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Die Fähre "Sewol" war hoffnungslos überladen, als sie im April mit über 300 Menschen an Bord sank. 295 Leichen wurden bislang geborgen.

© AFP

Unglücksfähre mit 295 Toten: 36 Jahre Haft für Kapitän der „Sewol“

295 Menschen starben bei einem Fährunglück in Südkorea, die meisten von ihnen waren Kinder. Nun wurde er Kapitän verurteilt - den Angehörigen reicht das nicht.

Sieben Monate nach der „Sewol“-Katastrophe ist der Kapitän der südkoreanischen Fähre zu 36 Jahren Haft verurteilt worden. Lee Joon Seok habe seine Pflichten verletzt und trage die volle Verantwortung für das Unglück, erklärten die Richter am Dienstag. 295 Menschen waren beim Untergang am 16. April 2014 ums Leben gekommen. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug.

Der Kapitän war unter den Ersten, die das Schiff verließen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe verlangt, die in Südkorea aber seit längerem nicht mehr vollstreckt wird. Das Gericht sprach den 69-jährigen Kapitän jedoch vom Mordvorwurf frei: Er trage die volle Verantwortung, aber Tötungsabsicht könne ihm nicht unterstellt werden.

Der erste Maschinist wurde wegen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Er habe zwei verletzte Crewmitglieder absichtlich ihrem Schicksal überlassen. 13 weitere Besatzungsmitglieder erhielten Haftstrafen. Die Angehörigen der Opfer zeigten sich enttäuscht: Man solle die Angeklagten doch gleich freilassen, wenn das Leben ihrer Kinder so wertlos sei, zitierten Medien die Hinterbliebenen.

An Bord der zum Zeitpunkt des Unglücks stark überladenen „Sewol“ hatten sich 476 Menschen befunden. Viele waren Schüler, unterwegs zur Ferieninsel Cheju. Bei der Katastrophe kippte die „Sewol“ plötzlich zur Seite und lief schnell mit Wasser voll. An den Fernsehern erlebten die Südkoreaner mit, wie die Küstenwache mit Hubschraubern und Booten versuchte, Insassen zu retten, bevor das Schiff binnen wenigen Stunden sank.

Als Konsequenz aus der Katastrophe hatte das südkoreanische Parlament das so genannte „Sewol“-Spezialgesetz für eine unabhängige Untersuchung des Unglücks verabschiedet. Außerdem werden die Küstenwache und die Nationale Agentur für Notfallmanagement aufgelöst und in einem Ministerium für Katastrophenmanagement zusammengefasst. Künftig wird es darüber hinaus möglich sein, das Vermögen von Unfallverantwortlichen einzuziehen. Nun kündigte das südkoreanische Parlament an, bald mit den Beratungen über die Entschädigung der Opferfamilien zu beginnen.

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