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Papst Benedikt XVI. am "Ground Zero"

© dpa

USA-Reise: Papst am Ground Zero: "Tröste uns"

Papst Benedikt XVI. kniete am Sonntag am "Ground Zero" in New York nieder und verharrte mehrere Minuten im stillen Gebet. Die Angehörigen der Opfer empfanden bei seinem Besuch vor allem ein Gefühl: Trost.

Es ist ein unwirtlicher, ein gespenstischer Ort. "Ground Zero", New York, die Wolken hängen tief an diesem Sonntagmorgen. Es ist der letzte Tag der Papstreise in den USA, Benedikt konnte und wollte an diesem Ort des Grauens nicht vorbeigehen. "Oh, Gott der Liebe, des Mitgefühls, des Heilens, schau auf uns", spricht er in Erinnerung an die Terroranschläge vom 11. September 2001, bei denen 3000 Menschen ihr Leben ließen.

Papst Benedikt XVI. hält keine Rede an diesem Tag, er geht auch nicht auf das Problem des islamischen Extremismus ein, nimmt nicht einmal das Wort "Terrorismus" in den Mund. Er will alles Politische vermeiden. Der Papst kniet nieder und betet. "Führe diejenigen, deren Herzen und Seelen von Hass verzehrt werden, zu Deinem Weg der Liebe." Doch in Wahrheit sind es nicht die Worte, die an diesem Tag zählen - es ist die Geste.

Das Ziel der Reise: Wunden heilen

Schon der kranke Johannes Paul II. wollte hier am Ort der Anschläge beten. "Niemals Gewalt im Namen der Religion", so der Aufschrei des Polen nach dem Gewaltexzess vom 11. September. Sein Nachfolger auf dem Stuhl Petri schlägt an diesem Sonntag leisere, sanftere Töne an. Sein Gebet gleicht einer einzigen Bitte um Versöhnung, einer Bitte um Trost und Stärke bei der Überwindung des Hasses.

Noch bei seiner Reise in Regensburg im Sommer 2005 hatte Benedikt in einer tiefschürfenden Rede zum Thema Islam und Gewalt Stellung genommen; die muslimische Welt reagierte mit einer Welle der Empörung. Benedikt fühlte sich damals missverstanden. Heute, am Ort von "unvorstellbarer Gewalt und Schmerz", versucht er erst keine Analyse, diesmal wollte er Wunden heilen.

Wunden heilen - das war das übergreifende, das eigentliche Ziel seiner USA-Reise. In wenigen Ortskirchen der Welt herrscht ein solches Ausmaß an Frustration, an Verbitterung. Wie ein Makel hängt der Missbrauchsskandal noch heute, Jahre nach seiner Entdeckung, über der Kirche. Mit dem Treffen mit den Betroffenen ist Benedikt, der vermeintlich so kühle Mann, in den Augen vieler amerikanischer Gläubigen gleichsam über sich selbst hinausgewachsen. "Pope of Hope", meinte ein TV-Kommentator. "Jubel unter Tränen", beschrieb die Zeitung "USA Today" die Stimmung.

Das Thema der Reise: Reinigung der Kirche

Selten ist der Papst auf seinen bisher acht Reisen derart warmherzig aufgenommen worden. Im Weißen Haus empfing ihn US-Präsident George W. Bush - trotz aller unterschiedlichen Positionen über Irakkrieg, Todesstrafe und Globalisierung - mit offenen Armen, beinahe wie einen Freund. Bei einem Besuch in einer Synagoge in New York schien der hässliche Streit um die Karfreitag-Fürbitte wie weggeblasen. Und in den Vereinten Nationen dankten die Diplomaten dem Papst für seine Eintreten für Menschenrechte mit Standing Ovations.

Doch das alles dominierende Thema der Reise war der Missbrauchsskandal. "Purifikation", Reinigung der Kirche, verlangte der Papst bei einer Messe in New York. Das ist ein großes Wort. Seit 2002 ist der Skandal des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Priester und andere Geistliche bekannt. "Null Toleranz", wetterte der Vatikan damals. Mit aller Macht sollte durchgegriffen werden. Doch nicht nur die Organisationen der Missbrauchsopfer bemängeln, dass viele Schuldige noch immer nicht bestraft wurden. Nun müssen den großen Worten Taten folgen.

Peer Meinert, Nada Weigelt[dpa]

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