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Unser Star für Baku. Roman Lob vertritt Deutschland beim ESC in Aserbaidschans Hauptstadt.

© dapd

Unser Star für Baku: Roman Lob - starker Sänger, schwache Show

Das Finale der deutschen Vorentscheidung zum European Song Contest hatte die bisher schlechteste Quote. Roman Lob wird Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten.

Hauchdünn war der Vorsprung, doch am Ende hat er gereicht. Mit 50,7 Prozentpunkten setzte sich Roman Lob gegen Ornella de Santis im Finale der Casting-Show „Unser Star für Baku“ durch. Mit dem eigens für ihn geschriebenen Song „Standing Still“ wird er Deutschland nun am 26. Mai in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, vertreten. Roman Lob war schon vor der Finalsendung als Sieger gehandelt worden und auch die Kommentare der Jury zu seinen Auftritten wiesen immer wieder in diese Richtung. Dass der Sieg jedoch so knapp ausfallen würde, damit hatte niemand gerechnet.

Auch wenn der Sieger am Ende passabel wirkt, bleibt die Einsicht zurück, dass die Show dieses Mal nicht so recht gelungen war und zudem Konflikte mit der Medienaufsicht hervorbrachte. Selbst das Finale hatte nur 2,19 Millionen Zuschauer – der niedrigste Wert für einen Grand-Prix-Vorentscheid, den es je gab. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber nannte die Einschaltquote des Finales „ein enttäuschendes Ergebnis in den Marktanteilen“. „Das ist schade. Jetzt gilt die alte Sportlerweisheit: aufstehen, es besser machen und wieder siegen.“ Schreiber sagte auch: „Mit Roman und ,Standing Still’ haben wir beste Voraussetzungen für den ESC.“

Auf Roman lastet nun erheblicher Druck. Lena hatte im vergangenen Jahr immerhin noch Platz 10 geschafft, während sie 2010 in Oslo spektakulär mit „Satellite“ gewonnen und den Song Contest nach Deutschland geholt hatte.

Der Zuschauer, der sich nach der ersten Sendung ausgeklinkt hatte und später wieder einschaltete, konnte sich nicht vorstellen, dass dazwischen fünf Sendungen lagen. Alles schien unverändert. Links die durchgängig eingeblendete und nervtötende Blitztabelle mit der Kandidaten-Platzierung, der lässige Roman ganz oben, zwei Moderatoren, die alles sehr aufregend finden, und eine Jury, die unentwegt Nettigkeiten von sich gibt. Die Schmeicheleien wollten kein Ende nehmen. Das ist gewiss angenehmer als bei Dieter Bohlen, aber auch ein wenig fad. Besonders in der Finalshow, in der die Jury zusätzlich zu den Kandidaten auch die eigens produzierten Songs bewertete, nahm der Kuschelkurs überhand. Die größte Schwäche dieser Reihe aber war die unsägliche Länge. Jedes Mal zu Beginn gab es einen Einspielfilm, der noch einmal in epischer Breite die Erfolgsgeschichte von Lena erzählt, das „Sommermärchen“ von 2010. Weil aber beim Finale zwei andere Talente im Mittelpunkt standen, wurden auch sie noch einmal mit ausführlichen Rückblenden bedacht. So war die erste halbe Stunde bereits um, als Roman als erster Sänger endlich zum Mikrofon griff. Noch zäher geriet die Show jedoch, nachdem die Finalisten ihre drei zur Wahl stehenden Lieder gesungen hatten.

Um für das Publikumvoting Zeit zu schinden, wurde der Songdurchlauf gleich zweimal wiederholt und noch ein ausführlicher Blick ins Tonstudio geworfen. Im Vergleich mit 2010 wird der Unterschied schmerzlich deutlich: Als damals Lena entdeckt wurde, schaffte es die Show, nach und nach ein größeres Publikum zu erobern. Dieses Mal war das nicht so. Bleibt zu hoffen, dass Roman Lob in Aserbaidschan einen respektablen Platz erreicht.

Aserbaidschan ist Ausrichter, weil das Gesangsduo Ell & Nikki im vergangenen Jahr in Düsseldorf mit „Running Scared“ gesiegt hat. Die Regierung von Aserbaidschan steht wegen der Unterdrückung oppositioneller Kräfte immer wieder in der Kritik.

Isabel Christian

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