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US-Präsident Obama: Star der Stars

Der 44. Präsident der USA bringt den Glamour nach Washington zurück – und seine Frau prägt den neuen Stil.

Als CNN wieder ins Studio schaltete, brachen laute Protestrufe aus. „Nein, wir wollen Michelle und Barack auf dem Ball sehen“, rief eine Frau und griff nach der Fernbedienung. Begleitet von Seufzern der Erleichterung, fand sie das Paar auf ABC wieder. Beyoncé sang „At Last“, und der Präsident schwang seine Ehefrau im Kreis. Die fünf schwarzen Frauen im Aufenthaltsraum des Campingplatzes Cherry Hill waren aus dem Häuschen. Sie klatschten mit, sie tanzten, sie bewunderten das Ballkleid der First Lady: „Sie ist so wunderschön.“ Weil keine Hotelzimmer mehr zu bekommen waren, hatten sie ihre Familien mit Wohnmobilen herangekarrt, niemand sollte den historischen Moment verpassen – und dazu gehörten eben nicht nur die Zeremonie auf den Stufen des Capitols, sondern auch die Bälle danach. In den Zeitungen und im Fernsehen analysierten die Expertinnen am Tag danach den Auftritt des neuen Ersten Paares bis in Details. Passten Michelle Obamas grün- gelbe Handschuhe von einem Versandkaufhaus wirklich zum zitronengras gelben Designerkleid mit passendem Mantel, das Michelle Obama zur Amtseinführung und für die Parade getragen hatte? War das elfenbeinfarbene Ballkleid mit den Stoffblumen, dem Schmuck und dem asymmetrischen Schulterträger zu verspielt? Erinnerte es mehr an einen Schulabschlussball denn an ein Kleidungsstück, in dem die First Lady die Nation präsentieren sollte?

Über all das ließ sich trefflich streiten, nur über eines nicht: Michelle Obama setzt mit ihrem Sinn für Mode und Stil den Ton für die neue Regierung ebenso wie ihr Ehemann mit seinen Worten. Rein optisch hebt sie sich von dem braven Look ab, den ihre Vorgängerin Laura Bush bevorzugte. Die Wahl des Outfits der Designerin Isabel Toledo für die Amtseinführung signalisiere „einen Generationswechsel in der Frage, wie Frauen auf der nationalen Bühne aussehen können“, befand die Modekritikerin Robin Givhan in der „Washington Post“, „sie können mutig mit Farben spielen und ihre Macht, ihre Weiblichkeit und ihre Beine zeigen“.

Auch und gerade, wenn sie Kleidergröße zwölf tragen, so wie die hochgewachsene Michelle Obama, deren durchtrainierter Körper an all den natürlichen Stellen weibliche Rundungen zeigt. Einer, der das zu schätzen weiß, ist der Präsident. Bevor er noch auf dem ersten der zehn Bälle, die das Paar in der Nacht nach der Amtseinführung besuchte, seine Stimme für eine kleine Rede erhob, rief er ins Mikrofon: „Zuallererst: Wie gut sieht meine Frau aus?“

Barack Obama ist auch nicht verlegen, seine Zuneigung auf der Bühne vor tausenden Zuschauern im Saal und Millionen vor den Bildschirmen zu zeigen. Während seine Tanzschritte manchmal etwas ungelenk wirkten, griff er Michelle fest um die Hüfte und zog sie an sich, legte seine Wange an die ihre, genoss einen intimen Moment. Jamie Foxx, der den Ball moderierte, ließ sich prompt zu der Bemerkung hinreißen: „Seht her, unser Präsident weiß, wie man’s macht.“ Nach Beyoncé intonierten Shakira, Mary J. Blige, Faith Hill und Mariah Carey Stevie Wonders Hit „Signed, Sealed, Delivered”, begleitet vom Maestro selbst natürlich. Und das war erst der Anfang. Die Liste der Celebrities, die sich nach Washington aufgemacht hatten, las sich wie die einer Oscar-Nacht: Anne Hathaway, Steven Spielberg, Ron Howard, Spike Lee, Susan Sarandon, Tim Robbins, Lisa Marie Presley, Vanessa Williams, Marisa Tomei, Tobey Maguire, Ashley Judd, Maggie Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Josh Lucas, Matthew Modine, Ellen Burstyn.

Den ersten Tanz des Präsidentenpaars beim „Neighborhood Ball“ beklatschten auch Beyoncés Ehemann Jay Z, Smokey Robinson, Denzel Washington, Bruce Springsteen, Jamie Lee Curtis, John Cusack, Regisseur Steven Spielberg, Leonardo DiCaprio und Val Kilmer. Auf anderen Bällen ließen sich George Lucas, Ron Howard, Tom Hanks, Ben Affleck und Komiker Larry David blicken. Talkerin Oprah Winfrey fehlte ebenso wenig wie Demi Moore, Faith Hill, Mary J. Blige.

Obama holt die Stars nach Washington. Dabei zeichnet das Paar aus, wie mühelos es Starkult und Erdverbundenheit kombiniert. Auf dem „Neighborhood Ball“ tanzte der Präsident zu den Tönen Hollywoods, auf dem der Streitkräfte durfte Army Seargant Margaret H. Herrera an seiner Schulter ein paar Tränen verdrücken. Michelle Obama kombiniert nicht nur mühelos ihr 1500-Dollar-Outfit für die Amtseinführung mit den grünen Handschuhen eines Versandkaufhauses; auch damit, wer hinter den Designs steht, setzt sie Zeichen. Isabel Toledo, eine Einwanderin aus Kuba in New York, wurde von Michelle Obama in einem Laden in Chicago entdeckt. Jason Wu, der 26 Jahre alte New Yorker Designer des Ballkleids, wanderte aus Taiwan ein und gehört zu den vielen Kleinen in der Branche, die nicht die Mittel haben, um ihre Werke durch Werbung anzupreisen. Darum muss er sich jetzt keine Sorgen mehr machen.

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