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Panorama: Und siehe da: ein Rechtsstaat (Kommentar)

Ob der elfjährige Raoul in der Schweiz, deren Staatsangehörigkeit er neben der US-amerikanischen auch hat, jemals vor ein Gericht gestellt werden wird, ist mehr als fraglich. Das Delikt, dessen er von einem Richter in Golden in Colorado verdächtigt wurde, führte in Europa - wenn sich denn eine überhaupt Schuld nachweisen ließe - bestenfalls in die psychologische Beratung, aber niemals ins Gefängnis.

Ob der elfjährige Raoul in der Schweiz, deren Staatsangehörigkeit er neben der US-amerikanischen auch hat, jemals vor ein Gericht gestellt werden wird, ist mehr als fraglich. Das Delikt, dessen er von einem Richter in Golden in Colorado verdächtigt wurde, führte in Europa - wenn sich denn eine überhaupt Schuld nachweisen ließe - bestenfalls in die psychologische Beratung, aber niemals ins Gefängnis. Es fände sich wohl auch kaum ein Richter, der ein solches Verfahren auf die Verdächtigung einer Nachbarin hin einleiten würde - und das ist gut so. Genauso, wie es beruhigend ist, dass in Mitteleuropa Elfjährige nicht zur Nachtstunde von Polizisten in Handschellen aus dem Elternhaus geschleppt werden. Vieles an den Vereinigten Staaten ist uns fremd. Die bizarre Mischung aus Prüderie, Waffengewalt und Bigotterie wohl mehr als alles andere. Aber die USA haben, und das darf bei aller Empörung über die Vorgehensweise gegen einen Elfjährigen nicht vergessen werden, eine lange und ungebrochene Tradition als konsequenter Rechtsstaat. Der Junge kam frei, weil die Frist, innerhalb derer Anklage erhoben werden muss, um einen einzigen Tag überschritten war. Ist es da falsch, daran zu erinnern, dass die deutsche Justiz von Europäischen Gerichten immer wieder gerügt wird, weil es ihr nicht gelingt, die monate-, manchmal jahrelangen Zeiten der Untersuchungshaft abzukürzen?

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