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Panorama: Unter Gelächter begraben

Der närrischste und erfolgreichste aller italienischen Komiker, der wegen seiner allzu offenen Kritik an Ministerpräsident Silvio Berlusconi boykottiert werden sollte, hat am Ende einen phänomenalen Sieg davongetragen. Roberto Benignis Auftritt war das Highlight des 52.

Der närrischste und erfolgreichste aller italienischen Komiker, der wegen seiner allzu offenen Kritik an Ministerpräsident Silvio Berlusconi boykottiert werden sollte, hat am Ende einen phänomenalen Sieg davongetragen. Roberto Benignis Auftritt war das Highlight des 52. italienischen Gesangsfestivals von San Remo, das eine Woche lang das Zentrum des mondänen Lebens des Landes war. Oscar-Preisträger Benigni wurde dabei weder mit faulen Eiern und Tomaten noch mit Gemüse beworfen, wozu der Chefredakteur der Mailänder Tageszeitung "Il Foglio", Giuliano Ferrara, in einem spektakulären Benigni-Boykott seit mehreren Tagen aufgerufen hatte. Benigni brachte die Lacher auf seine Seite, als er sagte, er liebe Gemüse.

Aus Angst, selbst von der großen Benigni-Fan-Gemeinde mit Tomaten und faulen Eiern beworfen zu werden, ist Ferrara der Veranstaltung fern geblieben. Dabei wurde Ferrara, der sich Plätze hatte reservieren lassen, bis zum Schluss mit Spannung erwartet. Um sein Gesicht zumindest vor dem Publikum von Berlusconis Mediaset-Sendern zu wahren, ließ er sich einen besonderen Gag einfallen. Vor TV-Kameras bewarf Ferrara Benigni vor dem heimischen TV-Schirm mit Eiern. Benigni lästerte, Ferrara habe für das Festival 50 Plätze bekommen wollen. Alle hätten geglaubt, dass diese für seine Freunde vorgesehen seien. In Wirklichkeit seien sie aber nur für Ferrara bestimmt gewesen, fügte Benigni unter Anspielung auf Ferraras Körperfülle hinzu.

Während Benignis 22-minütigem Auftritts, der sich zwischen obszönen Gesten und meisterlichen Rezitationen von Dante-Passagen aus der Divina Commedia bewegte, tobte der Saal des Cinema Ariston vor Begeisterung und war gerührt. Benignis subtil ironische Einlagen, Kalauer, Gesang und Rezitation wurden vom Publikum mit lautem Beifall bedacht. Wie erwartet hatte der toskanische Schauspieler und Regisseur, dem der Showmaster Pippo Baudo gewissermaßen assistierte, Ministerpräsident Berlusconi nicht ausgespart. Nachdem Benigni Baudo in den Genitalbereich gefasst hatte, spielte er auf den des Ministerpräsidenten an und sagte voller Häme: "Berlusconi hat da unten nichts. Da ist nur Diebesgut aus Bilanzfälschung, Rechtshilfebegehren, Vorladungsbefehlen!" Eine Kritik sowohl an die nicht uneigennützige Gesetzgebungspolitik des Ministerpräsidenten als auch an seine Justizverfahren, und dies vor der sagenhaften Kulisse von über 20 Millionen TV-Zuschauern. Beißenden Spott ergoss Benigni über Berlusconi, als er genüsslich die Szenen eines imaginären Jüngsten Gerichtes mimte und Berlusconi imitierte, wie er sich aus seiner Verantwortung zu stehlen versuchte.

Zum Schluss äußerte Benigni einen besonderen Wunsch, der sich wie eine Versöhnung anhörte: "Berlusconi wünsche ich, dass er dafür sorgt, dass jeder von uns, wenn er ins Bett geht, stolz ist, Italiener zu sein!"

Vincenzo Delle Donne

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