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Vandalismus: Koblenz ist Graffiti-frei

In den meisten deutschen Städten nehmen Schmierereien drastisch zu. Koblenz ist für die Sprayer-Szene allerdings kein lohnendes Terrain mehr. Graffitis werden dort innerhalb von 24 Stunden beseitigt.

Berlin - Die Stadt sei praktisch frei von Farbschmierereien, kann Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann (SPD) vermelden. Ein speziell eingerichtetes Team mache erfolgreich Jagd auf alle neuen illegalen "Malereien".

Viele andere Städte in Deutschland verzweifeln hingegen angesichts ständig zunehmender Tags. Dabei ist Experten zufolge ein deutliches Nord-Süd-Gefälle festzustellen. In einem Drittel der Bundesländer stieg die Zahl der Graffiti-Delikte nach einer Umfrage im vergangenen Jahr drastisch an. In Hamburg nahmen nach Polizeiangaben diese Straftaten im Vergleich zu 2005 um knapp 29 Prozent auf fast 3500 zu, in Bremen sogar um 31 Prozent auf mehr als 1260. In Sachsen-Anhalt registrierten die Ermittler 27 Prozent mehr Delikte. Insgesamt wurden der Polizei dort mehr als 5200 Fälle gemeldet.

Von der Sprayer-Szene stark betroffen ist ebenfalls Brandenburg. Dort stieg die Zahl der Graffiti-Fälle im vergangenen Jahr um 31 Prozent. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) registrierte die Polizei mehr als 10.100 Delikte. Auch die sächsischen Kommunen bekommen ihr Graffiti-Problem trotz der seit 2005 verschärften Rechtslage, nach der das Anbringen von Graffitis grundsätzlich als Sachbeschädigung gilt, nicht in den Griff. Das LKA geht von einem weiteren Anstieg der Delikte im vergangenen Jahr aus, nachdem es im Jahr zuvor mehr als 6700 Fälle mit einem Gesamtschaden von 1,92 Millionen Euro gab. Die genauen Zahlen werden erst in der kommenden Woche vorgestellt.

Schäden von über 500 Millionen Euro jährlich

Die Schäden durch Sprayer sind immens. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) geht von mindestens 500 Millionen Euro aus, die jährlich für die Beseitigung der Schmierereien an öffentlichen und privaten Gebäuden aufgewendet werden müssen. "Da aber längst nicht mehr alle Schäden in den Kommunen beseitigt werden, liegt die eigentlich notwendige Summe noch deutlich höher", sagte DStGB-Rechtsexperte Uwe Lübking. So werden in Berlin aus Kostengründen Graffitis in vielen Grünanlagen und Parks nur noch ein Mal jährlich entfernt, großflächige an Mauern gar nicht mehr, hieß es.

Besonders betroffen von diesem Vandalismus ist die Deutsche Bahn. Das Unternehmen beziffert die Schäden auf jährlich mehr als 50 Millionen Euro. Rund 45.000 Fälle gab es 2005, wie ein Bahnsprecher sagte. Vor allem in den Ballungsgebieten nahmen die Delikte zu. Graffiti und Scratching seien vor allem in Großstädten weit verbreitet. Und dieser Trend habe sich auch 2006 abgezeichnet, sagte der Sprecher, ohne bereits Zahlen vorlegen zu können.

Rekordschäden in Berlin

In der Graffiti-Hochburg Berlin erreichten die Schäden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert. Nach vorläufigen Schätzungen beläuft sich dieser auf etwa 8,6 Millionen Euro, wie ein Unternehmenssprecher in Berlin sagte.

In Mecklenburg-Vorpommern hingegen ist die Zahl der Graffiti-Verunreinigungen an Zügen und Bahnhöfen 2006 erstmals seit Jahren wieder zurückgegangen. Es gab 340 Straftaten, wie Stefan Perschall vom Bundespolizeiamt Rostock sagte. 2005 waren 380 Graffiti-Delikte gemeldet worden. Möglicherweise greife die verstärkte Prävention von Polizei und Schulen, sagte Perschall: "Viele jugendliche Sprayer haben kein Unrechtsbewusstsein. Sie nehmen Graffiti als Kavaliersdelikt." (Von Wolfgang Schönwald, ddp)

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