Hungriger Nachwuchs. Kinder stehen in Kisoro (Uganda) für Essen an. Laut Studien wird sich die Bevölkerung in Afrika bis zur Jahrhundertwende vervierfachen.

© Reuters

UN-Studie: Weltbevölkerung wächst auf 9,6 Milliarden Menschen bis 2050

Auf der Erde wird es noch enger als bisher befürchtet – vor allem in Afrika soll die Bevölkerung stark wachsen. Nur in Europa werden es immer weniger Menschen sein. Das hat verheerende Folgen.

Bis zum Jahr 2050 soll die Weltbevölkerung auf voraussichtlich 9,6 Milliarden Menschen wachsen. Mit dieser Projektion korrigieren die Vereinten Nationen (UN) ihre letzten Hochrechnungen aus dem Jahr 2011 um rund 250 Millionen Menschen nach oben. Einer der Gründe: Die Geburtenraten sinken weniger stark, als noch vor zwei Jahren angenommen. Die Vereinten Nationen stellten am Donnerstag eine neue Bevölkerungsprognose in Genf vor; in Berlin präsentierte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung die UN-Studie. Danach könnten 2100 sogar 10,9 Milliarden Männer, Frauen und Kinder unseren Planeten bevölkern, heute sind es 7,2 Milliarden Personen.

Die Folge der Bevölkerungsexplosion: Der Kampf gegen Hunger und Armut dürfte noch schleppender verlaufen als bisher. Und: Das Wettrennen um Rohstoffe und Energie gewinnt weiter an Schärfe. Mit der Zahl der Menschen steigt nach den Vorhersagen auch das Alter der Menschen. Die Vereinten Nationen kalkulieren, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen weltweit von heute 70 Jahren auf 82 Jahre im Jahr 2100 steigen wird. In den reichen Ländern könnten die Frauen und Männer im Durchschnitt ein Alter von 89 Jahren erreichen – und damit elf Jahre älter werden als heute.

Die Experten sind sich sicher, dass die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten fast nur in den Entwicklungsländern wächst. So wird sich in Afrika die Bevölkerung von heute 1,1 Milliarden auf voraussichtlich knapp 4,2 Milliarden Menschen im Jahr 2100 vervierfachen. Professor Thomas Büttner, früherer Leiter der UN-Bevölkerungsstudien, betont: „In Ländern wie Malawi, Niger und Uganda werden bis 2100 voraussichtlich fünfmal mehr Menschen leben als heute – vorausgesetzt, dass die Fertilitätsraten in diesen Ländern zurückgehen.”

Wenn aber die Bevölkerung weiter so schnell wächst wie heute, werden zum Beispiel in Uganda im Jahr 2100 mehr als 30 mal so viele Menschen leben wie derzeit. Die Geburtenrate geht nach den Berechnungen nur dann zurück, wenn Frauen besser verhüten können als bislang. Doch genau das ist ein Problem. „Freiwillige Familienplanung ist in Entwicklungsländern Mangelware“, sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. „Jedes Jahr werden rund 80 Millionen Frauen in Entwicklungsländern ungewollt schwanger – vor allem weil sie nicht verhüten können.” Familienplanung sei aber eine der wirksamsten Mittel zur Armutslinderung: Wenn Frauen und Mädchen frei darüber entscheiden könnten, wann und wie viele Kinder sie bekommen, seien sie gesünder. Sie hätten bessere Bildungschancen und sie seien wirtschaftlich produktiver.

In Europa hingegen wird die Bevölkerung laut Prognose schrumpfen: Leben auf dem Alten Kontinent heute noch 742 Millionen Menschen, werden es am Ende des Jahrhunderts nach den Schätzungen nur noch 639 Millionen Menschen sein.

Jan Dirk Herbermann

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