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Palin

© dpa

USA: Sarah Palin: Auch ohne Amt in den Schlagzeilen

Ob sie je wieder ein Wahlamt bekleiden wird, ist ungewiss. Aber allein von den öffentlichen Spekulation, dass es so kommen könnte, kann Sarah Palin inzwischen besser leben als von ihrer tatsächlichen politischen Karriere. Mit ihrem Buch verdient sie Millionen.

1,25 Millionen Dollar erhält die Republikanerin, die kurzzeitig Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin war, als Vorschuss für ihr Buch „Going Rogue: An American Life“.

Das ist mehr als die Summe der Gehälter aus ihren aktiven Jahren als Politikerin. Sechs Jahre war sie Bürgermeisterin der Kleinstadt Wasilla und zweieinhalb Jahre Gouverneurin von Alaska; nach etwas mehr als der Hälfte der Amtszeit trat sie im Frühjahr zurück, ohne eine überzeugende Begründung anzugeben. Den meisten Politikern in den USA wäre das als Flucht aus der Verantwortung ausgelegt worden. Doch die Loyalität ihrer Anhänger wirkt ungebrochen. Die „Washington Post“ bezeichnete Palin am Montag als derzeit einflussreichste Führungsfigur innerhalb der Republikanischen Partei.

Ihre Tantiemen für das Buch, das eine Ghostwriterin, Lynn Vincent, verfasst hat, werden den Vorschuss wohl noch weit übertreffen. Offiziell wird es ab dem 17. November verkauft, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Doch schon jetzt haben die Vorbestellungen den Titel auf Platz 2 der Bestsellerliste des Internetanbieters Amazon gehievt. Mit dieser steilen Erfolgskurve schlägt Palin sogar Barack Obama. Auch der hatte mit einem Buch seine Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur getestet. Im Herbst 2006 erschien „The Audacity of Hope“, gut zwei Jahre vor seiner Wahl. Der Erfolg dieses Titels sowie seiner autobiografischen Familiengeschichte „Dreams from My Father“ machten Obama zum Multimillionär.

In Palins Fall sind es noch drei Jahre bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2012. Geschickt sorgt sie dafür, in den Schlagzeilen zu bleiben, auch ohne ein Amt zu haben. Dieser Tage löste sie, zum Beispiel, einen Richtungsstreit in der Partei aus. Bei einer Nachwahl im Staat New York wird über einen Sitz im US-Kongress entschieden. Palin stellt sich gegen die offizielle Kandidatin der Republikaner, Dede Scozzafava, weil die ihr zu moderat sei und, zum Beispiel, Abtreibungen nicht kategorisch verdamme. Sie unterstützt stattdessen den Rivalen aus der Konservativen Partei, Doug Hoffman. „Ideologie trumpft für Palin Parteiinteressen“ kommentieren das US-Zeitungen.

Palin verteidigt sich mit einem Zitat Ronald Reagans: Es helfe nicht, „die Parteilinie aufzuweichen“, wenn man die Republikaner wieder an die Macht bringen wolle. Dafür sei Prinzipientreue nötig. Eine Anpassung an die Stimmung im liberalen New York nennt sie verächtlich „politics as usual“, den üblichen politischen Opportunismus. Der ist nicht ihre Sache. Die reine konservative Lehre, für die Sarah Palin nach eigenen Worten steht, begrenzt freilich zugleich ihre Aussichten. Sie kann die gläubigen Anhänger der Partei relativ leicht hinter sich versammeln und damit den Eindruck von Geschlossenheit erzeugen. Doch eine Mehrheit der Wähler lässt sich so wohl kaum gewinnen. Dafür müssten die Republikaner sich zur Mitte hin öffnen – das ist mit Palin nicht zu machen.

Zwei Gegner wollen vom Palin-Fieber profitieren und kündigen parallele Enthüllungsbücher über sie an. Levi Johnston, Vater des unehelichen Kindes der Palin-Tochter Bristol, will über private Gespräche im Hause Palin auspacken, „die ihr wirklich schaden können“. Einen Vorgeschmack hatte Johnston mit einem Artikel in „Vanity Fair“ gegeben, der Palin als Zynikerin darstellt, der es nur ums Geldverdienen gehe. Und die progressive Zeitschrift „The Nation“ kündigt ein Buch an, das den Titel ihrer Biografie als „Albtraum“ parodiert: „Going Rogue: Sarah Palin – An American Nightmare“.

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