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Der Afroamerikaner Timothy Foster war 1987 im südlichen Bundesstaat Georgia von zwölf weißen Geschworenen wegen Mordes an einer älteren weißen Frau verurteilt worden.

© Reuters

US-Gericht sieht Rassendiskriminierung: Nur Weiße in der Jury: Todesurteil gegen Afroamerikaner in Zweifel gezogen

Weil damals nur Weiße in der Geschworenen-Jury gesessen haben, hat der Supreme Court in den USA ein Todesurteil gegen einen Schwarzen von vor fast 30 Jahren in Zweifel gezogen.

Es ist ein Fall, der ein Schlaglicht auf die fortbestehenden Auswirkungen der Rassendiskriminierung im US-Rechtswesen wirft: Das Oberste Gericht des Landes hat jetzt das fast 30 Jahre alte Todesurteil gegen einen Afroamerikaner in Zweifel gezogen, das von einer nur aus Weißen bestehenden Jury verhängt worden war. Der Supreme Court gelangte am Montag zu dem Schluss, dass die Staatsanwaltschaft seinerzeit bei der Auswahl der Geschworenen bestimmte Kandidaten aus Motiven abgelehnt habe, die "teilweise mit der Rasse" zu tun gehabt hätten.

Das Urteil von 1987 wurde damit vom Obersten Gericht aber nicht annulliert. Doch eröffnet die Entscheidung den Anwälten des Todeskandidaten den Weg, einen neuen Prozess anzustrengen. Der Afroamerikaner Timothy Foster war 1987 im südlichen Bundesstaat Georgia von zwölf weißen Geschworenen wegen Mordes an einer älteren weißen Frau verurteilt worden. Vor dem Supreme Court präsentierten Fosters Anwälte lange unter Verschluss gehaltene Dokumente, aus denen hervorging, dass die Staatsanwälte damals gezielt die Zulassung von Schwarzen zu der Jury verhindert hatten.

Buchstabe "B" - für "Blacks", also Schwarze

Unter den Dokumenten war eine Liste von Kandidaten für die Jury, auf denen neben den Namen von Afroamerikanern in Handschrift der Buchstabe "B" - für "Blacks", also Schwarze - notiert worden war. Da das Auswahlverfahren es der Staatsanwaltschaft erlaubte, eine bestimmte Anzahl von Kandidaten abzulehnen, blieben jene mit einem "B" außen vor. Der unter psychischen Problemen leidende Angeklagte wurde dann von den Geschworenen einstimmig zum Tode verurteilt. Nach der Entscheidung des Supreme Court zugunsten einer Neuauflage des Falls sagte Fosters Anwalt Stephen Bright, die Praxis der Rassendiskriminierung bei der Auswahl von Geschworenen setze sich bis heute fort.

Allerdings sei der Nachweis solcher Praktiken eine Ausnahme. Im Fall seines Mandanten sei er nur dadurch ermöglicht worden, dass das Anwaltsteam die Dokumente aus dem damaligen Auswahlverfahren erlangt habe. Die Entscheidung des Supreme Court dürfte die aktuelle Debatte um Diskriminierungen von Schwarzen im US-Gerichtswesen weiter anheizen. Kritiker führen an, dass die Staatsanwaltschaften und Gerichte häufig mit besonderer Härte gegen Afroamerikaner vorgingen. Nach Statistiken ergehen mehr als 40 Prozent der Todesurteile gegen Schwarze, wobei Afroamerikaner nur 13 Prozent der US-Bevölkerung repräsentieren. (AFP)

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