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Die Bergarbeiter, die in der chilenischen San-Jose-Mine verschüttet waren, auf einem Foto aus 700 Metern Tiefe ausharren.

© Handout/Chile Government/dpa

Unter der Erde gefangen: „Zwölf Kinder zu betreuen, ist eine andere Sache als 33 erwachsene Kumpel“

Vor acht Jahren wurden 33 Bergleute bei einem Grubenunglück in Chile eingeschlossen. Nach 69 Tagen gelang die Rettung. Wie schauen die Betroffenen heute nach Thailand?

Einer, der damals dabei war, macht sich große Sorgen um die Jugendlichen in der thailändischen Höhle. Mario Sepulveda, der mit seinem begeisterten Schrei in Freiheit die Herzen der Chilenen und der Weltöffentlichkeit bewegte, sieht einen großen Unterschied zwischen dem Fall der 69 Tage unter der Erde eingeschlossenen Bergleute in Chile und der Fußball-Jugendmannschaft in der Höhle in Thailand. „Zwölf Kinder zu betreuen, ist eine andere Sache als 33 erwachsene Kumpel“, sagt „Super Mario“, wie sie ihn in Chile seit dem Unglück nennen.

Er sei mit dem Herzen bei der Sache, er hoffe für die Kinder, das alles gutgeht, sagte Sepulveda im chilenischen Fernsehen. Da wusste er noch nicht, dass es die ersten Kinder schon in die Freiheit geschafft, sich für die anderen die Bedingungen aber verschlechtert haben. Bergleute seien auf die Zustände unter Tage trainiert, sie seien Dunkelheit und Abgeschiedenheit gewohnt. Jeder in der Gruppe hätte seine Stärken und sein Fachwissen eingebracht, so Sepulveda weiter. Das könnten die Kinder gar nicht leisten.

1600 Journalisten waren in einer Zeltstadt vor Ort

Wie derzeit nach Thailand blickten vor acht Jahren die Menschen aus aller Welt nach Chile. Am Ende gab es ein riesiges Medienaufkommen von 1600 Journalisten in einer Zeltstadt, das die spektakuläre Rettung live verfolgte. Mit der speziell angefertigten Rettungskapsel Phönix 2 wurden die 33 Männer einzeln durch einen dafür eigens gebohrten 700Meter tiefen Schacht in die Höhe gezogen. Einen solchen „Fahrstuhl“ hatte es zuvor in der Bergwerksgeschichte noch nie gegeben.

Mit der Rettung aus der Tiefe war die Aufregung aber noch nicht vorbei. Boulevardzeitungen boten fünfstellige Summen für Exklusiv-Interviews. In Chile wurden die Bergleute zu Stars, auch wenn einige mit posttraumatischen Störungen zu kämpfen hatten. Bei der WM 2014 in Brasilien schickten die Bergleute der Fußball-Nationalmannschaft ihres Heimatlandes Motivationsgrüße. Ein Sponsor hatte sie unter Vertrag genommen. Das Drama wurde verfilmt: Hollywood-Star Antonio Banderas spielte in dem Streifen „Los 33“ („Die 33“) die Hauptrolle. Laut chilenischen Medienberichten gab es für jeden der 33 Bergleute allerdings nur 1500 US-Dollar Honorar.

Am Fernseher in einen Bergmann verliebt

In Deutschland verfolgte Melanie Mayer die Rettung und verliebte sich am Bildschirm in Bergmann Daniel Herrera. Die Schwäbin schrieb den Chilenen über Facebook an, es entwickelte sich eine Liebe, die 2014 in einer Hochzeit in Chile mündete.

Ein Jahr später empfing Papst Franziskus 31 der 33 Bergleute im Vatikan. „Ich glaube, jeder von Ihnen ist in der Lage, uns zu sagen, was Hoffnung bedeutet“, sagte Franziskus. Andere zogen ein bitteres Fazit: „Wenn ich reich wäre, würde ich all mein Geld dafür geben, dass es wieder wie vorher wird“, sagte einer. Ein anderer berichtete von Schwierigkeiten bei der Jobsuche: „Die Unternehmen haben Angst, dass wir schlechte Arbeits- und Sicherheitsbedingungen kritisieren könnten.“

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