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Blitze zucken während eines Gewitters über dem Bundeskanzleramt über den Himmel.

© Paul Zinken/dpa

Unwetter über Deutschland: So entstehen Gewitter

Blitz und Donner, Hagel und Platzregen. Schwere Unwetter ziehen über Deutschland. Wie sie zustande kommen – und warum Großstädte sie besonders anziehen.

Berlin - Für ein kräftiges Donnerwetter braucht die Wetterküche vor allem möglichst viel Energie. Wenn die Sonne in der warmen Jahreszeit vom Himmel strahlt, heizt sie das Land und die Luft kräftig auf und packt so reichlich Energie in die Atmosphäre. Für ein ordentliches Gewitter reicht das aber meist noch lange nicht.

Zusätzlich sollte die Luft auch noch möglichst viel Wasser enthalten, weil in dieser Feuchtigkeit extrem viel Energie verborgen ist. Trifft diese feuchte und pappige Luft auf ein Hindernis in Form von Hügeln und Bergen, muss sie in höhere und kühlere Lagen aufsteigen, in denen die angesammelte Energie dann aus ihrem Versteck kriecht und sich nach einiger Zeit in Form von Blitz und Donner, starken Niederschlägen und heftigen Windböen überdeutlich bemerkbar macht. Genau das passierte am Pfingstmontag am Alpenrand und an den Mittelgebirgen im Süden von Sachsen, wo sich die Vorgänge am folgenden Dienstag wiederholten. Und weil die einmal entstandenen Gewitterzellen auf ihren weiteren Wegen aus der feuchten und warmen Luft eifrig weiter Energie zapften, tobten später über Berlin, Dresden, Leipzig heftige Unwetter.

Da am Mittwoch die Zutaten in der Wetterküche ähnlich gemischt waren, befürchtete Florian Bilgeri, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, für den gesamten Osten Deutschlands erneut schwere Gewitter. Solche Unwetter entstehen allerdings auch ohne Berge und Hügel, wenn sich im Flachland die deutlich kühlere Luft einer Wetterfront unter die warme Sommerluft schiebt. Steigt die Luft in die Höhe, kühlt sie zunehmend aus. Je kälter die Luft wird, umso weniger Feuchtigkeit kann sie halten. Bald kondensiert der Wasserdampf daher zu kleinen Tröpfchen. Die darin verborgene Energie wird dabei frei und hebt die Luft umso schneller in die Höhe. „Unter Umständen steigen solche Luftpakete hier in Mitteleuropa bis in zehn oder zwölf Kilometer Höhe auf“, erklärt Meteorologe Bilgeri. Bei den eisigen Temperaturen dort oben gefrieren die Wassertröpfchen. An diese Eiskerne lagert sich rasch neues Eis aus der ja immer noch vorhandenen Luftfeuchtigkeit an und die Kristalle wachsen weiter.

Luft auf 30.000 Grad Celsius erhitzt

Gleichzeitig kühlt das gesamte Luftpaket, wird dabei schwerer und fällt daher wieder nach unten. Dort reißen Aufwinde die Luft wieder nach oben und die Eiskerne wachsen so lange weiter, bis auch die kräftigsten Aufwinde ihr Gewicht nicht mehr tragen können. Als Hagelkörner fallen diese Eisbrocken dann zu Boden. Ist der Aufwind dagegen schwächer, wachsen die Eisbröckchen nicht so stark und schmelzen vor dem Auftreffen auf den Boden wieder. Dann fallen große, kalte Tropfen in einem „Platzregen“. Gewitter bringen daher auch häufig sehr starke Niederschläge in kurzer Zeit, die auf dem Land Erdrutsche auslösen können und in Städten oft die Kanalisation überfordern und so Unterführungen und andere Senken fluten.

Die kräftigen Winde in einer Gewitterwolke trennen auch elektrische Ladungen der Wassertröpfchen und Eiskristalle voneinander. Werden die Ladungsunterschiede zu groß, versuchen sie sich wieder auszugleichen. Dabei schießen die negativ geladenen Teilchen mit extrem hoher Geschwindigkeit in nur wenige Millimeter dicken Kanälen in Bruchteilen einer Sekunde zur positiven Ladung. Dabei werden die winzigen Atome der Luft in positive und negative Ladungen getrennt. Dieses „Plasma“ leuchtet gleißend hell: Es blitzt. Und da meist einige solcher Entladungen in Sekundenbruchteilen hintereinander erfolgen, flackert ein Blitz. Gleichzeitig wird die Luft unmittelbar neben dem Blitzkanal auf mehr als 30.000 Grad Celsius erhitzt, dehnt sich explosionsartig aus – es donnert.

Gewitter auch am Wochenende

Solche Gewitter entstehen in verschiedenen Regionen unterschiedlich häufig: In den Bergen steigt die Luft an den Hängen ganz ohne Kaltfront in die Höhe, dort blitzt und donnert es also viel häufiger als im Flachland. Aber auch Großstädte scheinen Blitze magisch anzuziehen. Dort heizen die Gebäude, Plätze und Straßen aus Beton und Asphalt im Sommer viel stärker auf als zum Beispiel ein Wald oder eine Wiese. Also steigt aus den Häuserschluchten warme Luft nach oben und bildet Wärmeinseln über der Stadt. Diese Wärme aber liefert einem vorbei ziehenden Gewitter zusätzliche Energie und verstärkt es kräftig weiter bis unter Umständen ein Unwetter entsteht.

Zudem blasen Fabriken und Verkehr zahllose kleine Partikel in die Luft der Städte. In den Wolken schlägt sich an diesen vielen Schmutzteilchen Wasser nieder, kleine Regentropfen entstehen. Das aber steigert die elektrische Aktivität der Wolken, so dass mehr Blitze entstehen.

Am Donnerstag aber dürfte der Gewitter-Spuk erst einmal vorüber sein. „Dann fließt etwas kühlere Luft nach Deutschland und senkt so die Gewitter-Gefahr“, erklärt Meteorologe Bilgeri. Schon am Freitag aber dürfte der Wind wieder drehen und aus Südwesten wieder feuchte und warme Luft zu uns tragen. Blitz und Donner werden uns daher auch am Wochenende begleiten.

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